Gewaltaktionen in Athen
Seite 2: Krieg den Tierhandlungen und den Fleischereien
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Die Zweifler erhalten Nahrung durch Aktionen, welche zwar nicht von Rouvikonas durchgeführt werden, aber im Muster ähnlich sind. Dabei ist die Motivation der Nachahmer nicht immer vergleichbar. Einer Gruppe von anarchistischen Veganern sind Fleischereien und Tierhandlungen ein Dorn im Auge.
Die "grün-schwarzen" Anarchisten bekannten sich Anfang der Woche zu einem Anschlag auf eine Fleischerei in Exarchia am vergangenen Wochenende. Das Ladenlokal wurde verwüstet. Der davor parkende Lieferwagen auch. In ihrem Bekennerschreiben kündigten sie weitere Aktionen an.
Vom 30.10. bis zum 5.11. möchten sie Pelzhandlungen in Brand setzen, Fleischereien stürmen, Tierhandlungen verwüsten und eingesperrte Tiere befreien. Sie wollen Jäger und Metzger verprügeln, sowie ein "Grün-Schwarzes-Chaos verursachen".
Nächtlicher Angriff gegen Polizeiwache
Im Athener Vorort Pefki haben es dagegen andere Aktivisten direkt auf die Staatsgewalt abgesehen. Sie griffen zu nächtlicher Stunde die örtliche Polizeiwache an. Dabei verteilten sie zunächst Brandbeschleuniger auf dem Parkplatz vor der Wache und warfen dann Molotow-Cocktails auf die Autos und das Wärterhäuschen am Eingang der Polizeistation.
Ein Wachpolizist sah sich daraufhin genötigt, mit gezückter Waffe nach draußen zu stürmen und in die Luft zu schießen. Im Keller des Gebäudes saßen zur Zeit des Angriffs sieben Personen in der Haftzelle.
Athen kam auch am Donnerstagmorgen nicht zur Ruhe. Studenten, die gegen die verschlechterten Studienbedingungen protestieren wollten, versuchten nach Rouvikonas-Art ins Parlament zu stürmen. Sie wurden mit massivem Tränengaseinsatz an ihrem Vorhaben gehindert.
Fahrscheinautomaten wegen Barcode "Teufelswerk"
Schließlich kam es bereits am Sonntag zu einem weiteren Zusammenstoß mitten im Herzen des Tourismuszentrums von Athen, Monastiraki. Am Fuß der Akropolis hatte sich eine Gruppe religiöser, rechtsnationaler Eiferer um den umstrittenen, antisemitischen Priester Kleomenis eingefunden.
Die Parolen gegen Transsexuelle und Ungläubige und "pro Staat-Familie-Orthodoxie" Skandierenden hatten zuvor zusammen mit Gesinnungsgenossen am einige hundert Meter entfernt liegenden Syntagmaplatz demonstrieren wollen. Ihnen ist das neue Gesetz zur Anerkennung der Transsexualität ebenso ein Dorn im Auge wie kirchenkritische Theaterstücke.
An ihrem ursprünglichen Versammlungsort wurden sie von einer vielfach größeren Gruppe von Gegendemonstranten abgedrängt und versprengt. Kleomenis, der dem alten julianischen Kalenderritus folgt, fand sich samt seiner Gesellen in der Metrostation von Monastiraki ein. Dort galt es, die Fahrscheinautomaten zu zerstören, da diese wegen des Barcode-Verfahrens und der Maschinenlesbarkeit von Fahrausweisen nach Ansicht Kleomenis Teufelswerk sind.
Sind Kadettenschüler automatisch schützenswerte Helden?
Eine Gruppe von offensichtlich autonomen Kreisen nahe stehenden Gegendemonstranten beobachtete dies und nutze die Gunst des Überraschungseffekts. Die Rechtsnationalen wurden überrumpelt und drei von ihnen mussten hinterher stationär behandelt werden.
Es stellte sich heraus, dass sich unter den Verletzten vier Kadettenschüler der Militärakademie befanden. Diese trugen, wie sich später herausstellte, keine Uniform, sondern sichtbar am Körper rechtsnationale Symbole und Tattoos. Trotzdem sieht die Nea Dimokratia im Vorfall einen Angriff gegen Symbole des Staates.
Schließlich seinen "die Helden" das "Opfer terroristischer Banden" geworden. In der öffentlichen medialen Diskussion wurden die einem demokratischen Staatsverständnis widersprechenden Tattoos und Aktionen gemeinsam mit Kleomenis nicht thematisiert. Für die Nea Dimokratia versinkt Griechenland im Chaos der "Anomie" (Gesetzlosigkeit).
Vorsicht! Ihr Nutzerkonto wird überwacht
Als wäre die Stimmung nicht ohnehin bereits genügend angeheizt, meinte der Vizeminister für Verwaltungsreform Christophoros Bernadakis am Donnerstag, dass es ein passender Zeitpunkt wäre, um eine Überwachungsaktion des Staats publik zu machen.
Bernadakis teilte mit, dass die Staatssicherheit in sozialen Netzwerken Nutzerverhalten protokollieren würde. Die Regierung würde so erfassen, welche Nutzer rechts oder links eingestellt wären, und wie die Nutzer auf öffentliche Ereignisse, aber auch TV-Reality-Shows reagieren würden. Für oppositionelle Medien ergab sich somit die Schlagzeile "politische Gegner werden überwacht".