Französische AKW: Mit "zufälligen Abschaltungen und Unsicherheiten" ist zu rechnen

Seite 2: Dunkle Wolken über Großbritannien

Dass dies Unsinn ist, rechnet auch der Energieexperte Dr. Paul Dorfman vor. Der Atomexperte der Universität Sussex zeigt auf, dass die EDF über die verfehlte Energiepolitik tief in die Schuldenfalle getrieben wurde. Das Unternehmen sei schon offiziell mit 43 Milliarden Euro verschuldet.

Der Konzern sieht sich aber auch noch einer Rechnung "von 100 Milliarden Euro für obligatorische Sicherheitsverbesserungen gegenüber". Die große Rechnung für die Stilllegung, den Rückbau und die Endlagerung sei noch nicht einmal kalkuliert. Man fange gerade erst an zu sagen: "Oh mein Gott."

Der französische Präsident Emmanuel Macron befinde sich seiner Einschätzung nach längst in "Panik", da die Probleme mit Frankreichs alternden Atomreaktoren die Schwachstellen in den Energieplänen des Landes unmissverständlich offengelegt hätten.

Auch Dorfman verweist darauf, dass etwa ein Viertel der Reaktoren nun im "Winter, wenn sie wirklich gebraucht werden", immer noch abgeschaltet seien. Man importiere sogar Strom aus Deutschland, "nachdem man zuvor Nettoexporteur" war. "Frankreich gerät in Panik, wenn es um erneuerbare Energien und Isolierung geht", resümiert er.

Er sieht auch dunkle Wolken für Großbritannien aufziehen, das stets auf französische Importe angewiesen ist, die bisher über Leitungen über den Ärmelkanal geliefert wurden.

So habe auch der britische Stromnetzbetreiber National Grid schon gewarnt, dass es auch im Königreich zu Stromausfällen kommen könnte, wenn es nicht gelinge, genügend Energieimporte aus Europa zu beschaffen. Im Winterausblick schreibt der Netzbetreiber, dass man "theoretisch"den Bedarf decken könne, ohne Importe und unabhängig vom Windaufkommen.

Voraussetzung sei aber, dass alle anderen Kraftwerke mit maximaler Leistung laufen. Es sei aber "schwer zu garantieren, dass alle anderen Kraftwerke mit maximaler Leistung betrieben werden - vor allem Atom- und Kohlekraftwerke haben ein recht hohes Störungsrisiko", stellt der britische Netzwerkbetreiber fest.

Man geht daher davon aus, dass es zu einer Verringerung der Stromproduktion kommen werde, weshalb "vor möglichen Engpässen"gewarnt wird. Da es "sehr eng werden"könne, plädiert auch National Grid dafür, Strom zu sparen, vor allem abends, wenn die Nachfrage am höchsten ist.

Einige Experten sehen die Lage allerdings deutlich finsterer. Das Stromnetz in Großbritannien sei schon "am Limit". Fabian Rønningen, Analyst bei Rystad Energy, geht davon aus, dass in den kommenden Wochen die Blackout-Pläne von National Grid auf die Probe gestellt werden, da das Wetteramt eine Reihe von "schweren"Kältewarnungen herausgegeben hat.

Der sprunghafte Anstieg der stündlichen Energiepreise bei fallenden Temperaturen sei "ein Anzeichen für ein Stromsystem, das unter großem Druck steht und nahe am Limit ist".

Inzwischen sorgt man sich auf der Insel deshalb auch darüber, dass immer mehr Strom aus Großbritannien nach Frankreich fließt, um dort den Blackout abzuwenden.