Ein ehemaliger Geldwäscher packt aus

Von Geldwäsche per Kunsthandel und Geldwäschern im staatlichen Auftrag

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Er war Geldwäscher und Berater von Drogenschmugglern: Ken Rijock, 59. Heute arbeitet er für die Gegenseite, berät Strafverfolgungsbehörden bei ihrem Kampf gegen Geldwäsche. Seine Zentrale ist Miami, sein Zielgebiet aber ist die Welt.

Der mit militärischen Ehren ausgezeichnete Vietnamveteran kämpft heute an unsichtbarer Front. Anders als die Kriege in Südostasien wirken die Verteilungskämpfe im Finanzsektor für Außenstehende nicht gewalttätig. In Wahrheit aber werden mit Geldwäsche nicht nur Auseinandersetzungen mit Waffengewalt finanziert, sondern auch die legale Wirtschaft beeinflusst. Um jeden einzelnen zu schützen vor den Folgen von Geldströmen aus kriminellen Geschäften, unterrichtet Rijock heute das FBI, den Criminal Intelligence Service Kanadas, die amerikanische Luftfahrtbehörde und private Ermittler. Hin und wieder schlüpft er wieder in seine alte Rolle und spielt den Geldwäscher – als Undercover-Agent oder für Fernsehsendungen.

Ken weiß, wovon er redet. Immerhin war er als Anwalt zehn Jahre lang in Nord- und Südamerika auch Geldwäscher und kam dafür ins Gefängnis. Dann wechselte er die Seiten und sagte im US Kongress aus. Heute berät er Spielfilmproduzenten und schreibt selbst.

Das Ermittlungsverfahren gegen den Kunstmäzen Alberto Vilar überrascht ihn nicht. Was kaum bekannt ist: gerade der Handel mit Kunst und Antiquitäten ist ein Schwerpunkt der Geldwäsche. Auf Anfrage erläutert Rijock: „Der Boom bei Galerien und Kunstmessen in Deutschland und anderen Ländern ist ein klares Indiz für heftige Geldwäscheaktivitäten; speziell von Drogenkartellen.“

Auch die aktuellen Ermittlungen gegen die Helfer von Ex-Diktator Pinochet sind eng mit Rijock verknüpft. „Ich fand einen ehemaligen Banker Pinochets mit Hilfe seiner Maklerlizenz aus Florida“, erzählt er auf Anfrage. Einige entzögen sich Verurteilungen auch durch eine spektakuläre Flucht. So wie George, der sich ausgerechnet nach China absetzte. Andere hingegen werden nicht verurteilt, ja es wird noch nicht einmal ermittelt, so wie im Fall des panamesischen Diktators Noriega. Davon erfahre man dann nur hinter vorgehaltener Hand. Ebenso wie in einem Fall, in der Rijock ermittelte und feststellte, dass seltsame Verbindungen zu russischen Geheimdiensten auftauchten.

Doch auch die eigenen Nachrichtendienste seien in Geldwäsche verwickelt, weiß Rijock: „Auch Strafverfolger und Dienste brauchen schwarze Kassen und somit Bargeld“, stellt er fest. Es sei weltweit bei allen Nachrichtendiensten üblich, Mitarbeiter zu kriminellen Geschäften zu bringen, berichtet er auf Anfrage. Der Fachmann erinnert sich, dass er in seiner ganzen Zeit als Geldwäscher nie kontrolliert worden sei. So habe er buchstäblich kistenweise Bargeld verschoben. Der Zoll habe stets weggesehen.

Ernüchternd berichtet er von einem Einsatz gegen Geldwäscher, die gestoppt wurde, weil die Geldwäscher für die CIA gearbeitet haben. „Was ich nicht wusste, war, dass die größte, am längsten bestehende Geldwäsche einen Schutzengel hatte: die CIA“, erinnert sich Rijock. „Acht der zwölf Direktoren der Geldwäsche-Firma hatten Kontakte zur CIA, sei es als frühere Mitarbeiter, Verbindungsleute oder Quellen, oder als direkte Mitarbeiter. Es war die CIA, die unsere Ermittlungen stoppte – aus Gründen der „nationalen Sicherheit“, wie es hieß.“ Wenn aber Geldwäsche im staatlichen Auftrag geschieht, gegen wen werden dann Geldwäschegesetze wirklich angewendet?