Frankreichs Geheimdienst hackte Telegram-Gründer – jetzt sitzt er in Gewahrsam

Pawel Durow ist ein in Russland geborener Geschäftsführer, Mitbegründer und CEO von Telegram Messenger

(Bild: bella1105 / Shutterstock.com)

Telegram-Gründer in Paris festgenommen. Ermittlungen wegen Online-Kriminalität laufen. Zuvor hatte Frankreichs Geheimdienst sein iPhone gehackt.

Die Messaging-App Telegram ist bei vielen Regierungen nicht beliebt. Sie genießt den Ruf der Freiheit, miteinander kommunizieren zu können, ohne dass staatliche Organe mitlesen oder mithören können. Für die libertäre Internetszene war es daher ein harter Schlag, als Telegram-Gründer Pawel Durow am Samstag am Flughafen Le Bourget bei Paris in Gewahrsam genommen wurde.

Vorwürfe der Beihilfe zu Online-Kriminalität

Nach Angaben der Behörden geht es um Ermittlungen wegen möglicher Beihilfe zur Online-Kriminalität über Internetplattformen, darunter die Verbreitung von Kinderpornografie und Drogenhandel.

Die Festnahme Durows markiert aber auch einen Wendepunkt in seinen Beziehungen zu Frankreich. 2018 hatte ihn der französische Präsident Emmanuel Macron noch zum Mittagessen eingeladen. Bei dem Gespräch soll Macron Durow aufgefordert haben, seinen Firmensitz nach Frankreich zu verlegen, berichtet das Wall Street Journal (WSJ). Durow lehnte damals ab.

Codename "Purple Music": Der Hack des iPhones von Durow

Zu diesem Zeitpunkt war Durow schon länger im Visier des französischen Geheimdienstes. 2017 hackten französische Spione in einer gemeinsamen Operation mit den Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE) sein iPhone, berichtet das WSJ weiter.

Die Operation trug den Codenamen "Purple Music". Französische Sicherheitsbehörden zeigten sich demnach besorgt über die Nutzung von Telegram durch den sogenannten Islamischen Staat zur Rekrutierung und Planung von Anschlägen.

Telegram: Ein sicheres Heim für Dissidenten und Kriminelle

Jahrelang nutzten verschiedene Gruppen Telegram, von pro-demokratischen Demonstranten und Dissidenten bis zu militanten Islamisten, Drogenhändlern und Cyberkriminellen. Und wahrscheinlich genauso lange hat das Unternehmen hinter Telegram Vorladungen und gerichtliche Anordnungen ignoriert.

Der Hang zum Libertarismus, den Durow mit Menschen wie Elon Musk teilt, hat ihn schon früher in Konflikt mit den Behörden gebracht. 2006 gründete er VKontakte, das russische Pendant zu Facebook. Die Plattform entwickelte sich zu einem Medium der Opposition in Russland. Als die Behörden Informationen über die Nutzer verlangten, weigerte sich Durow, diese herauszugeben.

Telegram entstand schließlich, um durch verschlüsselte Kommunikation etwas sicherer vor staatlicher Überwachung zu sein. Das machte Durow im Kreml nicht beliebter, sodass er sich 2014 entschloss, Russland zu verlassen.

In westlichen Ländern wurde Telegram nicht weniger misstrauisch beäugt. Ein ehemaliger französischer Geheimdienstmitarbeiter sagte dem WSJ, dass die Kompromittierung von Telegram eine langfristige Anstrengung der französischen Spionagedienste gewesen sei.