EloKa - die Abhörtruppe der Bundeswehr

Der BND ist nicht die größte Lauschorganisation Deutschlands: Alles über die Elektronischen Kampfführung (EloKa)

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Seit Bekanntwerden der Snowden-Dokumente stehen die Machenschaften des amerikanischen Abhördienstes National Security Agency (NSA) und deren fragwürdige Zusammenarbeit mit dem Bundesnachrichtendienst (BND) im Mittelpunkt des öffentlichen Interesses. Ein Untersuchungsausschuss des Bundestages tut so, als wolle er die millionenfache Verletzung der Privatsphäre deutscher Staatsbürger aufarbeiten. Dabei ist der BND gar nicht mal die größte Abhörorganisation in der BRD. Die Bundeswehr betreibt vier Bataillone der so genannten Elektronischen Kampfführung (EloKa), die bei Auslandseinsätzen zum Einsatz kommen.

NATO APP-6a Electronic Warfare/ Taktisches Zeichen ELOKA

Der Begriff der "Elektronischen Kampfführung"

Der Name "Elektronische Kampfführung" (engl. Electronic Warfare - EW) ist irreführend, zumindest erklärungsbedürftig: Die EloKa gehört zur Fernmeldetruppe und verfügt über schätzungsweise 3.000 Soldaten und ist damit personalstärker als die Fernmeldeaufklärungsabteilung des Bundesnachrichtendienstes. Sie hat verschiedene Aufgaben:

Im Rahmen der Fernmelde- und Elektronischen Aufklärung (FmEloAufkl) werden die feindlichen Funkverkehre abgehört. International spricht man hier von der "Signal Intelligence" (SIGINT). Die SIGINT gliedert sich in zwei Bereiche: Im Rahmen der Communications Intelligence (COMINT) werden die Sprech-, Tast- oder Schreibfunkverkehre zur Informations- oder Befehlsweitergabe belauscht. Aufklärungsziel ist die Analyse der gegnerischen Gefechtsordnung (Organisation, Stärke und Ausrüstungsnachweisung - OSTAN bzw. engl. Order-of-the-battle - ORBAT), um Aufschlüsse über die Feindabsichten zu gewinnen, damit man rechtzeitig operative Gegenmaßnahmen einleiten kann. Über mitgehörte Feindgespräche bekommt man auch die gegnerischen Erkenntnisse über den eigenen Truppenaufmarsch gespiegelt und kann seine Einheiten entsprechend umgruppieren.

Bei der "Electronic Intelligence" (ELINT) geht es um das Erfassen der elektromagnetischen Abstrahlungen der gegnerischen Radar- und Funkanlagen zur Luftraumüberwachung, Raketen- oder Drohnensteuerung oder die Ausforschung seiner Computernetzwerke. Die Erfassung dieser telemetrischen Signale dient vor allem der technischen Identifizierung der verwendeten Gerätschaften des Gegners.

Zur Erfassung der gegnerischen Abstrahlungen (COMINT oder ELINT) gehört es auch, die Sendestation zu orten. Untergeordnete Sendestellen sind näher, höhere Befehlsstellen befinden sich weiter entfernt im Hinterland des Gegners. Hat eine Abhörstation in seinem Frequenzsuchlauf einen Sender entdeckt, meldet er dies den Peilern, die die Sendestelle dann orten. Dazu reicht nicht eine einzelne Peilstation aus, da diese nur die ungefähre Richtung nicht aber die Entfernung der Sendestation bestimmen könnte. In der Praxis setzt man gleichzeitig drei Peilstationen ein, die möglichst weit voneinander liegen. Ihre Messungen ergeben ein so genanntes "Fehlerdreieck", in dem sich der fragliche Sender befindet. Dieser kann dann durch Artillerie oder Luftangriffe zerstört werden.

Elektronische Unterstützungsmaßnahmen (EloUM) erfolgen mittels hochempfindlicher Empfangsgeräte, die feindliche Funkemissionen erfassen, aufzeichnen und detailliert auswerten, um daraus abgeleitet eventuell umgehend geeignete Gegenmaßnahmen einleiten zu können. Bekanntestes Beispiel ist das Radarwarngerät in Kampfflugzeugen und Hubschraubern.

Elektronische Gegenmaßnahmen (EloGM) dienen dazu, die gegnerischen Funkverkehre durch Störsender zu täuschen oder zu stören.

Elektronische Schutzmaßnahmen (EloSM) dienen dazu, die eigenen Fernmeldeverkehre gegenüber Ausspähung oder Störung zu schützen. Dies erfolgt u. a. durch Verschleierung oder Verschlüsselung der Kommunikation, strikte "Funkdisziplin" oder technische Maßnahmen und Verfahren.

In den letzten Jahren kam noch die Akustische Aufklärung (Acoutic Intelligence - ACOUSTINT) hinzu, dabei geht es um die Erfassung hydroakustischer Fernmeldeverkehre unter Wasser.

In der Heeresdienstvorschrift Hdv 290/610 "Die Elektronische Kampfführung im Heer" vom Januar 1976 heißt es:

Die Fernmelde- und Elektronische Aufklärung des Heeres ist ein wesentliches Mittel der Nachrichtengewinnung. Dies gilt nicht nur für den Verteidigungsfall, sondern auch schon für den Frieden. Sie liefert der politischen und militärischen Führung allgemeine und aktuelle Ergebnisse, die bei rascher Auswertung wichtige Erkenntnisse über die Absichten des potentiellen Gegners vermitteln.

Geschichte der EloKa-Truppe

Der Aufbau der EloKa-Truppe begann kurz nach Gründung der Bundeswehr. Im Jahr 1956 wurde das Fernmeldebataillon 51 in Bergisch-Gladbach aufgestellt; allerdings dauerte es bis 1960/61, bis die EloKa-Truppe tatsächlich einsatzfähig war. Der erste wichtige Aufklärungseinsatz der EloKa-Truppe erfolgte mit der Kuba-Krise im Oktober 1962.

Der nächste wichtige Aufklärungseinsatz der EloKa war der sowjetische Einmarsch in die CSSR am 21. August 1968 zur Niederschlagung des so genannten "Prager Frühlings". Eine möglichst genaue Lageerfassung durch die EloKa-Truppe war überlebenswichtig zur Stabilisierung der Krise, da es an der deutsch-tschechischen Grenze wiederholt zu Zwischenfällen kam: So konnte ein sowjetischer Panzerfahrer, der die Orientierung verloren hatte, nur durch das beherzte Eingreifen eines tschechischen Grenzpolizisten daran gehindert werden, mit seinem Kampfpanzer T-55 bei Schirnding auf NATO-Gebiet vorzustoßen. Ob auch Bundeswehrsoldaten irrtümlich mit ihren Fahrzeugen auf tschechisches Territorium vordrangen, muss hier offen bleiben.

Fernmeldesektorturm mit horizontaler Erweiterung für das LAPAS-Projekt auf dem Thurauer Berg bei Woltersdorf im Landkreis Lüchow-Dannenberg (Niedersachsen). Bild: Thorsten Bätge/CC-BY-SA-3.0

Ab den sechziger Jahren saßen die Fernmeldeaufklärungskräfte in Betontürmen auf Bergspitzen auf beiden Seiten entlang der innerdeutschen Grenze. Wichtige westdeutsche und alliierte Abhörstationen auf Seiten der NATO waren der Thurauer Berg, Stöberhai, Hohe Meissner, Wasserkuppe, Großer Kornberg, Schneeberg, Hoher Bogen und der Teufelsberg in Westberlin, etc.. Auf der anderen Seite der Mauer saßen die Funkhorcher der Nationalen Volksarmee, des Ministeriums für Staatssicherheit (Abteilung II) oder der russischen Glawnoje Raswedywatelnoje Uprawlenije (GRU) in Gadebusch, Holzhausen, auf dem Brocken, in Frankenheim, Oberwiesenthal und Dylen, etc. und machten das Gleiche mit ähnlichen Geräten und Methoden. Mit der deutschen Wiedervereinigung wurden die Abhörtürme ab 1990/91 geschlossen und gesprengt.

Sofern Gespräche über Funk nicht durch Sprachverschlüsselungsgeräte verfremdet werden, kann man sie einfach mithören. Funktexte werden i. d. R. verschlüsselt und z. B. als so genannte 5-Zahlen-Sprüche über Funk versendet und müssen dann erst aufwendig in den Auswertestellen decodiert werden: 35738 Trennung 83454 Trennung 90879 …. Für die Fernmeldeaufklärer heißt es dann pro Minute rund 150 Zahlen hören, erkennen und niederschreiben, während schon die nächste Ziffer über Funk hereinkommt.

Die Reichweite der Funkerfassung ist abhängig von der Energieabstrahlung der Sendestation, den atmosphärischen Ausbreitungsbedingungen und der Leistungsfähigkeit der Abhöranlagen. In der Regel hörte die Bundeswehr die Truppenverbände in der DDR und der CSSR bis zu einer Tiefe von circa 300 km ab. Damit drang die EloKa weit tiefer in das Feindgebiet ein, als es etwa mit Spähpanzern oder den Mitteln der aufklärenden Artillerie möglich gewesen wäre. Bei Überreichweiten durch Inversionswetterlagen konnten die EloKa-Kräfte sogar irgendwelche sibirischen Waldfeuerwehren abhören.

