Film gewordenes Ballerspiel
Seite 2: Sympathie mit der Rebellion?
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Rebellion ist in diesem Film etwas Gutes, wenn auch nichts, was für die Beteiligten ohne Folgen bleibt: "We've all done terrible things in the name of the rebellion", sagt eine Figur. Das ist erstmal Eingeständnis von Traumata und - darf man sagen - Kriegsverbrechen. Es ist auch das Eingeständnis, dass Taten nicht ohne Folgen bleiben, eine notwendige Lehre für die Generation Web 2.0, deren Angehörige nicht selten auf der Playstation längst zu Massenmördern geworden sind.
Wo gehobelt wird, da fallen Späne, hätte man früher gesagt. Aber heute sind die Linken des Westens längst aller Gewalt abhold, sie wollen die Bundeswehr abschaffen, die NATO sowieso, nennen Widerstand, der nicht gewaltfrei ist, Terror, und gegen den wollen sie dann mit Rosenwasser, gerechter Sprache und veganem Leben kämpfen.
Man könnte frühere "Star Wars"-Filme so verstehen, dass sie derartige Flower-Power-Moral unterstützen. Mit diesem Film klappt das nicht mehr. "Rogue One" ist ein unbedingtes Plädoyer für Gewaltanwendung und Waffeneinsatz, solange dieser nur die Richtigen trifft. Und wer das ist, berechnen die Computer. Erst schießen, dann fragen heißt die Moral in diesem Film gewordenen Ballerspiel.
Die Sympathie mit der Rebellion kann man in diesem Zusammenhang deuten als verstecktes Plädoyer für eine Rebellion gegen das amerikanisch-westliche Imperium des corporate capitalism. Aber das wäre schon eine weit hergeholte Lesart.
Denn auch, wenn ein paar besonders aufgeplusterte Rednecks und Trump-Wähler jetzt im Netz zum Boykott dieses Films auffordern, weil er angeblich "judaistisch" sei und "Hilary dienen" würde, und hoffen, dass Trump ab dem 20.Januar derartige Machwerke verhindern werde, kann man diesen Film auch vollkommen anders verstehen.
Das Imperium wären dann die Wall Street und die Eliten von Washington, die UNO und die Lügenpresse. Die Rebellen kämpfen im Namen der guten alten Werte gegen eine böse technokratische Moderne, die alles verändert hat, die Provinz kämpft gegen das Zentrum, das Land gegen die Stadt.
Vor allem wird gekämpft, ohne Kompromiss, und Gefangene werden hier nicht gemacht.
Der sinnvolle Opfertod
Dieser Film ist damit auch eine Rückkehr zu den Ursprüngen. Er knüpft an an den allerersten "Krieg der Sterne"-Film von 1977. Man sieht Vertrautes: den finstren Lord Darth Vader, den Todestern, X-Wing-Jäger im Sturzkampflug, viele Schüsse und zwei große Schlachten.
Dies ist also auch - im Gegensatz zu den letzten Star Wars Filmen - mehr ein Kriegsfilm als ein Fantasy- oder Science-Fiction-Film. Es wird viel gekämpft und viele Helden sterben. Es geht in diesem Film um das Sich-Aufopfern, um den vermeintlich sinnvollen Opfertod.
So wie diese Saga immer ein Spiegel nicht nur der technischen Entwicklungen des Kinos war, sondern auch ein Stück amerikanische Mentalitätsgeschichte, ist es ein dunkles Bild des Lebens und der Gegenwart, das hier entworfen wird.
Davon abgesehen ist dies für Fans des Star Wars Epos in jedem Fall eine gelungene, unterhaltsame Nebengeschichte. Die große Saga kann sie nicht toppen, nur die Weihnachtssehnsucht nach Spektakelkino ein bisschen erfüllen. Die Nebenfiguren sind blass, und der Mexikaner Diego Luna ist nur ein Schmalspur Han-Solo. Das alles weiß auch der Film, darum lässt er seine Helden am Ende auch sämtlich sterben.
Aber er hat immerhin eine Figur im Zentrum, von der wir alle auch etwas für unser Leben lernen können: Es kommt auf den Einzelnen an, auf die moralische Entscheidung hier und jetzt. Und Imperien sollte man nicht trauen, auch nicht, wenn es sich um das Disney-Imperium handelt.
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