Ex-Kanzler kritisieren G7-Gipfel ohne Russland

Helmut Schmidt und Gerhard Schröder hätten Wladimir Putin eingeladen

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Am 7. und 8. Juni findet im oberbayerischen Schloss Elmau der G7-Gipfel statt, bei dem sich die Staats- und Regierungschefs der USA, Japans, Deutschlands, Großbritanniens, Frankreichs, Italiens und Kanadas treffen, schlemmen und über die Weltpolitik sprechen. Früher hießen diese Veranstaltungen einmal "G8-Gipfel", weil Russland mit dabei war. Nach der Krimkrise im letzten Jahr verkleinerte man die Runde allerdings, um Druck auf den russischen Staatspräsidenten Wladimir Putin auszuüben.

Zwei deutsche Ex-Kanzler bezweifeln nun öffentlich, dass dieser Druck sich positiv auswirkt: Der Sozialdemokrat Helmut Schmidt, der die deutschen Bundesregierungen von 1974 bis 1982 anführte, glaubt, dass Wladimir Putin "beleidigt ist", weil "der Westen ihn seiner Vorstellung nach nicht ernst genug nimmt". Putin sieht es Schmidt zufolge als seine Aufgabe an, "nach der Wildwest-Periode unter Jelzin den russischen Staat wiederherzustellen". Das müsse man berücksichtigen.

Hätte man eine G7-Einladung "in gehöriger Form ausgesprochen", dann wäre der russische Staatspräsident Schmidts Ansicht nach sicher nach Elmau gereist. Weil dies jedoch nicht geschah, sind die Erwartungen des 96-Jährigen an den Gipfel "begrenzt". Der Ex-Kanzler hofft lediglich, dass nicht noch mehr "Öl ins Feuer" gegossen wird. Geschehe wenigstens das nicht, dann sei er schon zufrieden.

Helmut Schmidt auf der Münchner Sicherheitskonferenz 2014. Foto: Kleinschmidt / MSC. Lizenz: CC BY 3.0

Auch Schmidts Parteigenosse Gerhard Schröder, der von 1998 bis 2005 deutscher Bundeskanzler war, sprach angesichts des weiter bestehenden Ausschlusses Russlands von einem "Fehler", weil man seiner Ansicht nach gerade dann diskutieren muss, "wenn es unterschiedliche Positionen gibt". Und dieses Diskutieren hätte man "auf dem Gipfel tun können". Er selbst spreche trotz der Ukrainekrise mit Wladimir Putin und stehe weiterhin "in freundschaftlichen Beziehung" zu ihm.

Gerhard Schröder. Foto: SPD Schleswig-Holstein. Lizenz: CC BY 2.0

Der Tageszeitung Rheinische Post sagte Schröder außerdem, die EU habe einen schweren Fehler begangen, als sie Russland nicht in die Gespräche über ein Assoziierungsabkommen mit der Ukraine einband. Russland habe nämlich "eine Alternative zu Europa", was umgekehrt nicht gelte.

Eckhard Cordes, der Vorsitzende des Ostausschusses der Deutschen Wirtschaft, hält es in der G7-Frage eher mit den beiden Ex-Kanzlern als mit der aktuellen Kanzlerin. Auch er meint, es sei "immer besser, miteinander statt übereinander zu reden" und "gerade in der Krise" brauche man "etablierte Gremien", in denen man das tun könne.

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