Seit den neunziger Jahren ist die EloKa-Truppe an den Auslandseinsätzen der Bundeswehr beteiligt. Die Einsatztaktik wurde im Rahmen der Vernetzten Operationsführung (NetOpFü) soweit weiterentwickelt, dass die Fernmeldeaufklärer die Informationen zur Identifizierung und Lokalisierung gegnerischer Ziele bereitstellen, damit der Operationsstab diese dann durch Artilleriebeschuss, Luftangriffe oder Kommandounternehmen zerstören lassen kann.

Als Aufklärungstruppe unterliegen die EloKa-Einheiten einer besonderen Geheimhaltung gemäß den einschlägigen Sicherheitsbestimmungen (SichhBestFmAufklBw). Während jede Bundeswehrkaserne bereits durch Stacheldraht nach außen hin abgegrenzt ist, sind die EloKa-Auswertungskräfte in einer besonderen Sperrzone innerhalb der Kaserne untergebracht, die nochmals durch Stacheldraht und Panzertür vom übrigen Kasernengelände abgegrenzt ist. Alle angehenden EloKA-Rekruten müssen sich einer Sicherheitsüberprüfung der Stufe II unterziehen. Dazu führt der Militärische Abschirmdienst (MAD) eine Befragung von Referenzpersonen aus dem Umfeld des Rekruten durch, der sich zum Schluss ebenfalls einer Befragung unterziehen muss.

Die Geheimhaltung führt dazu, dass die EloKA-Truppe bis heute selbst in Kreisen der deutschen Friedensbewegung kaum bekannt ist. Entsprechend gering ist die Informationslage. Viele Angaben fehlen oder sind überaltert. Zu den wenigen Autoren zu diesem Thema zählen der ehemalige EloKA-Nachrichtenoffizier Oberst a. D. Rudolf Grabau, der ehemalige Mitarbeiter beim Zentrum für Nachrichtenwesen Günther K. Weiße, der BND-Experte und Friedensforscher Erich Schmidt-Eenboom und Oberst a. D. Klaus Eichner (MfS-HVA). Zu den nennenswerten Online-Quellen zählt die Website von Manfred Bischoff.

Nur einmal erregte die EloKa eine größere öffentliche Aufmerksamkeit: Während einer sowjetischen Stabsrahmenübung auf dem Truppenübungsplatz in der Colbitz-Letzlinger Heide am 19. September 1984 hatte die Bw-EloKa einen Funkspruch abgehört. Der damalige Verteidigungsminister Manfred Wörner (CDU) ließ es sich nicht nehmen, daraus am 9. November 1984 in einer Bundestagsdebatte zu zitieren:

Lage für den 21. September, 24 Uhr: 2. Abteilung 15 km südostwärts Braunschweig, 3. Abteilung 6 km ostwärts Hornburg. Die Einheiten und Verbände erfüllten die nächste Aufgabe, bezogen den Abschnitt Hannover-Seesen. Die Brigade deckt die Einheiten und Verbände der Armee beim Vormarsch zur Konzentrierung, verstärkt die Sicherung der 14. Panzerdivision während der Entfaltung, Einführung zum Angriff. Einsatzräume der Brigade: die 1. Abteilung 10 km südlich Hannover, die 2. Abteilung Raum ostwärts Hildesheim, die 3. Abteilung Raum südwärts Peine.

Manfred Wörner

Die westdeutsche Zivilbevölkerung reagierte angesichts der "sowjetischen Eroberung von Niedersachsen" etwas konsterniert.

Das Kommando Strategische Aufklärung

Wie alle Bundeswehreinheiten unterliegt die EloKa-Truppe einem permanenten Reorganisierungs- und Modernisierungsprozess. Sie ist dem Kommando Strategische Aufklärung (KdoStratAufkl oder KSA) untergeordnet, das wiederum zur so genannten Streitkräftebasis (SKB) gehört. Die Streitkräftebasis wurde im Rahmen der Bundeswehrreform im Jahr 2000 aufgebaut. Einheiten der verschiedenen Teilstreitkräfte (Heer, Luftwaffe, Marine oder Sanitätsdienst), die die gleiche Funktion hatten, wurden unter einem einheitlichen Kommando zusammengefasst. Im Dienst tragen alle Soldaten denselben Kampfanzug und sind nur noch durch ihre Dienstgradschlaufen und Kopfbedeckungen bezüglich ihrer Teilstreitkraft zu unterscheiden.

Das Kommando Strategische Aufklärung wurde 2002 gegründet und hat sein Hauptquartier in Grafschaft-Gelsdorf (Philipp-Freiherr-von-Boeselager-Kaserne, Max-Planck-Strasse 17), der alten Zentrale des mittlerweile aufgelösten Zentrums für Nachrichtenwesen der Bundeswehr (ZNBw). Hier befindet sich ein in den neunziger Jahren erbauter sechsstöckiger Kommandobunker, der unter der Bezeichnung "Cheops-Pyramide" bekannt ist. Das Kommando wird von Generalmajor Jürgen Setzer geführt. Ihm unterstehen 5.500 Soldaten und 500 Zivilkräfte.

Zum KdoStratAufkl gehören außer der EloKa-Truppe die Abteilung für Informations- und Computernetzwerkoperationen (CNO) in Rheinbach-Wormersdorf (Tomburg-Kaserne, Münstereifeler Str. 75), die Zentrale Untersuchungsstelle der Bundeswehr für Technische Aufklärung (ZU-StelleBwTAufkl) in Hof (Oberfranken-Kaserne, Kulmbacherstraße 58-60), das Zentrum für Geoinformationswesen der Bundeswehr (ZGeoBw) in Euskirchen (Mercator-Kaserne, Frauenberger Straße 250) und die neugegründete Zentrale für Abbildende Aufklärung (ZAbbAufkl) in Gelsdorf, die für die deutschen Spionagesatelliten SAR-Lupe zuständig ist. Bei den modernen Streitkräfte ist die Photoaufklärung (Imagery Intelligence - IMINT) neben der Signal Intelligence (SIGINT) die wichtigste Aufklärungsquelle.

Günther K. Weiße beschrieb die Aufklärungsfunktion des KdoStratAufkl in seinem Buch "Informationskrieg + Cyber War" folgendermaßen:

Der Kommandostab des KSA führt und steuert die gesamte weltweite, weitreichende signalerfassende Aufklärung der Bundeswehr im Rahmen des 'Ständigen Aufklärungsauftrags - StAA' und damit auch die Aufklärung im Einsatzland, tauscht Informationen im Rahmen bestehender bilateraler Abmachungen mit Partnerdiensten aus und entwickelt Folgekonzeptionen für den umfassenden Einsatz von Sensoren im gesamten interessierenden Frequenzspektrum.

Dazu werden die eingehenden Informationen aus Fernmelde- und Satellitenaufklärung usw. zusammengefügt und in aktuelle taktische und technische Lagebeiträge umgesetzt, die an die Einsatz- und Meldezelle (EMZE) und die Informationszentrale "Militärische Nachrichtenlage" im Stab des KdoStratAufkl weitergereicht werden. Der KSA-Stab wiederum leitet seine Lageinformationen an den Führungsstab der Streitkräfte (Abteilung III) im Bundesministerium der Verteidigung in Berlin, an das Einsatzführungskommando in Potsdam oder an den BND mit seinem Führungs- und Informationszentrum (FIZ) in Berlin weiter. Dazu verfügt die Bundeswehr über mehrere Kommandosysteme. Bekannt wurden u. a. das Joint Analysis System Military Intelligence (JASMIN), das Gemeinsame Aufklärungssystem Technik (GAST) und das Heeresführungsinformationssystem für die rechnergestützte Operationsführung in Stäben (HEROS). Zur Geheimhaltung verfügt die Bundeswehr über verschiedene Kryptogeräte: ELCROBIT-3-2, ElcroDat, ELCOTREL-5, etc.

Die Einheiten der EloKa-Truppe

Die EloKa-Truppe gliederte sich bisher in mehrere ortsfeste Stationen (Fernmeldeaufklärungsabschnitte) und mobile Verbände (Elektronische Kampfführungsbataillone). Im Rahmen der derzeitigen Bundeswehrreform sollen allen ortsfesten Stationen mobile Einheiten zugeteilt werden. Während die ortsfesten Abhörstationen für die rund-um-die-Uhr-Aufklärung im Schichtbetrieb zuständig sind, stellen die mobilen Einheiten das Aufklärungspersonal bei Auslandseinsätzen der Bundeswehr und dienen der Aufnahme des Stationspersonals im V-Fall.

Die Bundeswehr verfügt heutzutage noch über vier mobile Bataillone. Außerdem wurde ein neues Auswertungszentrum eingerichtet.

