Für körperlich und handwerklich Tätige "immer teurer bis unbezahlbar"

Seite 2: Ursachen für den Nicht-Abschluss

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Welche Lösungen schlagen Sie hier vor?

Gerd Kemnitz: Hier kann ich derzeit nur empfehlen, die Berufsunfähigkeitsversicherung so zeitig wie möglich abzuschließen - also noch bevor sich erste gesundheitliche Beschwerden bemerkbar machen. Allerdings kann man ohne Unterstützung eines gesetzlichen Vertreters erst nach Vollendung des 18. Lebensjahres eine Berufsunfähigkeitsversicherung abschließen. Deshalb sollten die Berufsunfähigkeitsversicherer jungen Antragstellern vor Vollendung des 19. Lebensjahres grundsätzlich eine Berufsunfähigkeitsversicherung mit stark vereinfachten Gesundheitsfragen anbieten. Dies würde nach meiner Ansicht einen zusätzlichen Anreiz für einen frühzeitigen Abschluss schaffen.

Undurchsichtige Klauseln sind Ihren Ausführungen nach nur selten Ursache für eine Leistungsablehnung. Aber wie viele Arbeitnehmer schließen deshalb gar keine Berufsunfähigkeitsversicherung ab?

Gerd Kemnitz: Die Ursachen für den Nicht-Abschluss sind sicherlich vielschichtig. Sie reichen von "mir wird schon nichts passieren" bis zu "die zahlen im Ernstfall doch sowieso nicht". Wie viele Arbeitnehmer wegen undurchsichter Klauseln auf den Abschluss verzichten, kann ich nicht sagen. Aber wer eine Klausel als undurchsichtig erkannt hat, kann natürlich noch einen besseren Tarif auswählen.

Das Hauptproblem für den Nicht-Abschluss sehe ich im schlechten Ruf der Berufsunfähigkeitsversicherer sowohl bei der Annahmepolitik, als auch bei der Leistungbewilligung. Und die Versicherungsbranche tut sich keinen Gefallen, wenn sie sich hinter schön gerechneten Statistiken versteckt.

Ich denke da beispielsweise an die Pressemittteilung des GDV vom 06.01.2016, in der bei Berufsunfähigkeitsversicherungsanträgen eine Annahmequote von 94 Prozent suggeriert wird. Die Versicherungsbranche muss ehrlicher und transparenter werden. Kein Mensch erwartet eine hundertprozentige Leistungsquote. Die gibt es übrigens auch bei der gesetzlichen Erwerbsminderungsrente nicht. Aber die Leistungsablehnungen müssen nachvollziehbar sein.

Gibt es Politiker oder Parteien, die Ihren Vorschlägen offen gegenüberstehen?

Gerd Kemnitz: In den Chefetagen der Versicherer, gibt es durchaus auch einzelne Führungskräfte, die mit der derzeitigen Berufsgruppenentwicklung ebenfalls unglücklich sind. Politiker oder Parteien haben mich noch nicht erhört.

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