Ernst und Jugendschutz.net

Wie eine Kritik zum amüsanten Bumerang wird

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Das Mainzer Aufsichtsgremium jugendschutz.net, eine gemeinsame Einrichtung der Jugendministerien der Länder, hat an Betreiber von Suchdiensten eine "Verpflichtungserklärung" zum Aufbau und Austausch einer schwarzen Liste für "unzulässige und jugendgefährdende Adressen" und Keywords verschickt. So berichtete Stefan Krempl gestern bei heise online. Als am Jugendschutz interessierter Mensch habe ich mich natürlich gleich dorthin begeben, um zu sehen, ob ich denn auch meinen Teil zu dem Jugendschutz beitragen kann.

Bei der neubenannten Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien hatte ich vor kurzem wenig Glück, als ich mich dort nach den Möglichkeiten erkundigen wollte, wie ich dem Jugendschutz helfen könnte. Auf meine Fragen, wie ich zum Beispiel verhindern soll, dass ich aus Versehen eine indizierte Seite bewerbe, wenn denn die Indizierung nirgends bekannt gegeben wird, erreichte mich nur die Antwort, dass man mir bislang mit Antworten nicht dienen könne, da diese Gesetzesänderung ja erst nächstes Jahr in Kraft treten soll. Eifrig gehe ich also dieses Mal zum Meldeformular von Jugendschutz.net. Dort ist sogar eine Beispiel-URL genannt für den Fall, wenn man zwar weiß, dass man etwas melden will, aber nicht, wie ein Link aussieht. Die angegebene URL führt zu Heise.de, genauer: zu Telepolis ... nun bin ich natürlich neugierig.

Der Link führt zu einem Artikel über Jugendschutz.net, geschrieben vom ewig spöttelnden Ernst Corinth, welcher sich in seinem Artikel in der gewohnten Art darüber mokierte, dass die Beispiel-URL bei Jugendschutz.net über Umwegen zu Sex.de führte (Es wird immer schlimmer). Und in Jugendschützerkreisen versteht man keinen Spaß bei solchen Dingen. Zu der Zeit war als Beispiel-URL http://www.xxx.de/bilder/galerie.html angegeben.

Nun ist also der Artikel über Jugendschutz.net die Beispiel-URL und wir warten gespannt, welcher Kommentar uns von Ernst Corinth erreichen wird, wenn er merkt, dass etwa bei Eingabe von "teenagers sucking cocks" bei Google bereits der fünfte Link, manchmal auch schon der erste zu Jugendschutz.net führt. Dass es bei Jugendschutz.net allerdings zu einer unfreiwilligen Selbstzensur kommt ist eher unwahrscheinlich, immerhin gehört Jugendschutz.net nicht zu den "unbefugten Dritten, denen die Filterliste nicht ausgehändigt werden darf". Ob der Satz "Und das ist gut so" allerdings in diesem Fall treffend ist, bleibt dahin gestellt.