Auswertezentrale EloKa

Bis Ende der neunziger Jahre hatten Heer, Luftwaffe und Marine jeweils ihre eigene EloKa-Auswertungszentrale. Das Eifelstädtchen Daun ist traditionell das Zentrum der EloKa-Kriegführung des Heeres. In der Heinrich-Hertz-Kaserne (Heinrich-Hertz-Str. 6) wurden die Erkenntnisse aus den Feldeinheiten gesammelt, ausgewertet und an die Bedarfsträger weitergeleitet. Bis in die neunziger Jahre war die HF-Aufklärungszentrale des Heeres im Gebäude 80 untergebracht, die FmEloAufklZentrale befand sich im Gebäude 51. Die Siemens-Computeranlage trug die Bezeichnung WALDKÖNIG IV. Die Auswertesysteme des Heeres waren damals unter den Codebezeichnungen HERMES und POSEIDON bekannt. Die Luftwaffe hatte ihre Zentrale Auswertung (ZAW) beim Fernmeldebereich 70 in Trier, der mittlerweile aufgelöst und dessen Personal nach Daun versetzt wurde. Die Marine betrieb ihre Auswertung beim Marinefernmeldestab 70 in Flensburg.

Am 14. März 2013 wurde eine neue gemeinsame Auswertezentrale (AuswZentrEloKa) für alle Teilstreitkräfte eingerichtet. Diese wird von den EloKa-Bataillonen mit aktuellen Lagemeldungen beliefert. Dazu gibt es normierte Spruchformate (INTREP, SITREP, TACREP, etc.), die im Alltagsbetrieb vermutlich stündlich oder bei Bedarf über Fernschreib-Standleitungen der Bundespost an die Zentrale abgeschickt werden. Die Zentrale wertet die eingehenden Meldungen aus, entwickelt daraus die EloKa-Lage und nutzt die Meldungen, um den Einsatzkräften vertiefende oder neue Aufklärungsziele zuzuweisen, damit über diese Nachsteuerung Aufklärungslücken gefüllt werden können. Ihre Erkenntnisse liefert die Auswertezentrale laufend an den Stab des KdoStratAufkl.

Zur Aufgabe der Auswertezentrale heißt es offiziell:

Das Ziel ist immer das gleiche: Nämlich die Bereitstellung von "actionable intelligence". Die jeweils gewonnenen Informationen werden miteinander korreliert und zu Hinweisen, Meldungen, Berichten und sonstigen, immer bedarfsträgerspezifisch aufbereiteten Produkten zusammengefasst. Auf diese Weise wird eine Teillage Fm/EloAufkl erstellt.

Die AuswZentr EloKa ist dem Kommando Strategische Aufklärung unmittelbar nachgeordnet. Dort werden die Produkte der EloKa mit den Aufklärungsergebnissen der Abbildenden Aufklärung (durch den Aufklärungssatelliten SAR-Lupe, G. P.) und weiteren Erkenntnissen, zum Beispiel aus offenen Quellen, zu einer Gesamtlage zusammengeführt. Um diesen Auftrag voll umfänglich leisten zu können, ist die AuswZentr EloKa für die fachliche Steuerung der EloKaBtl verantwortlich.

EloKaBtl 911

Das EloKaBtl 911 in der General-Thomsen-Kaserne in Stadum (Am Tannenberg 11) wurde im April 2013 aus dem ortsansässigen Personal des früheren Fernmeldeaufklärungsabschnitts FmAufklAbschn 911 aufgebaut. Kommandeur ist z. Zt. Fregattenkapitän Karsten Sinner. Der Verband betreibt die Großpeilanlage KASTAGNETTE mit einem Durchmesser von 400 m. Die Anlage wurde 1956 vom BND eingerichtet und zu Anfang der neunziger Jahre für 40 Millionen DM modernisiert. Somit ist das Bataillon quasi ein teilmobiler Verband.

Während des Kalten Krieges wurde die Großpeilanlage vom Bundesnachrichtendienst mitbenutzt. So konnte der BND 1982 während des Falklandkrieges die Funkverkehre der argentinischen Marine mithören, dechiffrieren und die Inhalte an den britischen Abhördienst Government Communications Headquarters (GCHQ) weiterleiten. Die Erkenntnisse aus den abgehörten und entschlüsselten Funkgesprächen, das so genannte "Gelbstrich"-Informationsmaterial, fand Eingang in die britische Operationsplanung. In wie weit der BND damit mittelbar Mitverantwortung für die Versenkung des argentischen Kreuzers "Admiral Belgrano" am 2. Mai 1982 trägt (323 Tote), ist nicht bekannt.

Bei der KFOR stellt das FmAufklBtl 911 seit dem 1. April 2013 den EloKa-Einsatzleitverband.

EloKaBtl 912

Das EloKaBtl 912 ist seit dem 17. September 2003 in der Clausewitz-Kaserne in Nienburg-Langendamm (Am Rehhagen 10) stationiert. Kommandeur ist z. Zt. Oberstleutnant Jochen Rosendahl. Das Bataillon verfügt über 8 Kompanien. Die 1. Kompanie ist die Stabs- und Versorgungskompanie, die 2. bis 6. Kompanie sind Einsatzeinheiten, die 7. und 8. Kompanie sind Ausbildungseinheiten. Die 6. Kompanie stellt u. a. das EloKa-Personal für die drei Flottendienstboote der Bundesmarine. Das Bataillon war u. a. auf dem Balkan, in Afghanistan, im Mittelmeer und vor der Küste Somalias im Einsatz.

EloKaBtl 931

Seit 1965 ist in der Heinrich-Hertz-Kaserne in Daun (Eifel) ein EloKa-Verband stationiert. Seit dem 14. März 2013 trägt er die Bezeichnung EloKaBtl 931. Das Bataillon unter dem Kommando von Oberstleutnant Thomas Herbusch umfasst rund 950 Soldaten und Zivilisten. Es rekrutiert sich aus dem Personal des alten FmAufklAbschn 931 und dem aufgelösten EloKa-Bataillon 922 aus Donauwörth. Das Bataillon gliedert sich in sieben Kompanien. Es betreibt u. a. das ortsfeste Antennenfeld ANTERRA, das 1996 errichtet wurde (Deckname: SCHWARZ?). Mit der Anlage kann der Funkverkehr weitreichend abgehört werden. Von Seiten der Bundeswehr heißt es dazu offiziell:

Aber auch zu Hause sind die Dauner rund um die Uhr an 365 Tagen des Jahres im Einsatz. Denn aus dem Standort Daun heraus wird mit modernster Technik ununterbrochen aufgeklärt. Am Puls der Zeit zu sein bedeutet für die Soldaten und Beamten der EloKa, Konflikte und Bedrohungen zu erkennen, noch bevor sie in den Nachrichten erscheinen. Die Frauen und Männer des Bataillons Elektronische Kampfführung 931 leisten damit einen wichtigen Beitrag zur weltweiten Krisenfrüherkennung, Konfliktbeobachtung und zur Unterstützung der Soldaten und Partner im Auslandseinsatz - und dies seit über 55 Jahren.

Kommando Streikräftebasis

Darüber hinaus war das Bataillon u. a. im Kosovo und in Afghanistan eingesetzt.

EloKaBtl 932

Das EloKaBtl 932 in der Burgwaldkaserne in Frankenberg (Marburger Str. 75) wurde bereits 1962 - unter anderem Namen - aufgestellt. Es wird seit Oktober 2013 von Oberstleutnant Holger Schmör kommandiert. Im Rahmen der laufenden Reform wird der Verband von 1.000 auf rund 700 Soldaten reduziert, gleichzeitig wird die Zahl der Kompanien von sieben auf fünf gesenkt. Die 1. Kompanie bleibt die Stabs- und Versorgungskompanie, die 2. Kompanie wird zukünftig die einzige mobile Bundeswehreinheit mit Schwerpunkt Stören und Täuschen sein, die 3., 4. und 5. Kompanie dient weiterhin der Fernmeldeaufklärung.

Die 5. Kompanie hat im Jahr 2013 vom aufgelösten EloKa-Bataillon 922 in Donauwörth den LEKE-Zug übernommen: Diese "Luftlandefähige Komponente für den Elektronischen Kampf zur Nahunterstützung im Einsatz" (LEKE) soll die Spezialstreitkräfte der Bundeswehr (SpezlKrH EGB und SEK M) unterstützen) Die bisherige 7. Kompanie als Ausbildungseinheit wird/wurde aufgelöst. Die Abhörstation vor Ort trägt den Codenamen GRÜN. Im Rahmen dieser Umstrukturierung wird die Kasernenanlage derweil saniert und modernisiert.

Das Bataillon stellt einen Zug für die NATO Response Force: In Wikipedia heißt es dazu: "Der NRF-Zug des Bataillons ist in kürzester Zeit einsatzbereit und verlegungsfähig, um so in Krisengebieten die Reaktionskräfte mit den Mitteln des Elektronischen Kampfes zu unterstützen." Das Bataillon war von 1996 bis 2004 wiederholt in ex-Jugoslawien (Bosnien und Kosovo) eingesetzt, seit Januar 2002 ist es ständig in Afghanistan im Einsatz.

