Fatale Situation für Flüchtlinge in Griechenland

Seite 3: Der Mord an der Akropolis

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Generell ist der griechischen Polizei eine durchaus lasche Dienstauffassung vorzuwerfen, wenn es um Kleinkriminalität geht. So griff kaum jemand ein, als seit mehr als einem Jahr rund um die Akropolis, den Areopag-Hügel und den Philopappos-Hügel Touristen überfallen und ausgeraubt wurden. Zuerst spielten sich die Überfälle mitten im touristischsten Viertel Athens nach Einbruch der Dunkelheit ab.

Die Berichte der Überfallenen waren gleichlautend: Dunkelhäutige, augenscheinlich nicht-griechische Personen, mutmaßlich Immigranten hätten sie überfallen und ausgeraubt, hieß es. Die griechische Regierung, die sich so sehr ihrer ansteigenden Tourismuszahlen rühmt, sah keinen Anlass, einzugreifen, als "das historische Zentrum der Hauptstadt" nach Sonnenuntergang zu einer No-Go-Zone wurde.

Es gab weder offizielle Warnungen an die Touristen, noch wurde eine erhöhte Polizeipräsenz angeordnet. Die Polizei ist hinsichtlich ihrer Handlungsfreiheit eng an die Vorgaben der zentralistisch organisierten politischen Führung gebunden. Den einzelnen Beamten bleibt bei dieser Hierarchiestruktur nur wenig Entscheidungsspielraum.

Die Überfälle nahmen immer mehr zu und fanden zuletzt auch in den Tagesstunden statt. Erst als am 15. August ein Tourist während eines Überfalls vom Philopappos-Hügel zwanzig Meter in die Tiefe stürzte und verstarb, änderte sich das Szenario.

Zwar konnte die portugiesische Freundin des in Schottland lebenden jungen Griechen keine Personenbeschreibung abgeben, die Beamten hatten jedoch bereits Fotos der Verdächtigen in der Schublade! Eine Gruppe deutscher Touristinnen war Wochen zuvor überfallen worden und einer der Touristinnen waren Fotos mit dem Mobiltelefon gelungen.

Mit diesen Fotos wurden die mutmaßlichen Mörder gefasst und überführt. Warum die Polizei nicht bereits vorher einen ähnlichen Fahndungseifer zeigte, demonstriert das Eingeständnis der Polizeiführung "wir haben versagt". Nun wurden sogar Fotos der hinsichtlich des Überfalls geständigen Täter veröffentlicht.

Die Bevölkerung wurde dazu aufgerufen, die Fotos zu betrachten und eventuelle weitere Fälle zu melden. Die Beute derartiger Überfälle, meist Mobiltelefone und Schmuck, landet in der Regel in allgemein bekannten Läden rund um den Omoniaplatz oder im Monastiraki-Viertel. Wenn die Polizei einen Überfall aufklären möchte - oder ihr dies befohlen wird -, werden die Läden aufgesucht. Anhand der allseits vorhandenen Kameraüberwachung kann dann festgestellt werden, wer das Diebesgut in den Laden brachte.

Straßensperren der Asylsuchenden erzürnen die Griechen

Nun braut sich auch in den Lagern auf dem Festland Unheil zusammen. Die Unterbringung in den Lagern ist nicht gut. Es gibt zudem kaum Zukunftsaussichten für anerkannte Flüchtlinge - diese sind auch für Griechen eher schlecht. Die Insassen der Lager sind frustriert. Sie beginnen zu demonstrieren und, wie es in Griechenland zum Beispiel seitens der Bauern üblich ist, Fernstraßen und Autobahnen zu sperren.

Das kommt bei der einheimischen Bevölkerung nicht gut an, zumal es in einigen Fällen sogar zur Bedrohung der durch die Straßenbesetzung im Stau gefangenen Autofahrer kam. Die Polizei schaute dabei "deeskalierend" zu.

Griechenland hat indes versprochen, 4000 Asylbewerber, für die das Land zuständig ist, aus Deutschland zurück zu nehmen. Weitere sollen folgen. Einen Plan, wie deren Unterbringung gelingen und eine weitere Eskalation der Lage im Land vermieden werden kann, hat die Regierung allerdings noch nicht vorgelegt.

Unabhängig von der jeweils eigenen Einstellung zur Problematik dürfte jeder angesichts dieser Ausgangslage schließen, dass eine weitere Flüchtlingskrise nur eine Frage der Zeit ist.

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