Flüchtlinge: Die Lage in Griechenland spitzt sich zu

Seite 2: Explosive Situation in den Lagern

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Nicht mit Feuer, aber mit Messern und Steinen traktieren sich regelmäßig Syrer und Afghanen in den Lagern. In Piräus wurden am Mittwochabend bei einer dieser Auseinandersetzungen acht Menschen teilweise schwer verletzt. Der Streit begann angeblich, weil ein Afghane die Ehefrau eines Syrers belästigte. Der Ehemann bekam das mit und in Windeseile rauften sich die beiden Volksgruppen in den Passagierterminals E 1 und E2.

Auch vor diesem Hintergrund fanden sich am Donnerstag zahlreiche Syrer, die das Angebot der Regierung zur Abreise in andere, staatliche und bewachte Lager annahmen. Freiwillige Helfer vor Ort bezweifeln jedoch, dass die Menschen dort lange bleiben werden. Sie rechnen mit einer baldigen Rückkehr.

Foto: Wassilis Aswestopoulos

Tatsächlich kommen einige wieder zurück. Denn nicht alle staatlichen Lager sind so gut ausgestattet, wie die seit Jahren leerstehende Ferienhausanlage LM Village in Myrsini. Dort hat der aus Syrien stammende Bürgermeister Nabil Iosif Morand mit einem Beschluss der Stadtgemeinde Platz für 38 Familien geschaffen.

In anderen Lagern wie in Veria oder Larissa schlägt den Flüchtlingen zudem der Unmut der Einheimischen entgegen. Sie sind nicht überall gern gesehen. Die Einheimischen fürchten sich vor einer Gewalt- und Verbrechenswelle, die sie mit der Ankunft der Flüchtlinge in Verbindung bringen.

Die Tatsache, dass die Polizei nun Sonderkommissionen für die offenbar zahlreichen Vergewaltigungen von Flüchtlingsfrauen durch einige der übrigen Flüchtlinge eingerichtet hat, wirkt in diesem Zusammenhang alles andere als beruhigend bei den aufgebrachten Gemütern der Provinzbewohner. Die Polizeidirektionen des Landes haben die Beamten dazu angewiesen, - außer bei Familien - auf eine Geschlechtertrennung zu achten und auch ohne direkte Anzeige zu ermitteln, wenn ihnen etwas verdächtig erscheint.

Foto: Wassilis Aswestopoulos

Zu den weiteren Tätigkeiten der Polizei gehört die verstärkte Beobachtung von Aktivisten. Sowohl aus den Worten Vitsas als auch aus Artikeln in Teilen der Presse ist zu entnehmen, dass einige Aktivisten verdächtigt werden, die Flüchtlinge und Migranten zum Aufruhr oder, wie am Mittwoch zu Demonstrationen anzustacheln. Unter Mithilfe von Studentenverbänden und antifaschistischer Gruppen gelang es am Mittwoch knapp 2.000 Immigranten und Flüchtlingen die Innenstadt Athens für drei Stunden zu blockieren.

Die gern plakativ titelnde griechische Presse, wie zum Beispiel Proto Thema, schreibt sogar davon, dass die Immigranten "einen Schritt vom Beginn eines Aufstands" entfernt sind.

Hilfsorganisationen und Mitarbeiter ziehen ab

Allerdings mischen sich vermehrt auch besonnenere Menschen unter die Mahner. Der örtliche Vorsitzende der Hilfsorganisation "Ärzte der Welt", Nikitas Kanakis, wandte sich mit einem Appell an die Öffentlichkeit. Er meint "wir haben jeden Abend einen Fight Club in den Lagern der Flüchtlinge".

Kanakis bittet die Regierung inständig darum, ihr Hauptaugenmerk auf den Hafen von Piräus zu legen. Einige Hilfsorganisationen oder Verbände von Freiwilligen ziehen bereits aus den wilden Lagern ab. Nikos Razis Koudounis, ein Arzt des griechischen Roten Kreuzes, weigert sich gar, noch einmal in Piräus einen Einsatz anzutreten, wenn der Staat dort nicht mehr Präsenz zeigt.

Weil zudem auch ausländische Unternehmen wegen der Blockade der Eisenbahnanbindung Griechenlands ans übrige Europa mit dem Abzug aus dem Land und mit der Forderung von Kompensationszahlungen drohen, ist zu erwarten, dass in den nächsten Tagen ein verstärktes Eingreifen der Regierung in den wilden Lagern im Land zu erwarten ist.

Der Tenor der einheimischen Presse berichtet zudem immer intensiver über die durch Flüchtlinge verursachten Probleme der Wirtschaft und der Anwohner der Lager als über das Elend der Flüchtlinge.