Eine Woche arbeitsfrei und ein sechsmonatiges "Pleitemoratorium"
Wie Russland auf Covid-19 reagiert
In Russland haben diese Woche alle Arbeitnehmer außer diejenigen in versorgungsnotwendigen Bereichen wie dem Lebensmittelhandel, dem Gesundheitswesen , dem Bankenwesen und den Verkehrsunternehmen bezahlt arbeitsfrei. Das soll die Verbreitung des Sars-CoV-2-Virus eindämmen. Vorher hatte man dort versucht, die Ausbreitung der Epidemie durch Quarantänemaßnahmen für Einreisende und Kontaktpersonen sowie durch Kontrollen und Einreisesperren an den Grenzen zu China in den Griff zu bekommen.
Nachdem die Infektionszahlen trotzdem stiegen schloss Russland am 15. März die Fußballstadien. Am 22. und 23. März folgten Schwimmbäder, Fitnesscenter und Schulen sowie ein Verbot von Veranstaltungen mit über 50 Personen. Sergej Sobjanin, der Moskauer Bürgermeister, ordnete am 23. März zusätzlich eine ab 26. März gültige Ausgangssperre für alle Einwohner ab dem 65. Lebensjahr an. Diese Ausgangssperre gilt seit dieser Woche für alle Moskauer, wobei Lebensmitteleinkäufe, Arbeitswege und Arztbesuche - wie in anderen Ländern auch - erlaubte Ausnahmen sind.
Kein "Rettungspaket" wie in Deutschland oder den USA
Zu den wirtschaftlichen Maßnahmen, die der russische Staatspräsident Wladimir Putin verkündete, gehören eine gesetzliche Verlängerung der Kreditfristen für Personen, deren Einkünfte coronakrisenbedingt um mindestens 30 Prozent sanken, ein sechsmonatiges "Pleitemoratorium" für Gaststätten, Hotels und andere besonders betroffene Betriebe, sowie eine Senkung der Versicherungsprämien. Um das zu finanzieren will der eurasische Staat wenn möglich keine neuen Schulden machen, sondern Finanztransfers in Steueroasen mit 15 und Einkünfte in Investitionen ab umgerechnet knapp 12.000 Euro mit 13 Prozent besteuern.
Ein riesiges "Rettungspaket", wie in Deutschland (vgl. Corona und die Selbstentmachtung der Parlamente) oder den USA (vgl. US-Coronahilfspaket: Aus 1,2 Billionen Dollar wurden im Senat 2), soll es vorerst nicht geben.
"Medizinische Mobilmachung" des russischen Militärs
Ein dritter Schritt zur Vorbereitung auf eine weitere Ausbreitung der Seuche ist eine - wenn man so will - "medizinische Mobilmachung" des russischen Militärs, das seine Lazarette für eine Öffnung vorbereitet und sein Personal für die Behandlung von Zivilisten zur Verfügung stellt. Nicht nur in Russland, sondern auch in Italien, wohin Wladimir Putin nach einem Telefonat mit dem italienischen Staatspräsidenten Giuseppe Conte am 21. März außer Schutzausrüstungen und medizinischem Gerät auch acht Sanitätsbrigaden fliegen ließ.
Sie versorgen nun im besonders betroffenen Bergamo (vgl. Covid-19: Quarantäneregeln gelten nun in ganz Italien) in 65 provisorisch umgestalteten Pensionen betagte italienische Covid-19-Patienten. Andere russische Spezialeinheiten desinfizieren in dieser lombardischen Stadt öffentliche Einrichtungen mit fahrbaren Trockendampfreinigern. Wie lange sie das dort noch machen, hängt womöglich nicht nur von der Covid-19-Entwicklung in Italien ab, sondern auch von der in ihrer Heimat.
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