Ausbildung

Zur Fachausbildung der Fernmeldeaufklärer Sprechfunk gehört das Erlernen der im Einsatzgebiet gebräuchlichen Fremdsprache. In Zeiten des Kalten Krieges war dies Russisch oder Tschechisch, in den letzten Jahren Serbokroatisch, Urdu oder Dari und in Zukunft wird vermutlich Russisch wieder einen stärkeren Umfang einnehmen. Hinzu kommt die fernmeldetechnische Fach- und militärische Führerausbildung. Dies bedingt eine längere Verpflichtungszeit der EloKa-Rekruten (mindestens vier Jahre). Die Suche nach sprachkundigem Personal ist ein Dauerproblem in der Bundeswehr, zumal wenn die Truppe an immer neuen Orten in der Welt intervenieren soll.

Allerdings ist die Sprachausbildung auf den militärischen Bedarf zugeschnitten. Zwar können die Soldaten nach ein paar Monaten die Begriffe "Sturmgewehr" und "Granatwerfer" übersetzen, aber die Vokabeln für "Messer" oder "Gabel" kennen sie nicht unbedingt. Außerdem ist die Fernmeldeaufklärung nicht besonders attraktiv, da es für Urdu oder Dari kaum eine Verwendungsmöglichkeit im späteren Zivilleben gibt. Die Bundeswehr kann hier nicht im gleichen Maße wie der BND auf Personen mit Migrationshintergrund rekurrieren:

Knapp ist da vor allem sprachkundiges Personal. Während es in der Bundeswehr genügend Offiziere gibt, die Russisch sprechen, erwiesen sich Kenner der französischen Sprache beim Kongo-Einsatz 2006 als absolute Mangelware. Am Hindukusch sollten die Fernmelder, die aus Containern in den Bundeswehr-Camps oder mit antennenbewehrten Panzerfahrzeugen wie 'Fuchs' und 'Dingo' Telefonate belauschen, tunlichst sogar drei exotische Fremdsprachen beherrschen. Die 'Aufständischen', wie Taliban, Warlords und Drogenbarone neuerdings pauschal heißen, wechseln im Gespräch gern zwischen Dari, Paschtu und Farsi.

Die Tonaufzeichnungen aus Afghanistan werden deshalb zur Auswertung meist in die rund 800 Soldaten starke KSA-Zentrale übermittelt. Um das Auswerten zu beschleunigen, basteln Tüftler der in Hof ansässigen Abteilung 'Weiterentwicklung' an einer 'automatisierten Spracherkennungsmaschine', die gesprochene Worte auch in geschriebene Texte umwandeln soll. Sie sind aber noch nicht sehr weit gekommen.

Der Spiegel

Schule für Strategische Aufklärung

Die Schule für Strategische Aufklärung der Bundeswehr (SchStratAufklBw) in Flensburg-Mürwik (Mürwiker Str. 203) wurde erst am 15. Januar 2013 neu eingerichtet. Sie steht unter dem Kommando von Oberst Bernd Georg Nolte und verfügt über ein Stammpersonal von ca. 200 Mitarbeitern. Jährlich sollen rund 6.500 Lehrgangsteilnehmer an der Schule ausgebildet werden.

Neben dem Schulstab besteht die "Lehrgruppe A - EloKa". Hier wird militärisches und ziviles Personal in einem breiten Spektrum verschiedener Lehrgänge für die Aufgaben der Fernmeldeaufklärung ausgebildet. Die Lehrgänge dauern i. d. R. sechs Monate. In welchem Umfang auch BND-Personal an der Schule unterrichtet wird, ist nicht bekannt.

Zum Strukturelement Militärisches Nachrichtenwesen (MilNW) gehören die VI. und VII. Inspektion. Zur deren Lehrangebot heißt es bei der Bundeswehr:

Die Inspektionen sind für die Durchführung aller lehrgangsgebundenen Ausbildungs- und Weiterbildungsmaßnahmen für Personal im Militärischen Nachrichtenwesen (MilNW) zuständig. Dabei werden Soldaten aller Dienstgradgruppen in Lehrgängen mit teilweiser internationaler Beteiligung ausgebildet. Das breit gefächerte Lehrgangsangebot bereitet anfänglich querschnittlich auf verschiedenste Aufgaben im System MilNW vor. Fort- und Weiterbildungslehrgänge qualifizieren daran anknüpfend für spezialisierte Verwendungen in der Nachrichtengewinnung und Aufklärung, der Lagebearbeitung, im Bereich Militärische Sicherheit und vermitteln Fähigkeiten zur effizienten Nutzung der nationalen und NATO- Informationssysteme. Vor dem Einsatz wird das MilNW-Personal der Einsatzkontingente und internationaler HQs, in Zusammenarbeit mit den Leitverbänden, im Rahmen der Einsatz-Vorbereitenden Ausbildung (EVA) lageaktuell unterrichtet und in die Einsatz-typischen Verfahren und Abläufe (Zelle MilNW bzw. Directorate Intelligence) eingewiesen.

Kommando Streitkräftebasis

An der Schule werden außer dem EloKa-Personal auch noch Soldaten des militärischen Geo-Informationswesens und Angehörige der Operativen Kommunikation (vormals: psychologische Kriegsführung) ausgebildet. Auch für ausländische Soldaten werden spezielle Lehrgänge für Militärisches Nachrichtenwesen angeboten.

Bundessprachenamt

Um die einheimischen Sprachen in den Einsatzgebieten verstehen und sprechen zu können, ist eine entsprechende Fremdsprachenausbildung notwendig. Dafür ist traditionell das Bundessprachenamt (BSprA) in Hürth bei Köln zuständig. Das Bundessprachenamt ist dem Bundesverteidigungsministerium nachgeordnet. Als Präsident fungiert derzeit Hauptmann d. R. Wolfgang Steimels. Das Lehrerkollegium der "Abteilung S" umfasst rund 400 Ausbilder. Unterrichtet werden mehr als 30 Fremdsprachen. Hier werden Soldaten auf ihre Verwendung in internationalen Stäben (NATO/EU/UN) oder auf ihre Verwendung als Fernmeldeaufklärer Sprechfunk vorbereitet. Zu den Schülern zählen außerdem angehende Diplomaten oder BNDler. Außerdem erhalten jährlich ca. 1.000 Soldaten aus sechzig Ländern Deutschunterricht. Das Bundessprachenamt betreibt über 30 Außenstellen (u. a. in Naumburg).

Früher wurden an der damaligen Fernmeldeschule und Fachschule des Heeres für Elektrotechnik in Feldafing auch EloKa-Soldaten ausgebildet. Mittlerweile ist diese Schule geschlossen und die Kaserne (Tutzinger Straße 46) beherbergt heute die "Führungsunterstützungsschule der Bundeswehr und Fachschule der Bundeswehr für Informationstechnologie" (FüUstgSBw/FSBwIT). Es ist nicht bekannt, in welchem Umfang hier heute noch EloKa-Kräfte etwa zum Elektro- oder Informatiktechniker ausgebildet werden.

Spezialtechnik

Eine Sondereinheit wie die EloKa benötigt jede Menge geheimer Spezialtechnik, die in mehr oder weniger kleinen Stückzahlen beschafft wird. Zu den Herstellern dieser HighTech-Produkte zählen u. a. EADS, ESG, Pfitzer, Plath, Rhode & Schwarz, Siemens, Telefunken und Thales. Über die Vielzahl der aktuellen Antennen und Funkempfänger sind kaum Informationen verfügbar, zumal die Systeme in irgendwelchen Gebäuden oder Fahrzeugen "verschwinden". Nicht wenige Systeme tragen Namen, die sich nicht einmal googeln lassen, wie z. B. der "Intelligente Sensorverbund Nachrichtengewinnung und Aufklärung" (ISVA Grid 2 und ISVA plus), "MOBCAP 2000", "PAWEX" oder "Sensoren zur elektronischen Lageabschätzung" (SELA).

Transportpanzer 1A1A5 "Hummel"

Zu den bekanntesten EloKa-Waffensystemen zählt der Radpanzer TPz 1 Fuchs. Er wurde Ende der siebziger Jahre von Thyssen Henschel (jetzt Rheinmetall AG) hergestellt. Die - nach unterschiedlichen Angaben - 87 bis 102 EloKa-Panzer haben eine Länge von jeweils 7,1 m bei einem Gesamtgewicht von 16,5 t. Im Gegensatz zum Transportpanzer sind sie nicht schwimmfähig, haben daher kein Schwallschild und keine Heckpropeller. Es gibt zwei Varianten: einen Stör- und einen Peilpanzer.

Das Störsenderfahrzeug TPz 1A1A5 "Hummel" (andere Bezeichnung: EloKa-Fuchs Typ 1) ist mit dem Rüstsatz Störsender EK 33 ausgestattet, dieser kann im VHF-Bereich gegen Sprach- und Datenverbindungen eingesetzt wird. Der Störsender 33 arbeitet im Mehrkanalbetrieb ("Look-Through"-Betrieb), wobei die zu störenden Frequenzen ohne Einschränkungen über den gesamten Frequenzbereich verteilt sein können. Im Jahr 2000 wurden die Panzer mit den Störsendern Cassidian SGS-2000 nachgerüstet.

