Gerüchte um syrische Chemiewaffenproduktion
Beabsichtigt Syrien die Herstellung chemischer Waffen?
Für "n-tv.de" besteht daran kein Zweifel: "... Zudem habe Pjöngjang Waffen an Syrien und Myanmar geliefert und sei Damaskus bei der Entwicklung seines Chemiewaffenprogramms behilflich." Die "Welt" wird konkreter, wenn sie schlagzeilt: "Nordkorea soll Assad heimlich Chemiewaffen geliefert haben." Die Bild: "Nordkorea liefert Waffen nach Syrien".
Naja, wird sich der Leser sagen, vom syrischen Regime war auch nichts anderes zu erwarten. Zwar gab es in keinem der vergangenen Fälle stichhaltige Beweise für eine Beteiligung syrischer Stellen an Giftgas-Attacken, ja starke Indizien legen False-Flag-Aktionen der "Opposition" nahe. Ständige Wiederholungen der Vorwürfe setzten sich jedoch in den Köpfen der Bürger fest. Nun bietet das Thema "Umgehung der Sanktionen durch Nord-Korea" eine hervorragende Gelegenheit, frühere Desinformation zu untermauern.
Was wurde aus Nord-Korea gemäß dem UN-Bericht nun wirklich nach Syrien geliefert? Reuters schreibt hierzu:
They also inspected cargo from two North Korea shipments intercepted by unidentified countries en route to Syria. Both contained acid-resistant tiles that could cover an area equal to a large scale industrial project, the monitors reported.
One country, which was not identified, told the monitors the seized shipments can ‘be used to build bricks for the interior wall of a chemical factory.’
Syria agreed to destroy its chemical weapons in 2013. However, diplomats and weapons inspectors suspect Syria may have secretly maintained or developed a new chemical weapons capability.
Reuters
Es geht um säurebeständige Fliesen! Wie korrekt festgestellt wird, gibt es dafür eine breite Skala von Anwendungen. Doch dann hagelt es versteckte Anschuldigungen: Seitens eines nicht-identifiziertes Landes würde behauptet, dass mit den Fliesen die Innenwände einer Chemiefabrik bestückt werden können. Ein Winken mit dem Zaunpfahl: Chemiefabrik = Produktion chemischer Waffen. Um welches Land es sich handeln könnte, dürfte nicht schwer zu erraten sein.
Und weitere Unterstellungen folgen: Syrien könnte nicht alle Chemiewaffen übergeben haben bzw. neue Kapazitäten zu ihrer Herstellung geschaffen haben. Diesmal wird auf Diplomaten und Waffeninspektoren verwiesen, über deren Hintergrund kaum Zweifel bestehen dürften.
Wie die Gerüchteküche nun einmal funktioniert, werden aus Vermutungen, wie sie im Bericht von Reuters artikuliert werden, bei deutschen Medien Tatsachen.