Frankreich: Starke Widerstände gegen Klimawandel-Erkenntnisse
Seite 2: Kritik an CETA
Chenu ereiferte sich darüber, dass, so der Politiker im Originalton, "Kinder benutzt werden, um eine Botschaft zu transportieren" - beispielsweise in Österreich dürfen 16-Jährige im Alter von Thunberg bereits wählen - und dass es "jenseits der Lächerlichkeit" sei, "wenn eine 16jährige dazu aufruft, die Schule zu bestreiken, um für das Klima zu demonstrieren". Soll doch erst mal was Anständiges lernen und ordentlich arbeiten, die Göre - wo kämen wir denn da hin?
Sein rechtsextremer Parteikollege Jordan Bardella fügte hinzu, die Öffentlichkeit lebe in einer "Diktatur der permanenten Emotion, die, vor allem wenn sie sich auf Kinder stützt, eine neue Form des Totalitarismus darstellt".
Mit dieser elitären Konzeption, der zufolge der Politikbetrieb gefälligst am besten weißen Männern reifen Alters überlassen bleibt - auch eine Frau darf mitspielen, wenn sie Marine Le Pen heißt -, kam Chenu in der breiten Öffentlichkeit nicht unbedingt gut an.
Politisch intelligenter war sein Hinweis darauf, dass es einen Widerspruch darstelle, wenn die Parlamentarier am Vormittag Greta Thunberg empfingen und am Nachmittag - wie geschehen - dem Freihandelsabkommen zwischen der EU und Kanada (französisch: CETA) zustimmen, das für verstärkten interkontinentalen Warentransport und dadurch für mehr ökologische und klimatische Schäden sorge. Zumal in Kanada Produkte etwa in der Fleischproduktion zum Einsatz kommen, die in der EU verboten sind.
Diesen realen Widerspruch benannte nicht allein Chenu - auch wenn er durch das Gepolter rund um den Boykott dadurch besonders in die Medien kam -, vielmehr wurde er durch alle Oppositionsparteien auf der Linken wie auf der Rechten benannt, ebenso auf der Titelseite der Wochenzeitung Le Canard enchaîné oder auch von Umweltaktiven.
Er wirkte sogar bis in das wirtschaftsliberale Regierungslager hinein, wo neun Abgeordnete der Regierungspartei LREM gegen die Ratifizierung des CETA stimmten und 52 weitere sich der Stimme enthielten. Rechnet man jene hinzu, die bei der Abstimmung fehlten, verweigerte ein Viertel (75 von 304 Abgeordneten) der Macron-Fraktion bei der Frage die Gefolgschaft.
Dass man zwischen CETA und Greta unterscheiden müsste, meinten auch weite Teile der öffentlichen Meinung. Thunberg selbst antwortete allerdings auf die Nachfrage eines linken Abgeordneten bei ihrem Empfang, sie selbst habe zu dem Freihandelsabkommen keine Meinung. Dies zeigt auch eine Grenze ihres Engagements auf, doch von einer 16-Jährigen wird man tatsächlich auch nicht alles erwarten dürfen.
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Die Botschaft, die Greta Thunberg - zu Recht - für die Parlamentarier bereithielt, lautete: "Dankt mir nicht, versucht, etwas zu tun!" Doch, zu diesem Schluss kommt etwa ein Beitrag in der linksliberalen Pariser Tageszeitung Libération: "Die Abgeordneten hörten Greta Thunberg an, doch sie hörten ihr nicht wirklich zu."