Seit 2007 wurde eine Kampfwertsteigerung mit verbesserter Antennenanlage (KWS-RMB) durchgeführt: "Diese Fahrzeuge werden als Hummel 0506 bezeichnet und sind zusätzlich mit einer VHF-Büschelstörantenne, UHF-Discone-Empfangsantenne sowie einem GSM-Störantenne (900/1800 MHz) ausgerüstet. Weiter ist in diesem Rüstsatz eine ausfahrbare VHF-LPD-Störantenne für den Frequenzbereich zwischen 80-500 MHz am Heck angebracht. Im Inneren sind weiter ein 2000-Watt-HF-Leistungsverstärker und zwei zusätzliche VHF-Funkgeräte SEM80/90 nachgerüstet worden."

Transportpanzer 1A1 "Peiler"

Der Peilpanzer TPz 1A1 "Peiler" (andere Bezeichnung: EloKa-Fuchs Typ 2) ist mit einem HF/VHF-Aufklärungsgerät ausgerüstet und dient der Lokalisierung von Sendern. Auffällig ist der am Heck des Peilfahrzeugs montierte Klappmast zur Reichweitensteigerung. Mit dem elektronischen Peilgerät von EADS ist ein Empfang des taktischen Truppenfunks im Bereich von zehn Kilohertz (kHz) bis zu 40 Gigahertz möglich. Seit 2007 wurde ein kampfwertgesteigerter Peiler (KWS-RMB) mit verbesserter Antennenanlage eingeführt.

Störsender 33 "Hummel" während der Informationslehrübung 2012 des deutschen Heeres. Bild: CC-BY-SA-2.0

Transportpanzer 1A8 mit Störsender CG-20

Außerdem sind einige Transportpanzer TPz 1A8 Fuchs der verschiedensten Varianten mit einem Störsender CG20+ ausgerüstet worden, um ferngesteuerte Sprengfallen (Radio Controlled Improvised Explosive Device - RCIEDs) auszuschalten.

EMU

Das "Elektronische Minengeschützte Unterstützungsfahrzeug" (EMU) ist eine EloKa-Version des Radpanzers ATF 2 Dingo 1. Er ist u. a. mit dem "Elektronischen Unterstützungsgerät leicht" (EUle) gestattet, um fremde Funkstationen abzuhören und zu orten. Dazu gehören ein Empfänger ED 200 im Frequenzbereich 0,01 bis 3.000 Mhz, und ein Peilgerätesatz DFF06M (20 bis 3.000 Mhz) mit einer VHF/UHF-Peilantenne ADD 150 und einer UHF-Peilantenne ADD 070.

Wolf mit Eule

Auch der Jeep vom Typ Wolf kann mit dem "Elektronischen Unterstützungsgerät leicht" (EUle) gestattet werden.

Wolf SSA mit CG10

Der Wolf SSA (Sonderschutzausstattung) ist mit einem verbesserten Minenschutz und dem Störsender CG10 gegen IEGs ausgestattet.

Systemdemonstrator MoGeFA

Das "Mobile Geschützte Fernmeldeaufklärungsgerät" (MoGeFA) befindet sich noch in der Entwicklung. Die Hamburger Firma Plath GmbH hat mittlerweile einen Demonstrationsträger vorgestellt.

Tornado ECR

In den Jahren 1990 bis 1992 beschaffte die Bundesluftwaffe 35 Maschinen des Typs Tornado ECR (Electronic Combat Reconnaissance). Mit den verbliebenen Maschinen ist das Taktische Luftwaffengeschwasder 51 "Immelmann" (TaktLwG 51) in Schleswig-Jagel unter dem Kommando von Oberst Michael Krah ausgerüstet. Der Tornado ECR besitzt ein Emitter Location System (ELS) des amerikanischen Herstellers Raytheon TI Systems, mit dem gegnerische Radaranlagen identifiziert und lokalisiert werden können. Anschließend kann der Pilot im Rahmen der Niederhaltung der gegnerischen bodengebundenen Luftverteidigung (Supression of enemy Air Defence - SEAD) das Radargerät mit einer AGM-88B High Speed Antiradiation Missile (HARM) zerstören.

Während des Jugoslawienkrieges waren Tornado ECR seit 1995 in Piacenza (Italien) stationiert. Im März 1999 zerstörten die Flugzeuge zahlreiche Radaranlagen bei der NATO-Operation ALLIED FORCE. Insgesamt feuerten die Flugzeuge circa 240 HARM-Raketen ab.

Drohnen (?)

Nachdem die Projekte Locust und Mücke in den vergangenen Jahren eingestellt worden waren, scheiterte nun auch die geplante Einführung einer SIGINT-Variante der deutsch-amerikanischen Drohne Eurohawk. Die Bundeswehr verfügt z. Zt. nur über Foto- oder Infrarot-Aufklärungsdrohnen. Es bleibt abwarten, wann die Streitkräfte ihre erste EloKa-Drohne beschaffen werden.

Flottendienstboote

Seit Ende der sechziger Jahre setzt die Bundeswehr Spionageschiffe ein. So setzt die Bundesmarine seit 1988/89 drei Flottendienstboote (FD-Boote) der Klasse 423 (Oker-Klasse) ein. Es handelt sich um die Schiffe A50 Alster II, A52 Oste II und A53 Oker II. Die Boote wurden von der Flensburger Schiffbau-Gesellschaft gebaut. Sie haben eine Länge von 83,5 m und eine Einsatzverdrängung von 3.200 t. Mit einem Fahrbereich von fast 9.000 km können die Boote längere Zeit alleine auf hoher See operieren. Die seemännische Schiffsbesatzung besteht aus 36 Matrosen, hinzu kommt das EloKa-Personal bei Auslandseinsätzen, das so genannte Bordeinsatzteam See (BET See). Es besteht aus 40 Soldaten, die vom EloKaBtl 912 in Nienburg gestellt werden.

Die Spionageschiffe sind mit verschiedenen elektromagnetischen, hydroakustischen und elektro-optischen Systemen ausgestattet, z. B. dem AISYS-Sonargerät oder dem digitalen Störsender FL1800S. Die drei Boote gehören organisatorisch zum 1. U-Bootgeschwader in Eckernförde, oft dümpeln sie im Tirpitzhafen von Kiel. Ihr früherer Rufname lautete MEISTERSINGER. Auch die Schnellboote (Klasse 143A) und Fregatten (Klassen F123 und F124) sind mit dem gleichen Störsender ausgestattet.

Sonstiges Fernmeldegerät

Um bei Auslandseinsätzen die Verbindung zu ihren EloKa-Kontingenten in den Kriegsgebieten aufrechterhalten zu können, sind die Stammbataillone mit modernen Satellitenkommunikationsanlagen (SATCOM) ausgestattet. Darüber hinaus sind die Flugzeuge und Kriegsschiffe der Bundeswehr zu ihrem Selbstschutz mit verschiedenen EloSM-Anlagen ausgestattet.

Waffenentwicklung

Angesichts der rasanten technologischen Entwicklung im Bereich der Informations- und Kommunikationssysteme ist hier die staatliche Forschungsförderung besonders gefordert, da sich nur mit Systemen auf dem "Stand der Technik" die geforderten Aufklärungsziele erreichen lassen. So erfolgt die Entwicklung der Spezialtechnik von den Herstellerfirmen in Zusammenarbeit mit einschlägigen Forschungsinstitutionen, wie der Wehrtechnischen Dienststelle für Informationstechnologie und Elektronik (WTD 81) in Greding (Bergstr. 18), der Industrieanlagen-Betriebsgesellschaft (IABG) in Ottobrunn (Einsteinstr. 20) und dem Fraunhofer-Institut für Kommunikation, Informationsverarbeitung und Ergonomie (FKIE) in Wachtberg-Werthhoven (Neuenahrstr. 20).

Die Zentrale Untersuchungsstelle der Bundeswehr für Technische Aufklärung (ZU-StelleBwTAufkl) in Hof gehört offiziell nicht zur EloKa-Truppe, arbeitet ihr aber zu. Sie wurde 1996 eingerichtet und wird derzeit von Oberst Norbert Reinicke geführt. Um mit der waffentechnologischen Entwicklung im IT-Bereich oder der Laserforschung mithalten zu können, versteht sich die Untersuchungsstelle als "Bindeglied zwischen technisch-wissenschaftlicher Arbeit und praktischer Umsetzung", konkret geht es um die Entwicklung neuer Aufklärungssysteme und -Verfahren. Dazu ist die Untersuchungsstelle mit einer "modernisierten Antennenlandschaft" ausgerüstet. In einer offiziellen Bundeswehrdarstellung heißt es:

Das bedeutet, dass hier unbekannte elektromagnetische Signale technisch-wissenschaftlich analysiert werden, um dann in der Truppe weiter bearbeitet werden zu können. Dies betrifft das gesamte Spektrum der Fernmelde-, Elektronischen- und Optronischen Aufklärung sowie den Elektronischen Kampf. Das Personal der Dienststelle befindet sich regelmäßig in den Einsatzgebieten, um aktuelle Erkenntnisse zu gewinnen. (…)

In Hof werden auch Experten für Spezialgebiete der Technischen Aufklärung ausgebildet, neue technische Verfahren mit wissenschaftlichen Methoden entwickelt, Spezialgeräte entworfen und im Einsatz erprobt sowie Kontakte zu wissenschaftlichen und industriellen Einrichtungen gepflegt.

