Frieden trotz Aggression: Historische Lektionen

Seite 2: Zahlreiche Erfolgsgeschichten

Selbstverständlich sind diese und viele anderen erfolgreichen Friedensverhandlungen keineswegs ein Garant, dass alles nur eine Frage der Technik und des guten Willens ist. Auch leider nicht, dass der beigelegte Konflikt möglicherweise später wieder aufflammen kann.

Die Beispiele sind aber ein mehr als deutlicher Hinweis, dass oftmals mehr Durchbrüche zum Frieden möglich sind, als es auf den ersten Blick scheinen mag. Gerade also um die Möglichkeiten von Verhandlungen wirklich einschätzen zu können, sind Grundkenntnisse der Geschichte mehr als hilfreich.

Denn eines ist sicher, wie bereits der Friedensnobelpreisträger Desmond Tutu wusste: "Wenn Du Frieden willst, sprich nicht mit Deinen Freunden, sprich mit Deinen Feinden."

Wer hätte gedacht, dass nach all den Jahrzehnten blutigen Bürgerkrieges jemals Frieden in Kolumbien geschlossen werden könnte?

Wer hätte gedacht, dass nach all den Jahrzehnten blutigen Bürgerkrieges jemals Frieden in Nordirland geschlossen werden könnte?

Wer hätte gedacht, dass nach all den Jahrzehnten der Apartheid jemals Frieden in Südafrika geschlossen werden könnte?

Es geht um Möglichkeiten und das Mögliche

Wer hätte gedacht, als China 1962 Indien angriff und sich beide Länder weigerten einen Waffenstillstand zu verhandeln, dass ein Frieden dennoch möglich wäre? Die dritte Seite in Form von sechs pakt-freien Ländern wurde aktiv und brachte beide Kriegsparteien in Colombo an den Verhandlungstisch.

Wer hätte gedacht, dass beim ersten Golfkrieg, als der Irak der eindeutige Aggressor war und den Iran angriff, massiv internationales Recht brach, indem er wiederholt Chemiewaffen einsetzte, was den Tod Tausender Zivilisten zur Folge hatte, dass dennoch zumindest ein Waffenstillstand möglich war?

Der grausame Krieg forderte bis zu einer Million Opfer endete dank der dritten Seite in Form der UN, die die Resolutionen 582 und 598 verabschiedete, welche einen Waffenstillstand vorsah, den beide Kriegsparteien annahmen.

Allein dieser kurze Exkurs sollte ausreichen, um die oben aufgeführten extrem grundsätzlichen Standpunkte infrage zu stellen. Sich derart prinzipiell gegen die Möglichkeit von Friedensverhandlungen zu stellen und sogar selbst eine aggressive Rhetorik gegen Verhandlungsbefürworter zu führen, beruht offensichtlich nicht auf historischer Kenntnis von Friedensverhandlungen, sondern auf fehlender Kenntnis.

Bei jedem den obigen Beispielen erfolgreicher Verhandlungen hätte man ebenfalls grundsätzliche Ablehnung äußern können. Bei keinem der angeführten Exempel erfolgreicher Verhandlungen hätte man die Wendung zu einem erfolgreichen Abschluss vorhersehen können.

Literatur:

Johan Galtung und Dietrich Fischer: Johan Galtung. Pioneer of Peace Research
William Ury: Possible. How We Survive (and Thrive) in an Age of Conflict

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