Forencheck: Veränderungen im Lebergenom durch mRNA-Impfstoffe, geheime Dokumente von Pfizer sowie die Ukraine und die Atombombe

Drei Fragen aus dem Forum. Eine Telepolis-Kolumne
Verändern mRNA-Impfstoffe das Lebergenom?
Ein Kommentar, in dem auf den Gesetzentwurf zur Änderung des Infektionsschutzgesetzes Bezug genommen wird, und der sich gegen eine allgemeine Impfpflicht richtet, listet der Verfasser verschiedene Behauptungen zu Nebenwirkungen der bislang zugelassenen Impfstoffe auf:
Sichere und wirksame Impfstoffe". Gentechnik die nicht wirkt, und RKI musste die Aussage zur Wirksamkeit schon vier Mal ändern, und die Veränderung des Leber-Genoms, die nun wissenschaftlich belegt wurde, Thrombosen, Myocarditis und weitere Nebenwirkungen, einfach nur grausam
Fälle von Thrombosen und Myokarditis sind seit längerem bekannt und werden hierzulande in den Sicherheitsberichten des Paul-Ehrlich-Instituts aufgeführt. Von Veränderungen des Leber-Genoms war hingegen bislang nie die Rede.
Die im Netz kursierende Behauptung geht zurück auf eine Ende Februar veröffentlichte Studie der Lund University in Malmö. Die Wissenschaftler:innen führten dabei in vitro Versuche mit einer menschlichen Leberzelllinie durch. Sie verwendeten eine bezogen auf die Zellmenge sehr hohe Dosis des Impfstoffs BNT162b2 (Comirnaty) von Biontech/Pfizer, die bei der Impfung so nicht zur Anwendung käme.
"In der aktuellen Studie wurden menschliche Karzinomleberzelllinien (Huh7) mit dem COVID-19-mRNA-Impfstoff BNT162b2 exponiert. PCR-Analysen ergaben, dass innerhalb von 6 Stunden BNT162b2 mRNA intrazellulär umtranskribiert und in die DNA integriert würden", ist im Ärzteblatt zu lesen. Solch einen Prozess nennt man Reverse Transkription, RNA wird dabei in DNA umgeschrieben.
Die schwedische Studie weist allerdings keinesfalls nach, dass die Impfung mit Comirnaty genetische Veränderungen der menschlichen Leber auslösen würde. Und auch die Autor:innen behaupten an keiner Stelle, dass der von ihnen beschriebene Prozess gesundheitliche Probleme mit sich bringe.
"Aus dieser Studie kann man maximal schließen, dass in der speziellen Krebszelllinie Huh7 zumindest ein Teil von BNT162b2 revers transkribiert werden kann. Ob sich die gebildete DNA in das Erbgut der Zellen integrieren kann, wurde nicht untersucht und damit ebenso wenig die potenziellen biologischen Konsequenzen, die aus einer solchen Integration resultieren könnten", lautet das Fazit der Pharmazeutischen Zeitung zu dieser Studie.
Hauptkritikpunkte an der Studie sind die extrem hohe Dosierung des Impfstoffs, dass sich von der verwendeten Zelllinie kaum auf andere Zelltypen schließen lasse und die verwendete Sequenzierungsmethode, mit der nicht ausreichend nachgewiesen werden könne, dass die revers transkribierte DNA überhaupt ins Genom eingebaut wird.
Enthüllen Pfizer-Dokumente schwere Impfnebenwirkungen?
Im selben Kommentar wird der Pharmakonzern Pfizer außerdem beschuldigt, eine Liste mit Nebenwirkungen geheimgehalten haben zu wollen, die unter anderem nachweise, dass der Impfstoff 100mal (!) tödlicher sei als Corona selbst:
Die Liste der Pfizer-Nebenwirkungen kann sich jeder selbst anschauen, und das sind kurzfristige Nebenwirkungen, das ist übrigens die Liste, die Pfizer bis 2085 unter dem Verschluss halten wollte: https://phmpt.org/wp-content/uploads/2021/11/5.3.6-postmarketing-experience.pdf
Schon aufgrund eigener Impfstoff-Daten wäre Pfizer-Impfstoff 100 Mal tödlicher als Corona selbst. Noch dümmer geht es wohl nicht mehr.
(Wäre der Impfstoff 100mal so tödlich als eine Infektion mit Sars-CoV-2, dann wären in den USA rechnerisch alle Geimpften gestorben, da die Letalitätsrate unter den nachweislich Infizierten bei 1,22 Prozent liegt, multipliziert man diese mit 100, kommt man auf 122 Prozent.)