Streitkräftebasis

Auslandseinsätze

Seit Anfang der neunziger Jahre wird die EloKa-Truppe bei den meisten Auslandseinsätzen der Bundeswehr eingesetzt. Bei diesen Militäroperationen hat die EloKa-Task Force im Wesentlichen zwei Aufgaben: Zunächst einmal soll sie die Funkverkehre des Gegners abhören, um Hinweise auf dessen Operationspläne zu bekommen. Dies gestaltet sich besonders schwierig, wenn der Gegner statt Funkgeräten lieber Kuriere benutzt. Hinzu kommt, dass zu Beginn eines solchen Einsatzes Informationen über die verwendeten Funkgeräte und die Organisationsstruktur des Gegners Mangelware sind und eine entsprechende Datenbank erst langwierig aufgebaut werden muss.

Außerdem müssen die deutschen Soldaten bei Patrouillenfahrten vor dem Ansprengen durch ferngesteuerte IED-Sprengfallen geschützt werden. Dazu stellt die EloKa-Begleittruppe mittels eines Störsenders über dem Fahrzeugkonvoi eine Art "elektromagnetische Glocke" her, die eine Fernzündung der Bomben durch Handy-Signale verhindert. Dazu wurde der Störpanzer Hummel mit einem entsprechenden Jammer nachgerüstet.

Unklar ist, in welchem Umfang die EloKa an der Überwachung der privaten Telefongespräche von Bundeswehrsoldaten im Auslandseinsatz mit ihren Familienangehörigen in der BRD beteiligt ist. Wiederholt kam es bei den Auslandseinsätzen der EloKa-Truppe zu ernsten Zwischenfällen.

Die EloKa-Einsätze im Ausland:

Balkan

Wiederholt wurden Eloka-Kräfte in Bosnien-Herzegowina (IFOR/SFOR/Operation ALTHEA), im Kosovo (KFOR bzw. EUFOR) und in Makedonien (Operation FOX) eingesetzt. Dazu unterhielt die Bundeswehr zeitweise einen Horchposten in Österreich, der zusammen mit österreichischen und französischen Soldaten betrieben wurde.

Seit Januar 1977 ist das EloKa-Bataillon aus Frankenberg in Bosnien im Einsatz. Auf dem Berg Udric bei Mostar wurde eine Stellung bezogen, seit November 2002 war eine EloKa-Kompanie im Außenlager Filipovici eingesetzt. Außerdem war man mit bis zu 17 Fahrzeugen ausgestattet. Der Einsatz diente u. a. der Unterstützung der internationalen Division "Salamandre". Ingesamt wurden 1.300 EloKaler in Bosnien eingesetzt. Im Dezember 2004 endete der Bosnien-Einsatz.

Im Juni 1999 wurden 64 Soldaten aus Frankenberg nach Prisren im Kosovo verlegt. Hier stellt das FmAufklBtl 911 seit dem 1. April 2013 den EloKa-Einsatzleitverband.

Seit 1995 setzte die Bundesluftwaffe Tornado ECR ein; während der Operation ALLIED FORCE vom März bis Juni 1999 feuerten die Flugzeug rund 240 HARM-Raketen gegen feindliche Radarstellungen ab. Außerdem setzte die Bundesmarine ihre damaligen vier Aufklärer Brequet Atlantic BR 1150 vom Marinefliegergeschwader 3 "Graf Zeppelin" (Fliegerhorst Nordholz) ein.

Vermutlich patrouillierten die Flottendienstboote ab 1992 in der Adria. So wurde die Oker ab Januar 1999 im Zuge der NATO-Kosovo Air Verifikaton Mission (NKAVM) und der anschließenden Operation ALLIED FORCE eingesetzt.

Mittelmeer

An der Anti-Terror-Operation ACTIVE ENDEAVOR war im Jahr 2011 das Flottendienstboot Oker beteiligt, das dazu auch vor der libyschen Küste kreuzte.

An der UNIFIL-Mission zur Überwachung der libanesischen Küste, um Waffenlieferungen an die schiitische Hisbollah zu unterbinden, beteiligte sich das EloKaBtl 912 mit ihren Flottendienstbooten. Dabei kam es am 24. Oktober 2006 zu einem Zwischenfall: Sechs israelische F-16 Fighting Falcon flogen Scheinangriffe gegen die Alster, wobei sie ihre Bordkanonen und Flares einsetzten.

Im November 2011 wurde die Alster als Ablösung für die Oker ins Mittelmeer verlegt. Ihr Auftrag war die Überwachung des "arabischen Frühlings" in Libyen, Ägypten und Syrien. Dabei kam es Ende Dezember 2011 zu einem Zwischenfall: Ein Patrouillenboot der syrischen Marine bedrohte die Alster mit seiner Bordkanone. Die Alster wiederum wurde von der Oker abgelöst. Vermutlich im August 2013 gelang es der Oker einen Funkspruch abzufangen, in dem die syrischen Heeresgeneräle den Einsatz von chemischen Waffen forderten.

Daraufhin forderte die Bundestagsabgeordnete Ulla Jelpke (Die Linke) am 19. September 2013, die Bundesregierung solle ihren "Bundeswehr-Lauschangriff auf Syrien stoppen". Des Weiteren behauptete Ulla Jelpke:

Zwar lehnt die Bundesregierung bislang eine deutsche Beteiligung an einem drohenden Krieg gegen Syrien ab. Doch entgegen solcher Zusicherungen ist Deutschland in den syrischen Bürgerkrieg verstrickt und an den Kriegsvorbereitungen der USA und weiterer NATO-Staaten beteiligt. (…) Ein Spionageschiff des BND kreuzt vor Syrien und beliefert bewaffnete Oppositionskräfte mit Informationen (über) Truppenbewegungen, die diese wiederum für ihre Anschläge nutzen können.

Ulla Jelpke

Somalia

Am Horn von Afrika war zeitweise das Flottendienstboot Alster zur Piratenbekämpfung eingesetzt.

Afghanistan

Zunächst wurden Soldaten vom EloKa-Bataillon in Afghanistan eingesetzt. Bereits im Januar 2002 wurde ein Vorauskommando nach Afghanistan entsandt. Seit 2002 ist ein EloKa-Kompanie im Camp Warehouse bei Kabul eingesetzt. Ab November 2003 wurden EloKaler auf einer Höhe am Flughafen in Kunduz stationiert, hier werden seit Juni 2006 auch EloKa-Soldaten aus Nienburg disloziert. Auch in Feyzabad war seit Dezember 2005 ein EloKa-Zug stationiert. Im Juni 2006 wurde die EloKa-Kompanie von Kabul nach Camp Marmal bei Mazar-e Sharif verlegt.

Auch in Kandahar war ein "Fernmeldeteam" mit immerhin 200 Soldaten eingesetzt, eine weitere Einheit befand sich in Pol-e-Charki. Die verschiedenen Elemente (Feyzabad, Kunduz und Masar-e Sharif) wurden Mitte 2010 zur so genannten "EloKaKp Afghanistan" zusammengefasst. Diese umfasste 100 Soldaten und 25 gepanzerte Fahrzeuge. Seit 2008 sind die EloKa-Einheiten auch mit Störpanzern ausgerüstet. "Die Ergebnisse der EloKa waren ein besonders wichtiger Faktor, um die teilweise prekäre Lage richtig einzuschätzen"; erinnert sich Oberstleutnant Meik Kotthoff.

Am 7. Juni 2003 richtete sich der erste Selbstmordanschlag auf die Bundeswehr gegen Angehörige der EloKa. An diesem Tag sprengte sich in Kabul ein Taliban mit einem Taxi in die Luft. Die Explosion galt zwei Bussen, die die Bundeswehrsoldaten zum Flughafen brachte, um nach Deutschland zurückzufliegen. vier EloKa-Soldaten starben, 29 weitere wurden zum Teil schwer verletzt.

Am 16. November 2008 wurden bei einer IED-Explosion bei Baghlan zwei Soldaten verletzt. Bei dem betroffenen Fuchs (Rüstsatz CG20) handelte es sich um ein Fahrzeug des EloKaBtl 932 aus dem hessischen Frankenberg.

Außerdem werden die Auslandseinsätze der Bundeswehr auch aus den Friedensstandorten in der BRD unterstützt. So betreiben die Bataillone Übersetzereinheiten, die bei Bedarf im Schichtbetrieb ständig bereitstehen, um notwendige Übersetzungsarbeiten durchzuführen und die Texte an die Absender zurückschicken.

Über die Zusammenarbeit mit den EloKa-Kräften anderer Staaten liegen kaum Informationen vor, da die einzelnen Länder davor scheuen, ihre technischen Fähigkeiten preiszugeben. Bezüglich der Kooperation mit den USA wurde bekannt, dass einzelne EloKa-Offiziere der Bundeswehr in den USA Lehrgänge absolvierten. Auch gibt es zwischen deutschen EloKa-Einheiten und US-Militäreinheiten so genannte Patenschaften. Inwieweit dies auch die 66th Military Intelligence Brigade (Wiesbaden, Lucius D. Clay Kaserne) oder amerikanische CEWI-Bataillions (Combat Electronic Warfare Intelligence) betrifft, ist nicht bekannt. Auch über eine mögliche Zusammenarbeit mit baltischen, polnischen oder slowakischen EloKa-Einheiten sind keine Informationen verfügbar.

