Fasttracks wundersame Wandlungen
KaZaA-Gründer drohen mit Konkurs, KaZaA-Betreiber expandieren
Der Prozess der RIAA gegen die Tauschbörse KaZaA könnte bald zu Ende sein, die niederländischen Firmengründer sprechen von Zahlungsunfähigkeit. Dennoch lebt das KaZaA-Netz fröhlich weiter - und expandiert sogar noch: Seine neuen australischen Eigentümer haben gestern die ersten Grundsteine für das Altnet-Netzwerk zum Vertrieb kopiergeschützter Inhalte gelegt.
In einem Brief an das zuständige US-Gericht bat die niederländische Firma KaZaA BV am vergangenen Freitag darum, die Gegenseite möge doch bitte ihre Kapitulationsbedingungen festlegen. KaZaA BV habe nicht mehr das Geld, sich weiter vor Gericht zu verteidigen. Mit einer Pleite der Firma könnte der Prozess (Vgl.Morpheus im Fadenkreuz) der Record Industry Association of America und der Motion Picture Alliance of America gegen das Fasttrack-Tauschbörsen-Netzwerk vor einem überraschenden Ende stehen. KaZaA galt stets als Betreiber und Hauptantriebskraft des Netzes. Die ebenfalls angeklagte Tauschbörse Morpheus setzt mittlerweile mit Gnutella auf ein anderes Tausch-Netz, und Grokster als dritter Angeklagter ist als reine Briefkastenfirma nur schwer haftbar zu machen.
Überraschend kommt das Ende aber auch, weil das KaZaA-Programm heute mehr Freunde hat denn je. Im Januar verkauften (VglKaZaA wird verkauft) die niederländischen KaZaA-Programmierer ihren Client an eine Firma namens Sharman Networks, die ihren Geschäftssitz auf der Vanuatu-Inseln hat. Seit dem überraschenden Verkauf sorgte Sharman immer wieder für Schlagzeilen(Vgl. Die große KaZaA-Verschwörung). Zuletzt sorgte die Meldung für Wirbel, dass man gemeinsam mit der kalifornischen Firma Brilliant Digital Entertainment ein zweites Netzwerk auf den Rechnern der KaZaA-Nutzer starten werde.
KaZaA-Nutzer jetzt auch Altnet-Nutzer
Seit gestern ist es nun offiziell so weit: Mit der neuen Version 1.7 des KaZaA-Programms wird ein erster Teil des Altnet-Netzwerks ausgeliefert. Doch dabei handelt es sich offenbar erst einmal um relativ harmlose Features: So werden KaZaA-Nutzern nun bei bestimmten Suchworten lizenzierte, DRM-geschützte Inhalte präsentiert. Diese werden zentral gehostet, die Fundstellen sind farblich von anderen Dateien abgehoben. Bisher konnte Altnet dafür den Computerspiele-Hersteller Infogrames und die von der EMI vertriebene Plattenfirma 2K Sounds gewinnen. Kritik hatten KaZaA und Altnet für die Ankündigung auf sich gezogen, in Zukunft auch über Rechenzeit und Festplattenspeicher ihrer Nutzer verfügen zu wollen. Diese Funktionen werden laut Altnet-Website allerdings erst im Herbst diesen Jahres gelauncht.
Schaut man sich übrigens die Altnet-Eigentümer an, entdeckt man neben Brilliant Digital ein paar alte Bekannte - die KaZaA-Gründer. Doch damit Altnet nicht unter der KaZaA-BV-Pleite zu leiden hat, gründeten sie dafür gleich noch eine neue Firma: Blastoise, auch als Joltid bekannt, liefert offenbar die Altnet-Technologie. Ob und wie die Firma mit den ebenfalls von den KaZaA-Programmierern gegründeten Firmen Consumer Empowerment BV oder Fasttrack in Verbindung steht, ist nicht bekannt. Ein RIAA-Vertreter sprach angesichts dieses Firmengewusels davon, da versuche offenbar jemand, das Gerichtsverfahren lächerlich zu machen.