Energiekrise: Die chemische Industrie in Ostdeutschland steht mit dem Rücken zur Wand
Seite 3: Leuna drosselt die Produktion
Schwedt ist nicht der einzige ostdeutsche Industriestandort, der unter der Energiepolitik der Bundesregierung leidet. Auch Leuna trifft sie hart, aber hier sind es vorwiegend die hohen Gaspreise, welche die Betriebe in Bedrängnis bringen.
"Wir haben über den Schnitt der Betriebe am Standort aktuell Produktionseinschränkungen von ungefähr 50 Prozent", sagte der Geschäftsführer der Infraleuna GmbH, Christof Günther, laut dpa letzten Mittwoch in Halle.
Wir haben eine Situation, wo die chemische Industrie nicht mehr wirtschaftlich arbeiten kann und wo wir ganz dringend Unterstützung brauchen, denn es leuchtet jedem ein, dass ein defizitärer Anlagenbetrieb nur sehr begrenzte Zeit aufrechterhalten werden kann.
Christof Günther
Im Chemiepark Leuna arbeiten die verschiedenen Unternehmen und Anlagen im Verbund. Das macht sie sehr effizient und leistungsfähig, so Günther. Doch fallen einzelne Anlagen aus, weil sie nicht mehr wirtschaftlich produzieren können, dann wirkt sich das auf alle anderen aus. Und das kann dazu führen, dass dann auch Anlagen außer Betrieb gehen, die bislang noch wirtschaftlich arbeiten.
"Wenn eine solche Entwicklung einsetzt, ist das ein Dominoeffekt, der dazu führt, dass die chemische Industrie nicht nur in Leuna, sondern im gesamten mitteldeutschen Chemiedreieck in Mitleidenschaft gezogen wird", sagte Günther weiter.
Sollte das geschehen, blieben die Auswirkungen der Krise nicht auf den Chemiepark beschränkt. Viele andere Industrien sind auf chemische Vorprodukte angewiesen. Die Elektrotechnik, der Maschinen- und Anlagenbau, die Bauwirtschaft und die Landwirtschaft würden in einem solchen Fall in Mitleidenschaft gezogen.
Die Bundesregierung hatte letzte Woche beschlossen, auf die umstrittene Gasumlage zu verzichten und stattdessen 200 Milliarden Euro für einen Preisdeckel beim Erdgas bereitstellen zu wollen. Wie stark Haushalte und Industrie entlastet werden, ist allerdings noch unklar. Deshalb blicken nun alle Augen auf die Kommission, die vom Bund für das Ausarbeiten eines Entlastungsplans eingesetzt wurde.
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