Fahren, fahren, fahren: Telearbeit bleibt weiterhin marginal
Seite 2: Es wird mehr und länger gependelt
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In den USA steigt trotz der Renaissance der Städte, also durch den Zuzug von Menschen in die Innenstädte, die Zeit weiter an, die mit dem Pendeln zur Arbeit verbracht hat. Seit 1980 stieg die Zeit um 20 Prozent an, durchschnittlich sind es 26 Minuten, in aller Regel alleine im Auto, 0,6 Prozent mit dem Fahrrad, 2,6 Prozent zu Fuß, 5,1 Prozent mit öffentlichen Verkehrsmitteln. 5 Prozent der Arbeitnehmer haben nach dem Census-Bericht für 2016 auch Zuhause gearbeitet.
Auch in Deutschland wird länger und mehr gependelt. Nach einem Bericht des Bundesinstituts für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) fuhren die Deutschen durchschnittlich 16,91 Kilometer zur Arbeit, mehr als 2 Kilometer mehr als 1999. Auch die Zahl der Pendler erhöhte sich: "Während im Jahr 2000 noch 53 Prozent aller Arbeitnehmer pendelten, waren es zuletzt 60 Prozent." Dabei stieg die Bevölkerung in den meisten Großstädten an, während die auf dem Land und in Kleinstädten sank. Aber es gibt erhebliche Unterschiede, die zeigen, warum die Menschen zunehmend in die Städte drängen: "Während in den ländlichen Regionen zwei Drittel der Beschäftigten auspendeln, ist es in den städtischen Regionen nur jeder zweite."
Was hindert neben der Angst, die Kontrolle zu verlieren, die Firmen daran, ihre Angestellten mehr vom Stress des Pendelns zu entlasten? Angeblich arbeiten Menschen besser und produktiver zusammen, wenn sie von Angesicht-zu-Angesicht in einem Raum präsent sind, zumindest wenn sie komplexere Aufgaben lösen müssen, die Kooperation voraussetzen. Dabei spielt nicht nur die direkte Kommunikation eine Rolle, sondern auch die vielen nicht-verbalen Signale, die der Körper aussendet und die über schriftliche, mündliche und auch audio-visuelle (Video) Fernkommunikation nicht präsent sind und wahrgenommen werden können, so die Theorie. Tatsächlich verhält man sich anders, wenn man in einem Raum mit anderen ist, als wenn man nur aus der Ferne kommuniziert.
Wäre die Lösung, wie manche seit dem Aufkommen von Virtueller Realität schon Anfang der 1990er Jahre prognostizierten, die gemeinsame Telepräsenz in einem virtuellen Raum - einmal abgesehen davon, dass VR auf dem Land oft nicht möglich sein dürfte? Fragt sich auch, wie detailliert die digitale Präsenz des Avaters einer anderen Person sein muss, um eine Präsenz zu simulieren, wie sie bei körperlicher Anwesenheit in einem Raum mit allen Details erfahren wird.
Man kann sich kaum vorstellen, dass der Graben der Ferne tatsächlich über längere Zeit hinweg und trotz der Zwänge in der Arbeitswelt verdrängt werden kann, weil im Unterschied zur körperlichen Präsenz in einem Raum der virtuelle Doppelgänger einfach ausgeschaltet werden kann, viele Erfahrungen wie Gerüche oder Berührungen noch fehlen und die Schnittstellen eine stets spürbare Schwelle bilden, einmal abgesehen davon, dass der virtuelle Raum, wenn Bewegungen zugelassen sind, für alle eigentlich der gleiche sein müsste, in dem sie sich mit ihren Körpern aufhalten.
Fließen also weiterhin nur die Daten, die Finanzen, die Waren, die Touristen, Migranten und mobilen Arbeiter um die Erde, während die Mehrzahl der Menschen im Arbeitsalltag am Ort gefesselt bleibt und zum Pendeln verurteilt ist? Es muss ja nicht darum gehen, technisch die Präsenz und die Kontrolle im wirklichen Raum zu simulieren, neue Lebens- und Arbeitswelten erschließen sich auch durch Verhaltensveränderungen. Das war und ist im Fall des Umzugs der Menschen in Städte und jetzt in die Megacities der Fall gewesen und wird auch bei der Koordination der realen und virtuellen Lebens- und Arbeitsräume geschehen. 30 Jahre sind für Anpassungsprozesse kaum eine Zeit. Im Film wurde auch zuerst das Theater abgefilmt, bevor man die filmische Montage der Attraktionen entdeckte.
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