Um was geht es aber wirklich bei den zunächst unter Verschluss gehaltenen Daten von Pfizer? Das Recherchekollektiv correctiv hat zu diesem Thema bereits einen ausführlichen Faktencheck veröffentlicht. Die Dokumente, um die es geht, sind mittlerweile im Internet einsehbar.
Die Veröffentlichung erfolgte auf einen Antrag im Rahmen des Informationsfreiheitsgesetzes hin, den die Gruppe "Publich Health and Medical Professionals for Transparency" gestellt hatte. Allerdings gab die Arzneimittelbehörde Food and Drug Administration (FDA) die angefragten Dokumente erst frei, nachdem die Gruppe auch vor Gericht gegangen war.
Die Aufregung in den (sozialen) Medien bezieht sich nun auf die in einem der Dokumente aufgelisteten Verdachtsfälle von Nebenwirkungen. Demzufolge wurden 1.223 Todesfälle in einem Zeitraum von 90 Tagen nach den Impfungen gemeldet. Die Todesursachen sind aber nicht angegeben und können daher vielfältig sein, wie etwa die Folge von Krebserkrankungen und Herzkreislauferkrankungen.
Den Recherchen von Correctiv zufolge, könnten in dieser Statistik sogar die Opfer von Verkehrsunfällen enthalten sein, die im Zeitraum von 90 Tagen vorher geimpft wurden. Laut einer Sprecherin der FDA sei die überwiegende Mehrzahl der Todesfälle nicht direkt auf die Impfungen zurückzuführen, wie AFP zitiert.
In den Bericht von Pfizer wurden als Verdachtsfälle all jene aufgenommen, "die "spontan" an Pfizer gemeldet wurden, von Gesundheitsämtern übermittelt wurden oder aus medizinischer Literatur oder von klinischen Studien stammen. Diese Fälle würden unabhängig davon aufgenommen, ob ein Zusammenhang zur Impfung bestätigt wurde oder nicht", wie correctiv erläutert.
Die Ukraine, das Budapester Memorandum und die Atombombe
Viel diskutiert wird der Krieg in der Ukraine, zum Beispiel in Reaktionen auf den Artikel "Der Feldherr und seine Vordenker" von Arno Kleinebeckel (https://www.heise.de/tp/features/Der-Feldherr-und-seine-Vordenker-6603766.html). Zum Beispiel in folgendem Kommentar:
(...) Es war einfach der letzte Moment, militärisch auf das Post-Maidan-Regime zu reagieren, das der Westen Russland im Jahre 2014 vor die Nase gesetzt hatte und seitdem stetig militärisch und ideologisch aufgerüstet hatte.
Zehntausende ukrainische Soldaten waren seit 2015 durch die NATO-Ausbildungslager in Galizien geschleust worden, (...) dazu hatte sich Selensky im Februar öffentlich über eine ukrainische Atombombe ausgelassen.
An dieser Stelle soll nur die Frage nach der "ukrainischen Atombombe" betrachtet werden.
In seiner Rede vor der Münchener Sicherheitskonferenz vom 19. Februar 2022 sagt der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj (zitiert nach der simultanen Verdolmetschung):
"Seit 2014 hat die Ukraine dreimal versucht Konsultationen auf den Weg zu bringen, dass wir mit den Ländern zusammen sprechen können, die das Budapester Abkommen als Garantoren unterzeichnet haben und wir machen das jetzt zum 4. Mal. (…) Wir fordern die Außenminister auf, dieses Treffen abzuhalten und als Ergebnis, wenn es danach keine Friedensgarantie gibt, Sicherheitsgarantie gibt, dann gehen wir davon aus, dass das Budapester Memorandum nicht funktioniert und alles, was man 1994 beschlossen wurde, wird dadurch in Frage gestellt."
Mit dem Budapester Memorandum vom 5. Dezember 1994 war die Ukraine dem Atomwaffensperrvertrag beigetreten. Auf dem Gebiet der Ukraine befanden sich damals noch über 2500 Atomraketen aus dem Erbe der Sowjetunion. Als Ergebnis des Memorandums wurden diese entweder zerstört oder nach Russland abtransportiert. Russland, die USA und Großbritannien verpflichteten sich, die Souveränität und die bestehenden Grenzen der ehemaligen Sowjetrepubliken Kasachstan, Belarus und Ukraine zu achten.
Implizit thematisiert Selenskyj in seiner Rede also auch das Recht, Atomwaffen zu besitzen, explizit äußert er dies darin nicht. Was die erwähnten Sicherheitsgarantien für die Ukraine, die aus dem Memorandum folgen sollen, angeht, darüber herrschen unterschiedliche Rechtsauffassungen, wie ein Artikel der Deutschen Welle von 2014 darlegt. Unter anderem sei in dem Abkommen kein Sanktionsmechanismus festgelegt worden, falls gegen die Vereinbarungen verstoßen würde.