EMA "in einer Diskussion mit Sinopharm"

Emer Cooke. Screenshot: TP

Bei einer Anhörung im EU-Parlament lässt die Direktorin der EU-Arzneimittelbehörde eine Frage zu geopolitischen Faktoren bei der Impfstoffzulassung unbeantwortet

Heute Vormittag fanden im EU-Parlament zwei Anhörungen zu den Corona-Impfungen statt: Sandra Gallina, die Chefverhandlerin mit den Corona-Impfstoff-Herstellern, beantwortete Fragen des Haushaltskontrollausschusses, und Emer Cooke, die Direktorin der EU-Arzneimittelbehörde EMA, stand den Mitgliedern des Gesundheitsausschusses Rede und Antwort.

Nicht nur die Impfstoffbeschaffung funktioniert schlecht

Dabei hielten sich beide mit konkreten Informationen eher zurück, wichen unangenehmen Fragen mit Selbstverständlichkeiten aus oder ließen sie unbeantwortet. Das Format der Videokonferenz, das hier um einiges schlechter funktionierte als in den vom Volk genutzten Lösungen wie Zoom und Teams, kam ihnen dabei ebenso zugute wie die Moderatoren der Anhörung.

So ging etwa Cooke nicht auf die Frage ihres in der Linksfraktion sitzenden irischen Landsmanns Michael Wallace nach geopolitischen Faktoren bei der Zulassung von Impfstoffen ein. Zu Fragen, ob chinesische Anbieter Zulassungsanträge gestellt haben, meinte sie, man befinde sich "in einer Diskussion mit Sinopharm" und hoffe, "dass wir in der Lage sind, auch diesen Impfstoff zu evaluieren".

"Neue Studien zu Thrombosen"

Das Auskunftsersuchen des italienischen Lega-Abgeordneten Marco Dreosto, warum die EMA für Zulassungen länger braucht als ihr US-amerikanisches Äquivalent FDA ließ die gelernte Pharmazeutin ebenfalls unbeantwortet, suggerierte aber, das könne daran liegen, dass Firmen der FDA schneller Daten liefern als der EMA. Ob das vielleicht mit den Daten zusammenhängt, die die EMA fordert, blieb offen.

Daten aus der Notfallzulassung von Impfstoffen, durch die Ungarn bereits jetzt chinesische Sera zur Verfügung hat, will Cooke nach eigenen Angaben gerne nutzen, wenn sie ihr zur Verfügung gestellt werden. Hinsichtlich der neuen Erkenntnisse zu Nebenwirkungen des Astrazeneca-Impfstoffs meinte sie nur, man brauche nun "neue Studien zu Thrombosen". Hier hatte sie die Lega-Abgeordnete Simona Baldasarre darauf aufmerksam gemacht, dass 21Prozent der Frauen in den EU-Mitgliedsländern die Pille nehmen und dass vier Prozent der Bevölkerung genetisch anfälliger für Thrombosen sind (vgl. Corona-Impfung kann Thrombozyten aktivieren und EMA: Weiterimpfen, aber auf Symptome achten).

Astrazeneca als Sündenbock?

Im Haushaltsausschuss schob Sandra Gallina die Schuld für alle Schwierigkeiten Astrazeneca zu: Das Unternehmen lege eine "schlechte Haltung" an den Tag und liefere nicht nur weniger Impfstoff, als es in Aussicht stellte, sondern produziere auch in lediglich einer anstatt in fünf Anlagen. Auch hier blieb offen, warum die vier anderen Anlagen keinen Impfstoff herstellen. Das könnte an Versäumnissen des Unternehmens liegen - aber auch an der Langsamkeit der EMA, von der solche Anlagen genehmigt werden müssen, bevor sie laufen dürfen.

"Reader und Browser" für die Verträge "sehr kompliziert"

Die eigene Langsamkeit bei der Zugänglichmachung der Verträge mit den Lieferanten erklärte Gallina mit "technischen Problemen". Auf die Nachfrage hin, was konkret diese technischen Probleme sind, meinte sie "Reader und Browser" für die Einsichtnahmeverfahren seien "sehr kompliziert".

Auf die Frage des tschechischen Christdemokraten Tomáš Zdechovský, ob das Ziel, bis Ende des Sommers 70 Prozent der Bevölkerung zu impfen, ohne "andere Unternehmen" noch erreichbar sei, meinte die Italienerin, man werde den Hersteller von Sputnik V nun "vor Ort überprüfen", das sei aber "der gleiche Prozess wie bei jedem anderen Hersteller auch" (vgl. EU-Binnenmarktkommissar sieht "absolut keinen Bedarf" für Sputnik V).

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