Dschihadismus-Übersicht
Islamistische Aktivitäten in Syrien, dem Irak, Afghanistan, Ungarn, Italien und auf den Philippinen
Nach den verstärkten französischen und russischen Luftangriffen auf die Quasi-Kalifatshautstadt ar-Raqqa (vgl. Putin und Hollande: Verstärkter Krieg gegen IS) gibt es Medienberichte, denen zufolge die Führer der Terrorgruppe Islamischer Staat (IS) mit ihren Familien in die ebenfalls von ihnen beherrschte irakische Millionenstadt Mossul umziehen. Solch ein Umzug würde militärisch insofern Sinn ergeben, als Mossul deutlich größer ist als die 200.000-Einwohner-Stadt ar-Raqqa, weshalb sich die IS-Führung dort besser in der Zivilbevölkerung verstecken könnte. Eine angeblich von anonymen Exil-Raqqanern befütterte Website behauptet dagegen, dass die IS-Führung in ar-Raqqa bleibt. Überprüfbar sind diese Medienberichte nicht, weil Reporter ihren Kopf riskieren würden, wenn sie das vor Ort versuchen.
Bei den Luftschlägen sollen in ar-Raqqa in den letzten Tagen mehrere Dutzend Terroristen ausgeschaltet worden sein. Auch das ist schwer überprüfbar, wie neue Meldungen zum bekanntesten deutschen IS-Terroristen Denis Cuspert alias "Deso Dogg" zeigen: Der ehemalige Gangsterrapper wurde bereits mehrmals als getötet gemeldet - zuletzt am 16. Oktober durch das Pentagon. Nun haben deutsche Sicherheitsbehörden dem Spiegel nach einen danach aufgenommenen Telefonmitschnitt in die Hände bekommen, auf dem die Stimme des Vierzigjährigen angeblich eindeutig identifiziert wurde.
Tirad al-Dscharba alias "Abu Mohammed al-Schimali" - einen anderen Terroristen, der die IS-Terroristen in der westlich von Kobanê gelegenen Grenzstadt Dscharabulus anführen soll - will das US-Außenministerium mit einem Kopfgeld in Höhe von fünf Millionen US-Dollar ausschalten. Der 36-jährige gebürtige Saudi, der unter anderem auf der Terrorliste des UN-Sicherheitsrates steht, war vor dem Aufkommen des IS für al-Qaida tätig.
In Afghanistan, wo die Taliban al-Qaida in den 1990er und 2000er Jahren Unterschlupf gewährten, wird erneut um das Jumgantal gekämpft, das die Regierungstruppen erst von einem halben Jahr von den Islamisten zurückeroberten (die es damals zwei Wochen beherrschten). In einigen Meldungen ist sogar die Rede davon, dass es den Taliban erneut gelang, das Tal unter ihre Kontrolle zu bringen. Das Jumgantal liegt in der Provinz Badachschan, in der viele Pamiris leben. Sie werden manchmal zu den Tadschiken gerechnet (deren Nordallianz die Taliban in den 1990er Jahren bekämpfte), sprechen aber (wie die Paschtunen, aus denen sich die Taliban hauptsächlich rekrutieren) keine West-, sondern eine ostiranische Sprache.
Im Süden Afghanistans, im Bezirk Arghandab in der Paaschtunenprovinz Kandahar, griffen Taliban das Verwaltungsgebäude und die Polizeiwache an. Der Angriff begann mit einem Selbstmordattentäter, der sich in die Luft sprengte, und soll etwa eine halbe Stunde gedauert haben.
Russische Medien melden derweil ebenfalls schwer überprüfbare Erfolge der syrischen Armee, die angeblich die 60 Kilometer südlich von Homs gelegene und vorher von Dschihadisten beherrschte Stadt Sadad zurückerobern konnte. Auf Video dokumentiert ist die Ausschaltung eines Warlords der al-Nusra-Front, der von einem Geschoss getroffen wird, als er gerade ein Interview über die militärische Lage in der Provinz Hama gibt.
Etwas verlässlicher (aber weniger spektakulär) sind Meldungen zu Aktivitäten von Dschihadisten in Europa: Sie kommen zum Beispiel aus dem ungarischen Dorf Lőkösháza, wo die Polizei den britischen Konvertiten Trevor Brooks alias "Abu Izzadeen" festnahm. Er war nach Aufrufen zu Terroranschlägen und der Verurteilung zu einer Haftstrafe unter der Auflage freigelassen worden, nicht ins Ausland zu reisen. Brooks saß bei seiner Festnahme in einem Zug nach Rumänien. Was der 40-Jährige, der von einem zweiten zu einer Haftstrafe verurteilten Islamisten begleitet wurde, dort vorhatte, ist nicht bekannt. Möglicherweise wollte er sich über Bulgarien und die Türkei in das Kalifat absetzen.
Nicht festgenommen wurden dagegen fünf Männer, deren Namen die US-Bundespolizei FBI der Repubblica zufolge den italienischen Behörden mit dem Hinweis übermittelte, dass sie Terroranschläge auf den Petersdom, den Mailänder Dom und die Mailänder Scala planen.
Auf den Philippinen hat die islamistische Terrorgruppe Abu Sayyaf währenddessen eine Geisel aus Malaysia enthauptet, für die sie vorher ein Lösegeld gefordert hatte. Der Mann war nicht am Ort seiner Ermordung, sondern in Sabah im Norden der Insel Borneo entführt worden, der an den islamisch dominierten Teil der Philippinen grenzt. Najib Razak, der Premierminister des islamisch dominierten Staates Malaysia, verurteilte das seinen Worten nach "grausame und barbarische Verbrechen" öffentlich und kündigte an, die Täter zur Rechenschaft zu ziehen.
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