Electronic Arts und Sony in der Kreide

Quartalsberichte zeigen Strukturschwächen im digitalen Unterhaltungsmarkt

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Gestern gaben sowohl die Videospielschmiede Electronic Arts, als auch der Technologiekonzern Sony ihre Ergebnisse für das erste Quartal des Finanzjahrs 2000/2001 bekannt. Mit erheblichen Umsatzeinbrüchen und insgesamt negativer Gewinnlage zeigten sich beide Firmen gebeutelt von strukturellen Umstellungen u.a. im Konsolenmarkt.

Electronic Arts verbuchte im ersten Quartal des laufenden Geschäftsjahres Umsätze in Höhe von US$ 154,8 Mio. im Gegensatz zu US$186,1 Mio. im Vorjahr. Nettoverluste beliefen auf US$42,3 Mio. im Gegensatz zum Nettogewinn von US$2,3 Mio. letztes Jahr. Die Sony-Gruppe - die Dachgesellschaft der Playstation-Herstellerfirma Sony Computer Entertainment - konnte zwar mit 1.562 Milliarden Yen (ca. DM 30 Milliarden) ein Umsatzplus von 5% gegenüber dem Vorjahr verbuchen. Allerdings lagen die Einnahmen im negativen Bereich mit einem Minus von 88 Milliarden Yen (ca. DM 1,6 Milliarden). Im letzten Quartal des Vorjahres verbuchte die Gruppe einen Gewinn von 18 Milliarden Yen (ca. DM 343 Mio.). Ausschlaggebend für die hohen Verluste war im Fall von EA Strukturschwäche im Markt. Sony hingegen musste ein einmaliges Defizit von 101,7 Milliarden Yen (ca. DM 1,9 Milliarden) wegen der Umstellung auf das US-Filmbuchhaltungssystem hinnehmen.

Wie Electronic Arts berichtete, lagen die Ursachen für die schwache Konjunkturlage vor allem in den amerikanischen und europäischen Märkten. Keine neuen Playstation- und N64-Titel im neuen Jahr in den USA, und kaum N64-Verkäufe in Europa führten zu einem Umsatzminus von zwischen 20% und 30%. In Japan hingegen vermehrten sich die Umsätze um 250%, in erster Linie wegen der Lieferung von EA's erstem Playstation2-Titel, welcher die besten Verkaufszahlen während des Quartals erreichte. Ferner wurde als Negativfaktor die Schwäche des Konsolenmarktes wegen des bevorstehenden Spielplattformwechsels in Europa und in den USA angeführt. Im Gegensatz zu anderen ähnlich durch die Strukturschwäche gebeutelten Spielschmieden gab sich CEO Larry Probst zuversichtlich:

"Wie erwartet war das erste Quartal mit dem Eintritt in den saisonal bedingten, langsamen Sommer vor der Playstation2-Produkteinführung eine herausfordernde Phase. Momentan konzentrieren wir uns auf unsere strategischen Prioritäten. Wir wollen rechtzeitig zum Playstation2-Launch im Oktober Produkte fertig entwickeln und unseren Marktanteil im PC-Bereich weiter ausbauen. Wir freuen uns auf die Einführung der PS2 in Europa und Amerika und sind mit unseren Lieferplänen für neue Produkte für diese spannende neue Plattform im Zeitplan!"

Somit werden auch Erwartungen bzw. Hoffnungen im Keim erstickt, dass EA eine Kehrwende einleitet und doch für Segas Dreamcast Konsole Spiele entwickelt. Im Juni erklärte COO John Riccitiello gegenüber Forbes, dass "jeder Dollar, den wir (EA) für ein Dreamcast-Spiel ausgeben, ein Dollar ist, den wir nicht für unsere Online- oder Playstation-Strategie haben." Obwohl Experten diese Entscheidung als Trugschluss werten, könnte sie im Endeffekt doch erfolgversprechend sein. Die Softwareschmieden Eidos und Acclaim zeigten sich beide finanziell schwer geschädigt von dem bisherigen Spielplattformübergang. Seit der Veröffentlichung des Jahresberichtes ist beispielsweise Eidos - einer der größeren Dreamcast-Spielhersteller - auf der Suche nach einem Übernahmepartner, bislang scheinbar ohne Erfolg. Auch Acclaim Entertainment Inc. musste Mitte Juli für das dritte Quartal gesunkene Umsätze von US$4.8 Mio. im Gegensatz zu US$80 Mio. im Vorjahr hinnehmen. Verluste in Höhe von US$49.7 Mio. trübten das Bild noch erheblicher: Letztes Jahr hatte die Firma im entsprechenden Quartal den Break-even geschafft. Als mögliche Gründe nannten Acclaim sowie Eidos den Preisverfall auf Grund der Überwindung der Strukturveränderungen im Markt.

Sonys riesiges Defizit wurde prinzipiell auf einmalige Veränderungen in US-Film-Buchhaltungsmethoden, sowie auf geringe Absatzzahlen im Bereich der Unterhaltungssoftware und -hardware in den USA und Europa zurückgeführt. Dagegen verlief der Konsolenübergang in Japan besser mit erhöhten Hardware- und Software-Verkäufen im Zusammenhang mit der Produkteinführung der Playstation2. Die Online-Zeitschrift "computer and video games" spekulierte allerdings, dass sich die immensen Kosten der Einführung der Playstation2 in Europa und in den USA vorerst negativ auf die Gewinnlage auswirken könnten. Dennoch ist die Playstation2 nach wie vor einer der Hauptaktivposten in ihrer E-Plattform-Strategie zur Verbreitung von kostenpflichtigen, digitalen Inhalten via Breitbandnetzwerken. Diesen Bereich betrachtet Sony als Schlüsselbereich für das weitere Wachstum.