Zusammenarbeit mit BND

Nach Angaben von Geheimdienstexperten beziehen die Nachrichtendienste rund 65 bis 75 Prozent ihres Nachrichtenaufkommens aus öffentlich zugänglichen Quellen (Open Source Intelligence - OSI). Das Informationsaufkommen aus geheimen Quellen stammt wiederum zu rund 75 Prozent aus der technischen Aufklärung, hier ist als erstes die Abhörarbeit (Signal Intelligence - SIGINT) zu nennen. Nur ein Bruchteil der Geheimmeldungen wird mittels der klassischen Spionage durch Spione (Human Intelligence - HUMINT) gewonnen.

Der Vorteil der technischen Aufklärungsmethoden gegenüber dem klassischen Agenteneinsatz liegt im Umfang, der Aktualität und der Zuverlässigkeit des Meldungsaufkommen, der Nachteil liegt darin, dass man Topmeldungen über die gegnerischen Perzeptionen und Absichten nur über Spione im Zentrum der gegnerischen Macht erlangen kann. Die Datenflut aus der technischen Aufklärung ist per se "dumm" und belastend, die Auswerter müssen hier erst Wichtiges von Unwichtigem unterscheiden und die Daten "zum Singen" bringen.

Während des Kalten Krieges fungierte der BND quasi als "Untermieter" auf den Fernmeldeaufklärungstürmen der Bundeswehr entlang der innerdeutschen Grenze. Die Einheiten für Elektronische Kampfführung sind das militärische Pedant zu den geheimdienstlichen Abhörkräften, sie ergänzen und bestätigen das nachrichtendienstliche Meldungsaufkommen. Im Jahr 1958 wurde ein erstes Abkommen über die Zusammenarbeit zwischen der EloKa-Truppe der Bundeswehr und dem BND geschlossen. Während sich der BND insbesondere auf die Sowjetunion konzentrierte, war die Bundeswehr für die Vorfeldstaaten (Polen, CSSR, Ungarn) zuständig. Dem folgten am 18. Oktober 1969 die "Richtlinien für die Zusammenarbeit zwischen Bundeswehr und Bundesnachrichtendienst auf dem Gebiet der Fernmeldeaufklärung und Elektronischen Aufklärung". Diese so genannte "ZUGVOGEL"-Vereinbarung bestimmte, dass der BND-Präsident im nationalen Maßstab für die Gesamtplanung, Aufgabenverteilung und Koordinierung der Fernmeldeaufklärung zuständig ist.

Im Jahr 1981 wurde dann die "Richtlinie über die Zusammenarbeit innerhalb der deutschen Fm/EloAufkl und für die Aufgabenteilung bei der Aufklärung der Streitkräfte des Warschauer Paktes" (RiLiZus) vereinbart. Angesichts der weltpolitischen Veränderungen seit dem Ende des Kalten Krieges kann nur vermutet werden, dass zwischenzeitlich eine neue Vereinbarung getroffen wurde, Informationen darüber sind leider nicht verfügbar.

Während sich die EloKa auf die Überwachung des Funkverkehrs beschränkt, hört der BND zusätzlich auch Glasfaserkabel oder Mobiltelefone ab. Die Überwachung der Satellitenkommunikation und die strategische, politische Aufklärung waren und blieben die Domäne des Bundesnachrichtendienstes. Dabei ist die Zusammenarbeit zwischen Bundeswehr und Bundesnachrichtendienst nicht frei von bürokratischen Spannungen. Außerdem darf vermutet werden, dass der Informationsfluss ziemlich einseitig von der EloKa zum BND verläuft. Jahrelang konnte sich der BND gegenüber den Informationsanfragen der EloKa verwehren; erst im Jahr 1986 kam man mit der Einführung des internationalen Signals Intelligence Data System (SIGDASYS) der Bundeswehr und der NATO entgegen.

Für die Abhöraktionen ist innerhalb des BND die Abteilung Technische Aufklärung (TA) zuständig, die über einen eigenen Apparat zur Fernmeldeaufklärung verfügt, der unter der Tarnbezeichnung "Bundesstelle für Fernmeldestatistik" (BFSt) bekannt ist. Die erste Abhörstation richtete die damalige "Organisation Gehlen" bereits 1947 in Kransberg ein. Über die technischen Systeme wurde wenig bekannt. Immerhin heißt es, dass die amerikanische NSA sehr an den verwendeten Softwareprogramme Mira4 und Veras interessiert war.

Zwar gilt die Fernmeldeaufklärung als sehr zuverlässig, aber trotz des ganzen personellen und technischen Aufwandes, bleiben in der geheimdienstlichen Puzzlearbeit immer Aufklärungslücken. So erwähnen die beiden Militärhistoriker Oberstleutnant a. D. Dr. Armin Wagner und Dr. Matthias Uhl in ihrem Buch "BND contra Sowjetarmee" (2007) beispielhaft einen BND-Bericht über die 2. sowjetische Garde-Armee in der DDR aus dem Jahre 1970:

Ein klassischer order-of-battle-Bericht zur 2. Garde-Armee der GSSD von 1970 listete bei der Aufzählung der einzelnen Verbände auch die letzte Bestätigung auf, die der Bundesnachrichtendienst selbst hatte erbringen können: Bei einigen Bataillonen und Regimentern gingen sie zurück bis 1963 und 1964, als das Netz (gemeint ist das Agentennetz des BND in der DDR , G. P.) aus der Zeit vor dem Mauerfall noch nicht zerstört war; eine ganze Reihe anderer Verbände der Armee war 1965,1966 und 1967 zuletzt von BND-Quellen bestätigt worden. Der Dienst gestand zu diesem Zeitpunkt die Unbestimmtheit mancher Einschätzung in seinen Berichten ein, indem er nicht mehr erkannte Truppenteile und möglicherweise in bestimmten Regionen untergebrachte Verbände benannte, keine klar ersichtlichen Änderungen nur noch wahrscheinlich meldete, Beobachtungen angenommen hat, zugab, dass Erkenntnisse nicht ausreichten oder Bataillone und Regimenter schlicht als unlocated meldete.

Armin Wagner/Matthias Uhl

Der BND taxierte damals seine Fähigkeit, einen nachrichtendienstlich relevanten Vorgang tatsächlich zu erfassen, mit einer Wahrscheinlichkeit von 85 Prozent. In gleicher Weise stieß auch das Ministerium für Staatssicherheit (MfS) an seine Grenzen. Erst ab 1982 konnten sie James W. Hall (Deckname: DEVIL, später PAUL), einen Mitarbeiter des United States Army Intelligence and Security Command (INSCOM) auf dem Berliner Teufelsberg, anwerben. Dieser beschaffte ihnen das NATO-Dokument "Allied Communication Publication" (ACP): "Erstmal konnten wir nunmehr auch alle ELOKA-relevanten Standorte in der BRD und in Westberlin identifizieren und ihre Grundfunktion darstellen", berichtete später Oberst Klaus Eichner, Leiter des Auswertungsbereichs für die US-Geheimdienste im MfS (Abteilung IX Gegenspionage). Nach Verbüßung einer 23-jährigen Haftstrafe wurde James W. Hall im September 2011 "vorzeitig" aus dem US-Militärgefängnis in Fort Leavenworth entlassen.

Der BND betreibt heute folgende Abhör- bzw. Peilstationen:

Bad Aibling

Die amerikanische "Bad Aibling Station" (Deckname: WILDBORE) wurde bereits 1955 durch das damalige 312th Communications Reconnaissance Battalion in Dienst genommen. Zuletzt war hier die 6915th Electronic Security Squadron (ESS) des U. S. Air Force Security Service (AFSS) stationiert. Bis 2004 diente sei als Regional SIGINT Operation Center (RSOC) im weltweiten Echelon-Netzwerk der amerikanischen NSA. Hier sind heute nur noch zwei NSA-Verbindungsbüros weiterhin im Einsatz: die Joint SIGINT Activity (JSA) und das Joint Analysis Center (JAC).

Seit 1988 nutzt auch der BND die Abhörstation, um zunächst die damaligen Troposcatter-Funkverbindungen der damaligen Mitgliedsstaaten des Warschauer Paktes abzuschöpfen. Der Geheimdienst firmiert hier unter der Tarnbezeichnung "Fernmeldeweitverkehrsstelle der Bundeswehr" (FmWVStBw) bzw. "Objekt ORION" (frühere Bezeichungen: SEELAND und TORFSTICH). Seine Niederlassung befindet sich in der benachbarten Mangfallkaserne (Grassingerstr.).

