Extreme Hitzewelle in Südasien

Bild: NASA Earth Observatory/Joshua Stevens (Bild des Tages, 29. April 2022)

Indien und Pakistan: Lebensgefährliche Hitze, Befürchtungen vor Abschmelzen des Schnees und der Gletscher; Weizenernte bedroht

Indien und Pakistan leiden unter einer extremen Hitzewelle, wie die Weltmeteorologieorganisation WMO mitteilt. Demnach herrschten am 28. April in weiten Teilen der Region Temperaturen zwischen 43 und 46 Grad Celsius. Für Teile Indiens sollte die extreme Hitze bis zum 3. Mai anhalten.

Zuvor hatte Indien nach WMO-Angaben bereits den wärmsten je registrierten März erlebt und Pakistan den wärmsten für mindestens 60 Jahre. Die WMO ist der internationale Dachverband der nationalen Wetterdienste, dem auch der Deutsche Wetterdienst angehört.

Die große Hitze ist für Menschen, die keine Gelegenheit haben, gekühlte Räume aufzusuchen lebensgefährlich. Sowohl Indien als auch Pakistan habe daher unter anderem Frühwarnsysteme eingerichtet.

In Pakistan befürchten die Behörden außerdem, dass die Hitzewelle in den nördlichen Bergregionen des Landes in Gilgit-Baltistan (Jamur und Kaschmir) und Khyber Pakhtunkwa das Abschmelzen des Schnees und der Gletscher verstärkt und dadurch Sturzfluten auslösen könnte.

Vielfach haben sich unterhalb der Gletscher Schmelzwasserseen gebildet, die nur durch instabile Wälle aus Geröll und Sediment zurückgehalten werden. Verstärkte Zuflüsse könnten die Barrieren niederreißen. Die Folgen wären starke Flutwellen mit fatalen Konsequenzen für die in den Tälern unterhalb der Seen gelegenen Dörfer hätte.

Hitzewellen sind in der Region vor allem im Mai üblich, können aber auch im April schon auftreten. Es sei zu früh, die jüngste Hitzewelle allein dem Klimawandel zuzuordnen. Allerdings werden sicherlich schon bald sogenannte Attributions-Forscherinnen und – Forscher diese Frage mit ihren statistischen Methoden untersuchen.

Die WMO weist derweil darauf hin, dass die jüngste Hitzewelle zu den Dingen gehört, die die Klimawissenschaften in einem sich ändernden Klima erwarten. Hitzewellen würden häufiger, intensiver und würden früher als zuvor auftreten. Das habe auch der jüngste Sachstandbericht des IPCC, des sogenannten Weltklimarates für Südasien vorausgesagt.

Häufigkeit warmer Extrem-Ereignisse

Ein im Auftrag des indischen Ministeriums für Geo-Wissenschaften erarbeiteter Bericht ("Assasment of Climate Change over the Indian Region") stellt unter anderem fest, dass die Häufigkeit warmer Extrem-Ereignisse zwischen 1951 und 2015 zugenommen hat.

In den letzten 30 Jahren habe sich die Erwärmung beschleunigt. In dieser Zeit sind die wärmsten Tage heißer geworden. Auch die Höhe extremer Nachttemperaturen habe zugenommen und die jeweils kältesten Nächte eines Jahres würden tendenziell wärmer.

Dieser Trend werde sich im 21. Jahrhundert fortsetzen. Die Frühjahrshitzewellen würden mit großer Wahrscheinlichkeit weiter an Dauer, Häufigkeit, Intensität und geografischer Ausdehnung zunehmen.

Große Hitze kann nicht nur für die Menschen, sondern auch für Nutztiere und die angebauten Pflanzen gefährlich werden. Der New Scientist schreibt, dass von der Hitzewelle wichtige Teile der indischen Weizenernte bedroht seien. Hitzestress fange für den Weizen bereits bei Temperaturen über 34 Grad Celsius an, die in diesen Tagen weit übertroffen werden.