Farc-Guerilla in Kolumbien nimmt Kampf wieder auf

Bild: Farc

Vize-Kommandant Iván Márquez kündigt Rückkehr zu den Waffen an. Friedensprozess von 2016 gescheitert?

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Drei Jahre nach der Unterzeichnung eines Friedensabkommens zwischen der kolumbianischen Regierung und den Revolutionären Streitkräften Kolumbiens (Farc) haben führende Köpfe dieser Guerillaorganisation den bewaffneten Kampf wieder aufgenommen. Der zweithöchste Kommandant der ehemaligen Farc-Guerilla, Iván Márquez, veröffentlichte in der Nacht zum heutigen Donnerstag ein Video, in dem er zusammen mit anderen ehemaligen Guerillaführern "eine neue Phase des bewaffneten Kampfes" ankündigt.

Der Guerillakrieg werde "unter dem Schutz des universellen Völkerrechts wieder aufgenommen, das es erlaubt, sich mit Waffen gegen Unterdrückung zu wehren", sagte Márquez, dessen Aufenthaltsort seit einem Jahr unbekannt ist. Man strebe ein "zweites Marquetalia" an, so der Guerillaführer unter Anspielung auf die Geburtsstätte der ersten Farc-Guerilla im Jahr 1964.

Die Farc hatten Ende 2016 in der kubanischen Hauptstadt Havanna nach langen Verhandlungen ein Friedensabkommen mit der damaligen Regierung von Manuel Santos unterzeichnet. Die amtierende Nachfolgeregierung unter Präsident Iván Duque, einem politischen Ziehsohn des Hardliners Álvaro Uribe, der Kolumbien von 2002 und 2010 regierte, setzte das Abkommen jedoch kaum mehr um und versuchte sogar, es in Teilen wieder zu revidieren. Politisch bekämpfte er die Farc-Partei, die aus der Guerilla hervorgegangen war. Zugleich wurden mindestens 150 Ex-Kämpfer der demobilisierten Farc Opfer politischer Morde.

Kolumbien ist derzeit eines der gefährlichsten Länder für Umwelt- und soziale Aktivisten weltweit. Laut der neuesten Studie der britischen Nichtregierungsorganisation Global Witness belegte Kolumbien im Jahr 2018 auf der Rangliste der Länder mit der höchsten Mordrate an Umweltaktivisten den zweiten Platz. Über 1.350 Aktivisten haben persönliche Todesdrohungen erhalten und allein in den vergangenen vier Monaten sind knapp 300 Anführer von sozialen Organisationen und Bewegungen ermordet worden, berichtet das Lateinamerika-Portal amerika21.

Das Video von Farc-Kommandant Márquez wurde auf einer neuen Website hochgeladen, die anscheinend als Portal der neuen bewaffneten Gruppe geschaffen wurde. Auf einem Transparent im Hintergrund ist der volle Name der ehemaligen Guerillaorganisation zu lesen: Revolutionäre Streitkräfte Kolumbiens - Armee des Volkes. Márquez tritt zusammen mit anderen ehemaligen FARC-Kommandanten wie Jesús Santrich, El Paisa und Romaña auf.

Márquez tritt im Video in Militäruniform und bewaffnet auf. Er bezeichnet die Entscheidung, zu den Waffen zurückzukehren, als "Fortsetzung des Guerillakampfes" und "Reaktion auf den Verrat des Staates an dem Friedensabkommen von Havanna". Seine Gruppierung werde ein Bündnis mit der Guerillaorganisation Nationale Befreiungsarmee (Ejército de Liberación Nacional, ELN) und versprengten Einheiten der ehemaligen Farc-Guerilla anstreben.

In dem von Márquez verlesenen Manifest heißt es, die neue Guerilla richte sich nicht gegen Soldaten oder Polizisten, die "die Interessen der Bevölkerung respektieren". Die neue Organisation werde sich vielmehr gegen "die korrupte Oligarchie, Mafia und Gewalt" zur Wehr setzen. Man werde zugleich einer neuen Strategie folgen und "nur auf Angriffe reagieren". Auch wollen die Guerilleros von der extrem umstrittenen Methode der Entführungen absehen, um Lösegeld zu erpressen. Die neue Guerilla sei am "Dialog mit Geschäftsleuten, Viehzüchtern, Händlern und den wohlhabenden Menschen des Landes interessiert, um einen Beitrag von ihnen zum Fortschritt der ländlichen und städtischen Gemeinschaften zu erreichen".

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