Etwas geschieht am Himmel

Französische Generäle sehen die Realität unidentifizierter Flugobjekte bestätigt

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Stellen Sie sich einmal vor, ein paar hohe Offiziere und Berater der Bundeswehr, ein Admiral, Wissenschaftler und ein Mitarbeiter vom BND wenden sich an Bundeskanzler Schröder und Bundespräsident Rau, um ihnen nahe zu legen, das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt mit einem UFO-Forschungsauftrag auszustatten, da man sich inzwischen sicher sei, dass Außerirdische die Erde besuchten. Undenkbar vielleicht in Deutschland? Realität in Frankreich!

COMETA UFO-Studie: Auf was muss man sich vorbereiten?

Denis Letty spricht in kurzen Sätzen, lässt sich die Informationen förmlich aus der Nase ziehen. Als Kommandant der Force aérienne tactique (FATAC) war er ab 1966 für die Entgegennahme von Berichten seiner Piloten über Begegnungen mit unidentifizierten Flugobjekten verantwortlich. Seitdem interessiert er sich für die Objekte, die immer wieder in unseren Luftraum eindrängen. Heute ist Letty Präsident der privaten Studiengruppe COMETA, die in Frankreich kurz, aber heftig Aufsehen erregt hat. Diese Gruppe ist kein Verein von Feierabendplauderern. Sie besteht aus drei Generälen, einem Admiral, Wissenschaftlern aus verschiedenen Gebieten und, so der Journalist Bernard Thouanel, aus aktiven Agenten des Geheimdienstes.

COMETA steht dafür ein, dass die "extraterrestrische Hypothese" zur Erklärung von UFOs die wissenschaftlich fundierteste sei. Die Möglichkeit, dass es sich lediglich um irdische Entwicklungen handele, könne man ausschließen, da sich so etwas "nicht länger als zehn Jahre" geheim halten ließ. Diese Thesen haben sie am 17. Juli 1999 in ihrer 90-seitigen Studie UFOs und Verteidigung - Auf was muss man sich vorbereiten?) in VSD Hors-Série veröffentlicht. Bernard Thouanel, Chefredakteur des Magazins VSD Hors-Série, hatte eine Kopie des ursprünglich anscheinend nicht zur Veröffentlichung vorgesehenen Papiers in die Finger bekommen, nachgefragt, ob er es veröffentlichen könnte ... voilà. Denn die ursprüngliche Zielgruppe des Papiers war nicht die Bevölkerung, sondern es waren Entscheidungsträger in Politik, Militär und Forschung.

Letty sieht das Mini-Buch vielmehr als Update der Forschungsergebnisse denn als Studie. Er bezieht sich auf den Bericht des Ausschusses der Auditoren des IHEDN von 1977. Das französische Institut des hautes études de défense nationale (IHEDN) ist eine dem französischen Verteidigungsministerium zugehörige Denkfabrik mit militärischen und zivilen Mitgliedern. Zu seinen Aufgaben gehört es, Entscheidungsträger über die Streitkräfte und die Landesverteidigung im Allgemeinen zu informieren und zu beraten. Jedes Jahr gibt es "Beförderungen", wonach man zum Ausschuss der Auditoren (AA) gehört - man könnte ihn vielleicht Weisenrat nennen.

Mitglieder von COMETA

Marchal, Algrin, Letty, Merlo, Orszag (von links)

Folgende Personen sind in der Studie genannt:

Général Denis Letty: Präsident von COMETA, Generalmajor a.D. der französischen Armée de l'Air, dort ab 1966 Kommandant der taktischen Luftstreitkräfte Force aérienne tactique (FATAC) und zuständig für die Entgegennahme von UFO-Berichten, von 1980 bis 1982 Kommandant des Stützpunktes Strasbourg, nach seinem Ausscheiden aus dem IHEDN Kommandeur der Operationszentren in Mauretanien und im Tschad, heute Vorsitzender eines privaten Unternehmens. Dr. Michel Algrin: früher IHEDN, Doktor der Politikwissenschaft, praktizierender Anwalt. Général Pierre Bescond: früher IHEDN, Brigadegeneral a.D. des Corps der Rüstungsingenieure. Denis Blancher: amtierender Chefinspektor der Gendarmerie im Innenministerium. Dr. Jean Douglas: Ingenieur im Ministerium für Landschaft, Wasser und Wälder. Général Bruno Le Moine: Brigadegeneral a.D. der Armée de l'Air, heute technischer Direktor eines industriellen Unternehmens. Françoise Lépine: Mitglied der Gesellschaft für Verteidigungsstudien Fondation pour les études de défense. Christian Marchal: Chefingenieur im Corps des mines, Forschungsdirektor am Französischen nationalen Forschungsinstitut für Raumfahrt Office national d'études et de recherches aérospatiales (ONERA). Admiral Marc Merlo: Admiral a.D. der französischen Seestreitkräfte. Général Dr. Alain Orszag: Brigadegeneral a.D. des Corps der Rüstungsingenieure, Doktor der Physik, heute Berater für private Unternehmen.

Frankreichs diskrete Vergangenheit

Die Mitglieder von COMETA kommen größtenteils auch aus dem Umfeld des IHEDN. Ursprünglich sollte die Studie den IHEDN Ausschuss als Verfasser tragen, doch die Inhalte gingen wohl etwas zu weit für eine Organisation, die immerhin das Verteidigungsministerium in Fragen der nuklearen Strategie der Nation berät. Im Grundtenor ähnelt die neue Studie dem Bericht des IHEDN (AA) von 1977:

Es bleibt jedoch eine kleine Anzahl "unidentifizierter" Fälle, die bis heute nicht durch ein bekanntes Phänomen oder die Kombination bekannter Phänomene erklärt werden können. Dieser Rest variiert (...) zwischen 15% und 5% der Gesamtzahl der Fälle. Das Problem der Authentizität von UFOs liegt in diesem Rest.

Auch wegen der Rückendeckung durch diesen Ausschuss des IHEDN, manche Forscher sagen auch des IHEDN selber, wurde 1977 Frankreichs erste permanente Gruppe zur Untersuchung von UFOs offiziell eingerichtet. Anfangs noch mit zwölf Mitgliedern und einem wissenschaftlichen Beirat leistet sich der Elysée-Palast heute immerhin noch eine Stelle. Doch als Leiter des Service d'études des phénomènes rares atmosphériques (SEPRA), einer Abteilung der französischen Raumfahrtagentur CNES, musste Jean-Jacques Velasco noch bis vor kurzem neben der Untersuchung "rarer Atmosphärenphänomene" auch bekannte Phänomene behandeln, wie zum Beispiel die Sicherung des Wiedereintritts von Raketenstufen in die Atmosphäre. Auch Velasco bestätigt, z.B. im CNES Web Magazine, dass nach ausgiebiger Untersuchung in etwa fünf Prozent der Fälle "physikalisch reale Phänomene" eine Erklärung schuldig blieben. Im Interview wird er deutlicher:

Ich stelle ein Phänomen fest, das unwiderlegbar existiert, weil wir es wissenschaftlich messen. Etwas geschieht am Himmel. Heute kann man Herkunft und Natur dieser Ereignisse noch nicht bestimmen. Wir wissen nicht, wie wir es erklären sollen. Also stellt man sich Fragen. Wenn wir nicht in der Lage sind, wenn unsere Technologie es nicht erlaubt, Antworten zu den Objekten am Himmel zu liefern, dann heißt das, dass Jemand die Technologie realisiert. Doch über die Herkunft lasse ich jeden selber schlussfolgern. Ich kann die außerirdische Hypothese nicht ausschließen. Doch das ist nur eine Hypothese, keine Gewissheit.

