EXPO senkt die Preise für die Abendkarte
Die Verantwortlichen geben dem öffentlichen Druck teilweise nach.
Nachdem diverse Politiker und Organisationen immer wieder eine Senkung der Eintrittspreise gefordert hatten und auch die Pfingsttage nicht den erhofften Besucheransturm brachten, senkt die EXPO ab dem 14. Juni für einen bestimmten Zeitraum den Preis für das Abendticket.
In den ersten acht Tagen der Weltausstellung besuchten nur 646.000 Menschen die EXPO 2000 in Hannover. Erwartet wurden pro Tag über 150.000 Gäste, damit zeigt sich für die Weltausstellung vorerst ein weiteres Minusergebnis. Politiker und Sponsoren sind nach Angaben von "heise news" mit dem bisherigen Verlauf der EXPO nicht zufrieden und schieben einen Teil der Verantwortung auf die hohen Preise und das schlechte Marketing. Lediglich der niedersächsische Ministerpräsident Gabriel verteidigte bislang die EXPO-Preise.
Kein Wunder, denn Niedersachen und der Bund müssen im Fall eines EXPO-Defizits dafür haften. Bertelsmann denkt inzwischen laut über eine eigene Produktion von Werbefilmen zur EXPO nach und möchte die Fernsehsender überzeugen, diese gegebenenfalls kostenlos auszustrahlen. Der Druck auf die EXPO nahm schon vor dem Pfingstwochenende zu, doch statt die Preise zu senken, entschloss man sich, die Seilbahnfahrten für Kinder kostenfrei zu halten und den Besuchern über die TUI-Guides kostenlose Führungen anzubieten.
Abendkarte für nur 10 DM nebst kostenlosen Parkplatz
Anscheinend haben aber auch diese Marketingmaßnahmen nicht sonderlich gefruchtet, denn nun bröckelt auch die Preisgestaltung. Nach Angaben des ARD-Videotextes wird man mit dem 14. Juni die EXPO am Abend ab 19 Uhr statt für 24 DM für 10 DM besuchen können, allerdings nur befristet bis zum 2. Juli. Damit dieses Angebot wirklich einen neuen Anreiz darstellt, kann ab dem gleichen Zeitpunkt auf den EXPO-Parkplätzen kostenlos geparkt werden. Nach Angaben der EXPO wurde der 14. Juni auch deshalb gewählt, weil die Bundesrepublik an diesem Tag vor 10 Jahren den EXPO-Zuschlag für Hannover erhielt. Doch das klingt ziemlich scheinheilig, denn die EXPO muss dem Besucherschwund entgegen treten und will bestimmt nicht mit den Besuchern das damalige Ereignis feiern.
Auch wenn dieser neue Preis weitere Besucher anlocken soll, das Preissystem der EXPO wird immer verwirrender. Vielleicht sollte sich das Management der Weltausstellung ein Beispiel an den Veranstaltern der "EXPO am Meer" in Wilhelmshaven nehmen, die kurzerhand die Tageskarte für 36 DM so gewandelt haben, dass der Besucher die unterschiedlichen Gelände- bzw. Ausstellungsorte an verschiedenen Tagen besuchen darf. Wer es also an einem Tag nicht schafft, die Ausstellung "OCEANIS" auch noch zu besuchen, kann an einem anderen Tag mit der gleichen Karte wiederkommen.
Vielleicht können sich die EXPO-Macher mal in Wilhelmshaven technisch beraten lassen, wie man das Controlling löst, damit die EXPO-Besucher zum Beispiel auch an einem Tag das West- und an einem anderen Tag nur das Ost-Gelände mit dem gleichen Ticket besuchen könnten. Bislang darf man das Gelände ja nicht einmal schnell zum Shopping in der Innenstadt verlassen. Selbst ein zwischenzeitlicher Besuch der hannoverschen EXPO-Projekte wie des Regenwaldhauses oder des Zoos ist bislang nicht möglich. Diese Einschränkung gilt ebenso für die Besitzer einer Monatskarte, auch sie dürfen das Gelände nicht mehrfach am Tag betreten bzw. verlassen.
Vorbei sein muss es auch mit undurchsichtigen Vergünstigungen, denn kann man im Ernst glauben, dass das Kassensystem Wehrpflichtige als Begünstigte erkennt, Zivildienstleistende jedoch nicht? Wenn es Gruppenpreise für die Sportjugend gibt, dann müsste es auch Gruppenpreise für die Jugendfeuerwehr geben. Warum gibt es nicht einfach Ermäßigungen für alle Jugendgruppen ab einer bestimmten Personenanzahl? Warum müssen sich diese Gruppen auch noch drei Wochen im voraus anmelden?
Für den kommenden Montag sind weitere Sonderaktionen angekündigt, doch darf man dabei nicht vergessen, dass für eventuellentstehende Defizite auch die politische Bereitschaft vorhanden sein muss, hier den EXPO-Verantwortlichen finanzielle Rückdeckung zu geben. Ansonsten kann man schon heute einen politischen Untersuchungsausschuss einsetzen. Der Bundesrechnungshof wird ab November auch mit dem EXPO-Verantwortlichen abrechnen, denn spätestens nach der Weltausstellung muss Rechenschaft abgelegt werden. Dann erst wird sich herausstellen, ob die EXPO erfolgreich oder ein Flop war. Zur Zeit erleidet die EXPO 2000 nur einen finanziellen Schaden, aber es beeinträchtigt auch das politische Ansehen der Bundesrepublik. Es muss endlich ein klares und endgültiges Konzept auf den Tisch.