Frankreichs Pleitemeiler
Atomkonzern tief in den roten Zahlen. Für die Schulden soll der Steuerzahler haften, während das Warten auf den nächsten GAU beginnt.
Neues von der billigen Atomkraft, von der auch hiesige Liberale, Rechte und Rechtsradikale nicht genug bekommen können: Der französische, mehrheitlich im Staatsbesitz befindliche Atomkonzern EDF (Electricité de France) hat im vergangenen Jahr einen Verlust von 17,9 Milliarden Euro eingefahren. Das berichtet unter anderem der Spiegel.
Damit seien die Schulden des Unternehmens auf 64,5 Milliarden Euro gestiegen. EDF gehören unter anderem die 56 meist altersschwachen französischen Atomkraftwerke. Im britischen Hinkley Point in der Nähe von Cardiff baut der Konzern an einem neuen Meiler, obwohl seine Dauerbaustelle in Flamanville an der Westküste südlich der Bretagne auch nach 15 Jahren noch immer nicht abgeschlossen ist.
Von dort hieß es kurz vor Weihnachten 2022: weitere Verzögerungen um noch einmal ein Jahr. Zugleich wurde bekannt, dass die Summe für den Bau um eine halbe Milliarde Euro auf nunmehr 13,2 Milliarden gestiegen war. Dennoch hält die Regierung eisern an ihren Plänen für den Bau von 14 neuen AKW fest.
Zu diesem Zweck soll EDF vollständig verstaatlicht werden. Oder mit anderen Worten: Der französische Steuerzahler soll für die Schulden der bankrotten Atomindustrie und die Neubaupläne aufkommen. Dass diese mit „gesteigerter Produktion“ finanziert werden könnten, wie der französische Wirtschaftsminister laut Spiegel zu hoffen scheint – oder auch nur vorgibt zu hoffen – scheint eher unwahrscheinlich.
Fast alle französischen Atommeiler sind nämlich schon über 30, einige sogar über 40 Jahre im Betrieb und müssten also in den nächsten Jahren nach und nach vom Netz gehen. In den letzten Monaten konnte ohnehin aufgrund von Sicherheitsproblemen kein Strom geliefert werden, weshalb Frankreich ihn oft aus dem Ausland, nicht zuletzt aus Deutschland zukaufen muss. In den zunehmend heißeren Sommern haben die Reaktoren unabhängig von ihrem Alter zudem das Problem, dass sie zeitweise nicht mehr genug Kühlwasser finden.
Entsprechend ist die Atomkraft auch in Frankreich ein Auslaufmodell. Selbst wenn alle Bauvorhaben tatsächlich umgesetzt werden können und die Meiler zu Beginn oder eher Ende der 2030er Jahre in Betrieb gehen sollten, werden sie nicht annähernd ausreichen, die alte Flotte zu ersetzen.
Die Frage ist eigentlich nur noch, ob das Abschalten der Altanlagen wirklich so lange hinausgezögert wird, bis es aufgrund von Materialermüdung zu einer größeren Havarie kommt.
Angesichts der in unseren Breiten vorherrschenden Windrichtung hätten wir sicherlich auch etwas davon, weshalb es eigentlich erstaunlich ist, dass der grüne Wirtschaftsminister in Berlin sich nicht daran zu stören scheint, dass hierzulande noch immer Brennstäbe für die französischen AKW hergestellt werden. Er ist wohl zu sehr mit dem Import von Frackinggas beschäftigt.
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