UFO-Untersucher Velasco bei der Arbeit

COMETA setzt an dieser Stelle an. Velascos UFO-Untersuchungen und die der Gendarmerie, der Luftstreitkräfte und anderer zur Kooperation angehaltener Behörden sind ebenso in ihre Studie eingegangen wie Ergebnisse der in Frankreich bereits seit den 50ern laufenden Untersuchungen.

Für Bernard Thouanel ist es, neben der Hochkarätigkeit der Mitglieder, die Tatsache, dass weitreichende Empfehlungen Entscheidungsträgern übermittelt worden sind, die die Studie so besonders machen. Sie gelangte auch in das Kabinett von Präsident Jacques Chirac und in die Hände von Premierminister Lionel Jospin. Jean-Jacques Velasco übergab diesem im Frühjahr 1999 die Studie persönlich bei einem Flughafen-Zwischenstopp. In einem Radiointerview erklärte Denis Letty, das Kabinett von Jacques Chirac habe das Papier vier Tage vor der Veröffentlichung erhalten (France-Inter), 23. Juli 1999). Dessen Stab bestätigte dem belgischen Ufologen Claude Maugé den Eingang:

Dieser "Bericht", zusammengestellt von Mitgliedern einer Vereinigung nach Gesetz 1901 [vergleichbar dem deutschen Verein, Bemerkung des Autors], antwortete nicht auf eine offizielle Anfrage und hat keinen speziellen Status. Sie werden bemerkt haben (Seite 7), dass die Autoren unter anderem beabsichtigten, Entscheidungsträger über dieses Thema zu informieren. In diesem Sinne wurde zur Information auch eine Kopie an den Präsidenten der Republik geschickt.

Ein Jahr vor der Übernahme der EU-Präsidentschaft im Jahr 2000 sollte die Regierung auf die "quasi sichere physikalische Realität komplett unidentifizierter Flugobjekte" aufmerksam gemacht werden. COMETA empfiehlt, die bestehenden französischen UFO-Forschungsanstrengungen auszuweiten. In der "höchsten Ebene des Staates" sollte eine Zelle mit der Aufgabe installiert werden, nationale und internationale Perspektiven der UFO-Forschung zu entwickeln. Wie die amerikanische Journalistin Leslie Kean schreibt, erwartete COMETA von der Regierung "keine Antwort, nur Aktionen".

"Anhaltende Desinformation"

Gegenstand, der bei Flugaufnahmen für kartografische Zwecke über Costa Rica 1971 zufällig fotografiert wurde

Was der Studie politischen Sprengstoff verleiht, ist die Position, die COMETA gegenüber den USA einnimmt. Die Autoren sehen deren Verhalten in punkto UFOs seit dem Roswell-Vorfall des Julis 1947 als "höchst seltsam" an. Dieser Schritt bedeutet praktisch eine neue Qualität in der französischen UFO-Politik.

Am 8. Juli 1947 gab das Roswell Army Air Field in New Mexico die Mitteilung heraus, dass man in den Besitz einer "fliegenden Untertasse" gelangt sei. Die Meldung erreichte die Nachrichtenagentur Associated Press um 14:26 Uhr. Nur drei Stunden später dementierte eine höher gelegene Stelle - das abgestürzte Objekt sei nur ein Wetterballon gewesen (Dolan 2000). COMETA wirft den US-Geheimdiensten eine seitdem "anhaltende Desinformation" vor und der simpelste Grund dafür sei, dass die Vereinigten Staaten mit allen Mitteln eine technologische militärische Überlegenheit gegenüber konkurrierenden Ländern bewahren wollten.

"Jeder größere Geheimdienst, sei es der MI5, die DGSE oder die CIA, wird versuchen, das größtmögliche Wissen über UFOs zu erlangen," erläutert Journalist Thouanel hier anknüpfend, "denn, wenn es wahr ist, dass wir Besucher haben, wird jeder die Technologie haben wollen. Es geht hier um Vorherrschaft. Das Land, das diese Geräte zur Verfügung hat, um seine Luftstreitkräfte zu formen, kontrolliert die Erde."

