Frankreich: Front National strebt nach absoluter Mehrheit

Seite 3: Marine Le Pen: Schwadronieren über "Krankheit am Volkskörper"

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Durch diese Äußerungen stieß die Chefin des FN ziemlich direkt in das Horn eines im Kern rassenbiologisch argumentierenden Diskurses, der "Ausländer" oder Minderheiten mit "Krankheiten am Volkskörper" gleichsetzt.

Zwar ist nicht von der Hand zu weisen, dass es eine Zunahme von Krankheiten internationalen Ursprungs in manchen Kliniken gibt, welcher jedoch viel mehr mit internationalem Warenaustausch und mit Massentourismus zusammenhängt als mit Zuwanderung. Für eine/n Vertreter/in des Front National ist es jedoch nichts Neues, auf der Klaviatur des rassenbiologisch unterfütterten Diskurses über "Krankheit am Volkskörper" zu schwadronieren.

So hatte Marine Le Pens Vater und Vorgänger im Parteivorsitz, Jean-Marie Le Pen, in ähnlicher Weise vor allem im Zeitraum 1987/88 über HIV-infizierte Menschen als Problemkörper für die Volksgesundheit geschwafelt und gewettert. Und 1992 verglich er die von ihm so genannten Altparteien (respektive französisch: partis de l’établissement) auf der Linken und auf der Rechten mit "der Wahl zwischen AIDS und Syphilis". Auch hier also biologisierende Krankheitsmetaphern ohne Ende.

Aus dem Munde von Marine Le Pen hat es sich also, angesichts ihrer langjährigen Vorgeschichte an der Seite ihre Vaters, keinesfalls um einen irgendwie unschuldigen "Ausrutscher".

Die Regionalzeitung La Voix du Nord engagierte sich in der Folgezeit, in den letzten acht bis vierzehn Tagen vor dem Urnengang, gegen eine Wahl der FN-Kandidatin an die Spitze der Region. Dies brachte ihr z.T. hasserfüllte Reaktionen ein. Die Pariser Zeitung Le Monde zitiert in ihrer Ausgabe vom 08. Dezember Wähler vor Ort, die die Auffassung kundtaten, "man hätte Gewehrsalven nicht auf ,Charlie Hebdo’ abfeuern müssen, sondern auf die ,Voix du Nord’".