Erdbeben in Deutschland: Diese Regionen leben gefährlich

In Deutschland gibt es Regionen mit erhöhtem Erdbebenrisiko. Die Kölner Bucht und der Oberrheingraben sind besonders gefährdet. Doch eine Zone bereitet Experten besondere Sorgen.
Als Erdbeben-Risikogebiete gelten in Deutschland die an die Vulkaneifel grenzende Kölner Bucht, die Schwäbische Alb südlich von Tübingen, der südliche Oberrheingraben mit dem Hochrhein sowie Ostthüringen und Westsachsen, hauptsächlich in der Umgebung von Gera.
Zu den tektonisch aktivsten Regionen in Deutschland zählt der Oberrheingraben. Hier senkt sich der Teil, der ursprünglich die Verbindung zwischen Vogesen und Schwarzwald herstellte, mit erdgeschichtlich betrachtet immer noch beachtlicher Geschwindigkeit.
Das etwa drei Kilometer dicke Schotterpaket dämpft jedoch die Erdbebenwellen, sodass sie meist nicht den Weg bis an die Oberfläche finden. Sichtbar sind die Verwerfungs-Bewegungen jedoch im Lorettobergtunnel der Höllentalbahn im Netz der Deutschen Bahn.
Die Absenkung des Gebirgeteils hat zur Umlenkung des Rheins nach Norden bei Basel geführt, der zuvor durch die Burgundische Pforte in die Rhone und damit in das Mittelmeer floss und danach in die Nordsee entwässerte.
An der Kreuzung des Rheingrabens mit dem rechtwinklig dazu angelegten Bruch, der sich heute als Dreisamtal zeigt, kam es zur Vulkanaktivität des Kaiserstuhls. Bis heute sind die Thermalwasserquellen in Freiburg, Bad Krozingen und Bad Bellingen übrig geblieben.
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Erdbebenhöffig ist noch immer das Gebiet der Vulkaneifel, wo zwar seit langer Zeit kein Vulkanausbruch mehr beobachtet werden konnte, es jedoch jederzeit wieder zu einem Ausbruch kommen könnte. Die Erdbebenvorhersage ist leider bis heute noch nicht sehr zuverlässig. Und man ist nicht gut darauf vorbereitet. Zu den Vorsorgemaßnahmen für den Einzelnen gibt es inzwischen umfangreiche Listen, welche man abarbeiten kann.
Plattentektonik
Die Erdoberfläche besteht aus unterschiedlich großen Kontinental-Platten. Das sind etwa die indische und die afrikanische, pazifische oder eurasische Kontinental-Platten. Diese schwimmen gewissermaßen auf dem flüssigen Magma im Erdinneren. Daher sind diese Platten grundsätzlich immer in Bewegung und reiben sich aneinander.
Da sie sich bei diesen Bewegungen hauptsächlich an den Rändern verhaken oder verkanten, können sich Spannungen aufbauen, die sich durch Brüche oder ruckartige Bewegungen entladen können, wodurch Erdbebenwellen erzeugt werden. Diese breiten sich mit unterschiedlicher Geschwindigkeit im Erdkörper aus und werden an der Erdoberfläche als Erdbeben wahrgenommen.
Durch menschliche Aktivitäten ausgelöste Erdbeben
Kleinere Erdstöße können allerdings auch durch Baumaßnahmen wie Bohrungen, Erdöl- und Erdgasförderungen, Bergbau, Sprengungen oder das Aufstauen von Stauseen verursacht werden. Diese vom Menschen verursachte Erdbebenaktivität wird als induzierte Seismizität bezeichnet. In den allermeisten Fällen ist die Stärke der hervorgerufenen seismischen Ereignisse sehr gering und liegt meist unter der Grenze der Wahrnehmbarkeit durch Menschen.
Besonders durch solche menschliche Aktivitäten sind solche Gebiete gefährdet, in welchen die Aktivitäten dazu führen können, dass aufgebaute Spannungen in der Erdkruste entladen werden. Hier hat vor einigen Jahren eine Geothermiebohrung durch das Deep Heat Mining-Projekt in Basel für seismische Aktivitäten gesorgt.
Die Probleme bei der geothermischen Bohrung in der Fauststadt Staufen gehen übrigens nicht auf ein Erdbeben zurück, sondern entstanden in der Folge des Aufquellens einer angebohrten Gips-Keuper-Linse.
Die Vorkommnisse in Basel und Staufen haben in der Folge immer wieder zu Erdbeben-Befürchtungen im Zusammenhang mit Geothermiebohrungen und Lithiumabbau im Oberrheingraben geführt.
Schwarmbeben im Vogtland
Erdbeben im deutsch-tschechischen Grenzgebiet, im Vogtland und Westböhmen, sind seit langer Zeit bekannt. Sie treten dort in sogenannten Erdbebenschwärmen auf. Es gibt dann viele schwache und mittelstarke Erdbeben. Sie können über Wochen und Monate auftreten und keinem klaren Hauptbeben zugeordnet werden. Diese Art der seismischen Aktivität unterscheidet sich von dem Seismizitätsmuster, das bei gewöhnlichen tektonischen Erdbeben beobachtet werden kann.
Es ähnelt den seismischen Aktivitäten, wie sie oft an aktiven Vulkanen oder in Hydrothermalfeldern wie in Süditalien gefunden werden. Stärkere Erdbeben sind aus dem südlichen Teil nicht bekannt. Größere Einzelbeben wurden nur aus dem nördlichen Bereich berichtet, was nicht bedeutet, dass sie nicht auch im Süden auftreten könnten.
Die Ursache der Schwarmbeben im Vogtland ist bis heute noch nicht vollständig geklärt. Es gibt Hinweise, dass Schwarmbeben durch das Eindringen von Tiefenfluiden ins Gestein der Erdkruste und vorhandene Schwächezonen ausgelöst werden. An der Erdoberfläche in Westböhmen und im Vogtland lassen sich wie auch im Vulkangebiet der Eifel zahlreiche Gas- und Fluidaustrittsstellen, sogenannte Mofetten, beobachten.