Lara Croft vor ihrer härtesten Probe
Eidos: Verlustreiches Geschäftsjahr 1999
Im Geschäftsbericht für das Jahr 1999 hat der Videospielhersteller Eidos Interactive am 13. Juni 2000 einen Verlust in Höhe von 26,8 Mio. Pfund verzeichnet. Das steht einem Vorjahresplus von 39 Mio. Pfund gegenüber. Als Grund für den Rückgang gibt das Management Marktumwälzungen an.
Die Meldung folgt einer Reihe von Warnungen über Gewinneinbrüche in den letzten 6 Monaten. Besonders hart sei die Firma durch den Rückgang an verkauften Tomb-Raider4-Spielen getroffen worden. Die erwarteten Weihnachtszahlen waren nicht so eingetroffen wie erwartet. Am 24.3.00 war der Kurs der Firma um 30% eingebrochen. Den größten Anteil am Gewinn machte der Abverkauf von Anteilen am Unternehmen Opticom ASA in Höhe von £80,2 Mio. aus. Im Frühjahr hatte man den fehlenden Umsatz auf niedrigere Nachfrage auf Entwicklungsprobleme mit den neuen Spielsystemen Playstation2 (Sony) und Dreamcast (SEGA) zurückführen wollen. Demgegenüber gab die Financial Times Deutschland der zu "schmalen Produktpalette" der Firma, mit Lara Croft als einzigem Standbein, die Schuld.
Die momentane Lage der Firma sei laut Auskunft der Firmendirektion nicht nur symptomatisch für Eidos sondern für die ganze Industrie. Sowohl SEGA als auch Nintendo mussten in ihren Jahresberichten Gewinnrückgänge hinnehmen. Nun scheint auch die Entertainment-Softwareindustrie die Probleme der Konsolenhersteller zu spüren bekommen. Wie CEO Mike McGarvey heute wieder betonte, sei der ganze Markt in Bewegung, "nicht nur eine Firma".
Ankündigungen von drei neuen Konsolen für dieses und nächstes Jahr: Sonys Playstation2, Nintendos neues Spielsystem mit dem Codenamen Dolphin und Microsofts X-Box Konsole hielten die Branche in Limbo. Konsumenten wollen mit weiteren Anschaffungen warten, bis die neuen Systeme auf dem Markt sind. Eine zusätzliche Hürde für Umsatzerwartungen seien die Folgen der überhöhten Kosten für Forschung und Entwicklung für die neuen Spielplattformen, insbesondere im Falle der Sony Playstation2. Eidos wollte keinen Kommentar abgeben zum Anteil der Forschungsausgaben an dem negativen Resultat. Statt dessen verweisen sie auf eine Datamonitor-Studie, laut welcher der Wert des Marktes mit der Einführung von Online-Spielkonsolen auf $30 Milliarden bis 2005 steigen wird.
Mit einer auf Online-Plattformen ausgerichteten Strategie und weiteren Kooperationen im Offline-Unterhaltungsbereich, z.B. Verfilmung des Videospiels Tomb Raider mit Oscar Preisträgerin Angelina Jolie in der Hauptrolle, sowie weiteren Crossmedia-Vereinbarungen mit Hollywood- und Fernsehproduktionen, erwarten Analysten, dass sich die Lage wieder ausgleichen würde. Allerdings bräuchte die Firma noch bis Ende des Jahres, um wieder schwarze Zahlen zu schreiben. Momentan würden aber noch Playstation-Spiele mit 60 bis 70% den Löwenanteil des Umsatzes ausmachen.