Gatt.org bleibt vorerst im Netz
Doch kein Krieg um die Anti-WTO-Website
In einem Verwirrspiel, das scheinbar viele Teilnehmer aber nur wenige echte "Player" hat, und in dem es um die angedrohte Schließung der Parodie-Site Gatt.org ging, ist vorerst Waffenruhe eingekehrt. (vgl. Die WTO schließt eine kritische Website, Hunderte neue entstehen)
Die World Trade Organisation (WTO) hatte in Anwendung des Digital Millennium Copyright Act dem Provider Verio mitgeteilt, dass einer von dessen Kunden durch die Verwendung von Logos und Fotos ihr Copyright verletzt. Verio stellte daraufhin dem vermutlichen Betreiber der Parodie-Site gatt.org ein Ultimatum. Doch gerade, als dieses im Begriff war zu verstreichen, wurde Verio darauf hingewiesen, dass die Website gar nicht von ihnen gehostet wird und zog das Ultimatum zurück.
Aufmerksam auf die veränderten Umstände machte Verio der Sysadmin Walter Palmetshofer von Thing.net, wo Gatt.org auf eigenem Server im Co-hosting untergebracht ist. Er findet, dass Verio sich unter den Umständen völlig korrekt verhalten hat. Als kommerzieller Provider muss Verio eben nach den Regeln des DMCA spielen. Einen Vorwurf könnte man unter Umständen RTMark machen, die zunächst sehr lange brauchten, um überhaupt zu reagieren, dann recht viel Wirbel schlugen, um danach, als die Bedrohung bereits vorbei war, darauf zu vergessen, auf die neue Faktenlage aufmerksam zu machen.
Doch von Seiten RTMarks hieß es gegenüber Telepolis, das läge vor allem an einem Mangel an Ressourcen. Die neue Sachverhaltsdarstellung sei bereits geschrieben, aber man habe noch keine Zeit gefunden, sie in Umlauf zu bringen. Was auch verständlich ist, wenn man bedenkt, dass es sich um eine kleine, über mehrere Kontinente verstreute Gruppe handelt.
RTMark war inzwischen sogar schon rechtliche Unterstützung angeboten worden. Noch am Sonntag sorgte ein Posting auf Slashdot für weiteren Zuspruch. Doch eine Wiederauflage des Toywar ist vorerst abgeblasen. Auch seitens der WTO handelte es sich wohl vor allem um die Handlung unterbeschäftigter Mitarbeiter in der Rechtsabteilung. Stein des Anstoßes für diese scheint vor allem die Verwendung des Logos und eines Fotos von Mike Moore gewesen zu sein. Inwieweit das Recht auf freie Meinungsäußerung und der doch klar erkennbare Umstand, dass es sich um eine Parodie handelt, sich zugunsten RTMarks ausgewirkt hätte, wäre wohl nur vor Gericht zu klären. Die WTO muss nun entscheiden, ob sie in eine neue Runde gehen will.