Erstmals Luftangriff der Rebellen in Sri Lanka
Tamil Tiger-Rebellen greifen Flughafen nahe Colombo mit Kleinflugzeugen an
Die tamilischen Rebellen der Liberation Tigers of Tamil Eeelam (LTTE) haben gestern Abend erstmals seit Beginn des Bürgerkriegs 1983 die srilankische Armee mit Flugzeugen aus der Luft angegriffen. Gegen 00.45h Ortszeit (19:15h GMT) wurde der internationale Flughafen nahe der Hauptstadt Colombo von heftigen Explosionen erschüttert, gefolgt von Maschinengewehrfeuer. Zwei Leichtflugzeuge der Liberation Tigers hätten Attacken gegen Einrichtungen der Sri Lanka Air Force Airbase auf dem 35 km nördlich von Colombo gelegenen Bandaranaike-Flughafen in Katunayake geflogen und seien anschließend sicher in das von der LTTE kontrollierte Vanni-Gebiet zurückgekehrt, sagte LTTE-Militärsprecher Rasaiah Ilanthiraiyan gegenüber der Rebellen-nahen Internetseite TamilNet.
Ziel der Luftattacke waren zwei Hangars, in denen Kfir-Jets israelischer Bauart und russische MiG-27-Bomber der Sri Lanka Airforce geparkt waren. Laut Luftwaffen-Sprecher Ajantha de Silva wurden bei dem Angriff drei Soldaten getötet und 16 weitere verwundet. Die Armee gab später bekannt, dass kein Flugzeug zerstört wurde und von den drei gefallenen Bomben nur zwei explodiert seien. Laut unbestätigten Berichten wurden aber zwei Helikopter beschädigt.
Mit dem Angriff reagierten die Rebellen der Befreiungstiger von Tamil Eelam (LTTE) auf wochenlange Luftattacken der Regierungstruppen gegen ihre Stellungen im Nordosten des Landes (Sri Lanka vor offenem Kriegsausbruch). LTTE-Sprecher Ilanthiraiyan sagte, dies sei eine Maßnahme, um tamilische Zivilisten vor den Luftangriffen der Srilankischen Armee zu schützen, die seit Wochen andauern. "Weitere Attacken werden folgen." Die Regierung Rajapakse glaubt, die Tigers im inoffiziellen vierten „Eelam War“ militärisch in ein bis zwei Jahren besiegen zu können und treibt die Militäroffensive trotz internationaler Appelle für eine friedliche Lösung mit unvermittelter Härte voran.
Tamil Tigers sind weltweit erste Guerilla mit einer Luftwaffe
Der Luftangriff kommt nicht überraschend: Die Geheimdienste wussten bereits seit langem, dass die Rebellenorganisation aus ins Land geschmuggelten Einzelteilen Kleinflugzeuge zusammensetzt und damit eine Luftwaffe aufbaut. Immerhin sollen den Tigers zwei Flugzeuge und drei Flughäfen im Vanni-Distrikt zur Verfügung stehen.
Schon am 11. August 2006 flog die Tamil Eelam Air Force nach einzelnen Berichten einen Luftangriff auf die Palaali Air Base in Jaffna, zerstörte Munitionsdepots und Artilleriepositionen. Und schon im Februar warnte ein Informant des Militärs in einem Blog aus dem Armeeumfeld vor einem Angriff auf den Kutanayake-Airport.
Damit ist die LTTE die erste Guerilla weltweit, die über eine Luftwaffe verfügt.
2001 verübte die LTTE den schwersten Terrorakt der Luftfahrtgeschichte
1995 hatten die Tigers ein Attentat auf den Katunayake Airport versucht. Ein mit Sprengstoff beladenes Taxi wurde allerdings von den Sicherheitskräften entdeckt und entschärft. Die Sicherheitsbestimmungen rund um den Flughafen wurden anschließend extrem verschärft.
Umso schockierender war für die Regierung der Anschlag vom 24. Juli 2001, der im Hinblick auf die Flugzeugzerstörung als der schwerste Terrorakt der Luftfahrtgeschichte gilt. Nachdem sie den Strom abgestellt hatten, zündeten die 14 Selbstmordattentäter der sogenannten "Black Tigers" nachts zahlreiche Bomben auf dem Flughafen in Katunayake. Insgesamt wurden 18 zivile und militärische Flugzeuge beschädigt oder zerstört. Darunter befanden sich zwei Kfir-Jets, ein MI-24 Helikopter und ein MIG-27-Kampfbomber. Bei dem verheerenden Anschlag wurde außerdem die Hälfte der zivilen Luftfahrt-Flotte der Srilankan Airlines zerstört, unter anderem zwei A - 340 - 300 und ein A - 330 -200. Unter den 21 Toten befanden sich die 14 Attentäter sowie sechs Soldaten der Luftwaffe. Wie auch bei der gestrigen Attacke wurden keine Zivilisten getötet.
Neue Dimension des Krieges
Durch Angriffe mit Flugzeugen seitens der Guerilla bekommt der Krieg nun aber eine völlig neue Dimension. Bekannt war bisher nur die 1984 gegründete Sea Tigers-Abteilung der LTTE, die Schnellbootflotte. Sollte die Guerilla wirklich auch eine Air Tigers-Division aufgebaut haben, könnte das die Regierung in Colombo zu einer ganz neuen Eskalationsspirale der Gewalt gegen den Nordosten animieren. Auch international versetzt dies den Krieg in eine andere Dimension: Wenn eine Guerilla über Luftunterstützung verfügt, legitimiert das viel weitergehende militärische Unterstützungsmaßnahmen.