Gefährliche Bequemlichkeit: Der hohe Preis von Fertiggerichten
Von Tütensuppen bis Fast Food: Lesen Sie, was wirklich in Ihren Mahlzeiten steckt und wie es Ihre Gesundheit beeinflusst.
Die Zeit, als in Deutschland noch gekocht wurde, scheint schon lange vorbei und die Folgen zeigen sich immer deutlicher am Gesundheitszustand hierzulande und an einer Lebenserwartung, die inzwischen deutlich unter den Erwartungen liegt. Was der Rentenversicherung unerwartete Entlastung bietet, zeigt sich in der Bevölkerung eher als wachsendes Problem.
Convenience Food vs. Traditionelle Küche
Anders als in China, wo zumeist 50 Prozent des Verdienstes für Lebensmittel ausgegeben wird, bleibt in Deutschland für die Ernährung deutlich weniger Geld übrig. Und wenn man dann auch noch einen Nebenjob benötigt, um über die Runden zu kommen, bleibt für die Nahrungszubereitung kaum mehr Zeit.
Die Wahrheit über Fertiggerichte
Als Lösung hat sich hier Convenience Food breit gemacht, die klassische Gerichte als industriell zubereitete mehr oder weniger komplette Mahlzeiten anbietet, die den Eindruck erwecken, sie würden nach traditionellen Rezepten nach Art von "Omas Küche" zubereitet.
Traditionell handwerklich zubereitet ist da nichts mehr, nicht zuletzt, weil eine handwerkliche Zubereitung viel zu teuer wäre und die Haltbarkeit nicht mehr den Erfordernissen der heutigen Lieferketten entspricht.
Was steckt in Ihrer Tütensuppe?
Wenn es schnell gehen muss, greifen Hausfrau und Hausmann gerne zur Tütensuppe oder -soße, die unter der Unilever-Marke Knorr und der Nestlé-Marke Maggi in jedem Supermarkt regalweise angeboten wird. Größere Märkte führen dann noch Eigenmarken oder Marken kleinerer Hersteller. Im Kosten-Wettbewerb mit den beiden Großen bleibt den unbekannteren Marken nur die Möglichkeit noch billiger zu sein.
Die Hauptbestandteile der Tüten-Ware sind von außen schöne Fotos auf der Verpackung und beim Inhalt kostengünstige Kartoffelstärke, welche mit heißem Wasser angerührt eine sämige Konsistenz ergibt, die mit den namensgebenden Bestandteilen in niedrigen einstelligen Prozentbereich verfeinert wird.
Dass es sich bei Soße zu Braten keinesfalls um die in sehr ähnlicher Verpackung angebotene Bratensoße handelt und sich keine Bratenspuren finden lassen, entgeht wohl den meisten Käufern in der Eile.
Versteckte Gefahren: Zusatzstoffe in Lebensmitteln
Zusatzstoffe aus dem Baukasten der Lebensmittelchemie sind oft in den Zutatenlisten unter E-Nummern versteckt, die kaum ein Kunde ohne mobile Datenbank den einzelnen Stoffen zuordnen kann. Auch wenn jeder Stoff für sich zugelassen ist, sind Interferenzen zwischen den einzelnen Zutaten kaum öffentlich zugänglich dokumentiert.
Lebensmittelproduktion: Was nicht auf dem Etikett steht
Im Produktionsvorgang kommen auch Stoffe zum Einsatz, die nur für die Produktion benötigt und im Endprodukt als funktionslos nicht gekennzeichnet werden müssen, weil sie sich durch das Kochen der Konserve auflösen.
Produktionsbedingte Verunreinigungen in Lebensmitteln müssen nur genannt werden, soweit sie Allergene betreffen. Für eine Reihe von Lebensmitteln gelten zudem Ausnahmen. Sie müssen kein Zutatenverzeichnis tragen.
Dies sind im Wesentlichen Tafelwasser mit Kohlensäure, Essig sowie Lebensmittel, die nur aus einer Zutat bestehen. Allerdings sind auch alkoholische Getränke mit einem Alkoholgehalt über 1,2 Volumenprozent Alkohol sowie Käse unter bestimmten Voraussetzungen von der Kennzeichnungspflicht der Zutaten befreit.
Wechselwirkungen zwischen Ernährung und Medikamenten
Betrachten man dann noch mögliche Interferenzen zwischen Lebensmitteln und vom Kunden eingenommenen Medikamenten, wird die Situation ziemlich unübersichtlich.
Das bekannteste Beispiel für Wechselwirkungen zwischen Nahrungs- und Arzneimitteln ist die gleichzeitige Anwendung von CYP3A4-haltigen Medikamenten mit Grapefruitsaft, Bitterorange und Sternfrucht.
Da die Wechselwirkungen oft nur in den Beipackzetteln der verordneten Medikamente erwähnt werden, muss sich der Patient in der Folge auch durch die Zutatenlisten von Lebensmitteln und Getränken durcharbeiten, wobei er bei den Zutatenlisten auch dadurch behindert wird, dass nur Zutaten aufgelistet werden müssen, die eine Funktion haben.
Politik und Ernährung: Aktuelle Herausforderungen
In der Politik gestellte Fragen zur gesunden Ernährung der Bevölkerung werden von dieser gerne als übergriffig bezeichnet, weil gute oder eben schlechte Ernährung schließlich Privatsache sei.
Welchen Widerständen sich ein Politiker ausgesetzt sieht, der nur verhindern will, dass mit kinderspezifischer Werbung gerade Minderjährige dazu verführt werden sollen, ungesunde Lebensmittel zu verzehren, erlebt derzeit Cem Özdemir im Kampf gegen Lebensmittelindustrie und Werbewirtschaft.
Zumindest bei der Ernährungsstrategie, mit dem Titel "Gutes Essen für Deutschland", konnte er sich jetzt im Kabinett aktuell durchsetzen.
In welchem Umfang die Empfehlungen des Bürgerrats Ernährung, in dem 160 repräsentativ ausgewählte Menschen aus ganz Deutschland Vorschläge erarbeitet haben, wie sich die Ernährung mit einfachen Regeln verbessern ließe, wird die Zukunft zeigen. Die CDU/CSU-Bundestagsfraktion hatte die Einsetzung des Bürgerrats für Ernährung grundsätzlich abgelehnt, wie ihr MdB Philipp Amthor anlässlich der Veröffentlichung der Ergebnisse erklärte.
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