Ist es das, worum es hier geht? Fürchten die Teile des Apparats, die sich in COMETA zusammengefunden haben, dass Frankreich den Anschluss an die USA verpasst, die im Besitz außerirdischer Technologie sind?

Es würde zumindest die Geheimhaltung erklären, die das UFO-Phänomen seit Anfang der Diskussion umgibt. Denn jeder muss wohl zugeben, dass, sobald über UFOs diskutiert wird, auch recht bald von Vertuschung die Rede ist. Das kann man jedoch auch den Franzosen vorwerfen. Akten, die die Ermittlungen der SEPRA, der Gendarmerie, etc. betreffen, bleiben 60 Jahre unter Verschluss.

Feststeht nur, dass die USA eine Flotte neuer Flugzeuge mit teils "exotischen" Antrieben entwickelt hat, von denen vielleicht schon welche einsatzbereit sind. Eine Faustregel besagt, dass militärische Entwicklungen der im Zivilbereich eingeführten Technologie um etwa 20 Jahre voraus sind. Laut der Federation of American Scientists ist es auch unklar, ob die politische Führung des Landes überhaupt über diese schwarzen Projekte im Bilde ist. Verantwortlich zeigen sich üblicherweise Abteilungen eines Geheimdienstes oder des Energieministeriums. Mit wenigen Ausnahmen ist nicht mal ein Budget identifizierbar.

Aufnahmen von Entwicklungen des schwarzen amerikanischen Aurora-Projektes?
UFO über Petit-Rechain, Belgien, im April 1990

Der Knackpunkt dürfte sein, ob wirklich außerirdische Technologie in die Entwicklungen mit einfließt. COMETA zeigt sich davon überzeugt. In dieser Hinsicht ist es interessant, dass die Hauszeitschrift des französischen Verteidigungsministeriums Armée d'aujourd'hui in der Septemberausgabe 1999 einen Artikel über die hausverwandte UFO-Studie plante. Aus Gründen, über die man auch wieder nur spekulieren kann, kam es jedoch nicht zur Veröffentlichung des bereits geschriebenen Artikels. Der Text ist dann der belgischen Gruppe UFOCOM zugespielt und von derselben veröffentlicht worden. Es zeigt sich, dass nicht nur COMETA im Artikel sehr gut weggekommen wären, sondern auch der Roswell-Vorfall. Der UFOCOM-Autor beruft sich auf seine Quelle, die Veröffentlichung in "Armée d'aujourd'hui" sei aus Sicht des Verteidigungsministeriums "nicht opportun" gewesen.

Dieser geplante Artikel wirft Fragen nach der Unterstützung auf, die COMETA in der französischen Regierung zuteil ist. Natürlich wiegelte das IHEDN ab:

Das IHEDN möchte klarstellen, dass die Aussagen dieser Individuen nur sie selbst und ausschließlich sie selbst betreffen und in keiner Weise eine Reflexion der Gedanken des IHEDN sind, welches keine speziellen Informationen zu diesem Thema hat.

Général Norlain: "der Nation sehr geholfen"

Dennoch schreibt Général Bernard Norlain, Militärberater von Premierminister Chirac in den 80ern und zum Zeitpunkt der Gründung von COMETA (Februar 1995) Direktor des IHEDN, in seinem Vorwort zur Studie, dass, falls COMETA neue Anstrengungen und internationale Zusammenarbeit erreichen, das IHEDN dann "der Nation und vielleicht der Menschheit" sehr geholfen haben wird.

Literatur:

COMETA: Les OVNIS et la défense - A quoi doit-on se préparer?. Paris: G.S. Presse, 1999, S.1-90. IHEDN (AA): Rapport sur les " Phénomènes aériens non identifies ". 20. Juni 1977, S.1-22.Dolan, Richard M.: UFOs and the National Security State. Rochester/New York: Keyhole Publishing Company, 2000, S.1-544.