Zur militärpolitischen Bedeutung von SEELAND schrieb Erich Schmidt-Eenboom in seinem Buch "Der BND - Die Unheimliche Macht im Staate" (1993):

Mit 'Seeland' stand dem westdeutschen Dienst nun ein von den USA unabhängiges Instrument zur Verfügung, mit dem die elektronische Aufklärung sowjetischer Raketentruppen, der Marine und des Generalstabs betrieben werden konnte. Und wenn der BND im Juli 1991 beim Putsch gegen Gorbatschow relativ schnell nach Bonn melden konnte, daß die Führung der sowjetischen Streitkräfte nicht voll hinter den Putschisten stehe und keine Generalmobilmachung erfolgt sei, dann war dies vor allem dem Bad Aiblinger Antennenkomplex zu verdanken.

Erich Schmidt-Eenboom

Butzbach

Hier firmiert eine "Messstelle" mit einer HF-Peilstation.

Diepholz

Die alte Peilstation der Bundeswehr (Deckname: ZITRONE) wird möglicherweise weiterbenutzt.

Gablingen

Auf dem Flugplatz Gersthofen-Gablingen befindet sich eine amerikanische Wullenwever-Ringantennenanlage vom Typ AN/FLR-9 mit einem Durchmesser von circa 365 m und einer Höhe hatte bis zu 40 m. Mit Hilfe ihrer Antennengitter können breitbandig Funkfrequenzen zwischen 1,5 und 30 MHz mit einer Reichweite von bis zu 5000 km abgehört werden. Die Anlage gehörte zum früheren "Iron Horse"-Netzwerk der NSA. In einem 1997 aufgetauchten Einsatzplan der Feuerwehr war zu lesen, 220 Büros und 400 Türen seien im Komplex vorhanden, der der "Datenverarbeitung" diene. Die so genannte Field Station Augsburg (FSA) umfasste Ende der achtziger Jahre US-Dienststellen, u. a. das 713rd,und das 714th Military Intelligence Bataillon, das "Detachment T" der U. S. Army Cryptologic Support Group (CSG), die 6950th Electronic Security Squadron des U. S. Air Force Security Service (AFSS) und eine "Acitivity" des Naval Security Group Command (NSGC). Die Kasernenanlage war intern als "Site 300" bekannt.

Im Jahr 1998 zog das amerikanische "Detachment T" ab. Der Bundesnachrichtendienst, der seit Mitte der siebziger Jahre als "Untermieter" der USA fungierte, betreibt die Anlage seitdem allein. Die fimiert unter der Tarnbezeichnung "Fernmeldestelle Süd" (FmSt Süd) bzw. dem Codenamen DREHPUNKT.

Hof

In Hof befindet sich eine Abhöranlage mit dem Codenamen PFERDESTALL. Die Abhörstation des U.S. Air Force Security Service (USAFSS) war mit ihren AN/FLR-12-Antennen am 30. Juni 1971 vom BND übernommen worden.

Husum

In Husum befindet sich eine HF-Peilstation.

Kassel

In der neuen Husarenkaserne (Bosestraße) befindet sich eine Niederlassung mit dem Codenamen HECKENROSE-KURFÜRST.

Kreuzholzhausen

Hier befindet sich eine "Prüfstelle" mit dem Codenamen MÜHLE. Außerdem befand sich hier früher eine Morsestelle für die Verbindung zu Agenten im Auslandseinsatz.

Pöcking

Hier befindet sich die Fernmeldeschule des BND mit dem Tarnamen "Prüfstelle" bzw. dem Codenamen KLEEFELD. Außerdem befand sich hier früher eine Morsestelle für den ungerichteten Agentenfunk.

Rheinhausen

Das "Ionosphäreninstitut" in Rheinhausen-Niederhausen (Vogesenstr.) dient dem Abhören der Satellitenkommunikation. Innerhalb des BND trägt die Dependance die Bezeichnung "Dienststelle 525". Der Bau der Anlage mit dem Codenamen TAMBURIN soll seinerzeit rund 90 Millionen DM gekostet haben. Bis in die neunziger Jahre wurde hier auch eine Parabolantenne mit einem Durchmesser von 43 m betrieben. Nach Angaben des Institutsleiters Reiner Aurich betreibt man "Entwicklungs- und Forschungsaufgaben auf dem Gebiet der Nachrichtentechnik. Da hier auch sicherheitsrelevante Aufgaben mit Berührungspunkten zum Bundesnachrichtendienst enthalten sind, können wir leider keine Detailangaben hierzu machen".

Schöningen

In Schöningen (Richard-Schirrmann-Str. 9) befindet sich die so genannte "Funktechnische Versuchsanstalt" mit zahlreichen Satellitenantennen unterschiedlicher Größe. Sie dient dem Abschöpfen der Satellitenkommunikation und als Versuchsstation. Der Codename lautet GOLFPLATZ.

Stockdorf

In Stockdorf (Wanneystr. 10?) befindet sich die Zentrale der BND-Abteilung TA mit der Tarnbezeichnung "Messstelle 3" und der Codebezeichnung STELLWERK. Außerdem befindet sich in Stockdorf das "Fernmeldetechnische Institut" für technische Entwicklungsaufgaben (Codename PLANET).

Übersee

In der Gemeinde Übersee am Chiemsee betreibt der BND die frühere Peilzentrale V des Bundesheeres (Deckname: WEIDE).

Sonstige

Weitere nicht identifizierte Niederlassungen des BND/BFSt befinden sich in Bonn, Brühl, Braunschweig, Bunzbach, Heiligenhafen und Starnberg.

Zusammenarbeit mit Anglo-Amerikanern

Der Aufbau einer deutschen, nationalen SIGINT-Kapazität stößt an Grenzen. Neben fehlenden technologischen Fähigkeiten sind dafür auch die potentiellen Kosten von Gewicht. Daher suchte die Bundesregierung schon frühzeitig die Zusammenarbeit mit leistungsfähigen Partnern im Ausland. Bereits Ende 1971 forderte der damalige BND-Vizepräsident Dieter Blötz eine verstärkte SIGINT-Zusammenarbeit mit den Amerikanern, um die Defizite des Bundesnachrichtendienstes in diesem Bereich auszugleichen. Blötz notierte damals:

Weiterhin wurde entschieden, ein Angebot der NSA zur Zusammenarbeit trotz damit verbundener gewisser Einschränkungen der Eigenständigkeit anzunehmen, um dadurch Zugriff zu den Aufklärungsergebnissen der weltweiten Erfassungs- und Radarsysteme dieses Partners zu bekommen.

Gleichzeitig ließ Blötz alle Möglichkeiten prüfen, um durch "Realisierung eines aktiven Systems im nationalen Bereich" und "Beteiligung an Aufklärungssatelliten anderer Organisationen" eine gewisses Maß an Unabhängigkeit gegenüber den USA zu bewahren.

Seit 1976 besteht ein Abkommen zwischen dem Bundesnachrichtendienst, der amerikanischen National Security Agency und dem britischen Government Communications Headquarters über eine Zusammenarbeit in der Fernmeldeaufklärung. Frankreich versuchte damals vergeblich, in den Verbund aufgenommen zu werden. Zur Organisierung der bilateralen Zusammenarbeit gründeten die USA eine Combined Group Germany (CGG), die erst in München (McGraw Kaserne, Tegernseer Landstraße 210), ab den achtziger Jahren in der Field Station Augsburg-Gablingen (FSA) untergebracht war; der BND bildete die so genannte "Bundeswehr-Austauschgruppe".

Allerdings ist die Zusammenarbeit zwischen BND und ausländischen Abhördiensten in Deutschland nicht frei von Misstrauen, wie der ehemalige Präsident des Landesamtes für Verfassungsschutz in Thüringen Helmut Roewer im Jahr 2008 berichtete:

Auf demselben Feld ackerten die Funkaufklärungseinheiten der Bundeswehr - und, nicht zu vergessen, die diversen militärischen und zivilen Dienste der USA und Großbritanniens, die sich in Deutschland häuslich eingerichtet hatten. Deren Existenz bedeutete weniger eine Form der angenehmen Zusammenarbeit als vielmehr einen Quell steten wechselseitigen Misstrauens. Das ging so weit, dass die US-Amerikaner ihr Hilfspersonal lieber aus den in Deutschland lebenden Türken als aus den Deutschen rekrutierten.

Helmut Roewer

Darüber hinaus besteht ungefähr seit Ende 1976 eine Zusammenarbeit des BND mit dem französischen Abhördienst.

Durch die Ukraine-Krise in Osteuropa ist die Technische Aufklärung des BND in diesem Jahr wieder besonders gefordert. Über seine Aufklärungsergebnisse drang nichts nach außen. Unklar blieb auch, in welchem Umfang die EloKa-Truppe hier Erkenntnisse beibringen konnte.

In Zukunft wird die Elektronische Kampfführung durch den so genannten "Cyber War" eine völlig neue Dimension erreichen. Seit 2006 wird dazu beim KdoStratAufkl eine Abteilung für Informations- und Computer-Netzwerk-Operationen (CNO) aufgebaut. Unter dem Kommando von Brigadegeneral Friedrich Wilhelm Kriesel agieren z. Zt. erst 76 Hacker-Soldaten. Die Abteilung ergänzt das 2011 gegründete, zivile Nationale Cyber-Abwehrzentrum (NCAZ), das beim Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) in Bonn angesiedelt wurde.

Der Autor ist Wissenschaftlicher Mitarbeiter beim Berliner Informationszentrum für Transatlantische Sicherheit.