Google Pixel 6: Mehr Überwachung in meine Hosentasche!

Bild: Screenshot Google-Werbefilm auf Youtube

Kampagne für ein neues Smartphone aus dem Datenhandels-Konzern Alphabet

Das US-Unternehmen Google (Alphabet) bewirbt weltweit sein neues Smartphone "Pixel 6", angepriesen werden technische Errungenschaften - und angebliche Datensicherheit. Die wichtigste und zugleich fragwürdigste Botschaft im Werbefilm lautet "Your stuff stays your stuff". Weiter heißt es zum Datenschutz bei der Kampagne für Deutschland:

Die aktualisierten Datenschutz- und Sicherheitsfunktionen von Pixel tragen dazu bei, dass du bestmöglich geschützt bist und deine personenbezogenen Daten, Fotos und anderen Inhalte privat bleiben. (...)

Deine Privatsphäre, deine Regeln. Dein Pixel hat keine Geheimnisse vor dir. Du hast die Kontrolle über die Mikrofone und Kameras deines Phones und entscheidest, wann sie benutzt werden. Du kannst sie ganz einfach ein- und ausschalten und selbst festlegen, welche Apps Zugriff darauf haben.

Google/Alphabet

Diese Aussagen sind grob irreführend. Was in der Werbekampagne keine Erwähnung findet, ist der Umstand, dass die Bewegungsdaten nicht sicher vor dem Zugriff von Google sind sind, ebenso wenig wie die Surf-Verläufe und E-Mails.

All diese Daten werden mit Google-Servern synchronisiert und von Google-Systemen analysiert und ausgewertet. Google versucht sogar perspektivisch, die Kontrolle über äußerst sensible und private Gesundheitsdaten zu erlangen.

Über das alles hat der Nutzer keine Kontrolle, wenn er die Dienste nutzt. Er kann zwar der einen oder anderen installierten App die Rechte entziehen, aber eine Ebene darunter läuft ja das Trojanische Pferd namens Android, das sehr, sehr viele Daten auswertet und an Google schickt. Die wenigen Sicherheitseinstellungen, die es gibt, versteckt Google hingegen sehr gut.

Nicht zuletzt unterliegt auch Google der US-Gerichtsbarkeit und dem "Patriot Act", der alle US-Konzerne verpflichtet, auf Verlangen der US-Behörden oder Geheimdienste alle persönlichen Daten aller Nutzer - eben auch derjenigen in Deutschland - herauszugeben.

Die Überschrift der Produktseite für das "Pixel" lautet "Unser Sicherstes & Fairstes Handy". Mit dem Fairness-Begriff versucht das Unternehmen offenbar an das Image des Fairphones und ähnlicher Produkte anzuknüpfen, ohne dass dies gerechtfertigt wäre.

Die vielschichtigen ökologischen und sozialen Probleme bei der Herstellung von Computern, Elektronik und Smartphones sind aber ja schon lange bekannt und werden von Herstellern wie Google mit Milliardengewinnen einfach ignoriert. Die Probleme bei Smartphones sind in diesem Diagramm sehr gut zusammengefasst.

Zugleich hat der Kampf um individuelle Freiheit und den Schutz der Privatsphäre im Lichte fortschreitender Entwicklungen rund um die Überwachung durch US-Geheimdienste, Silicon-Valley-Konzerne und repressive Digitalisierung in Autokratien gerade erst begonnen. Aber nur in wenigen Weltregionen, wie etwa in Mitteleuropa findet er statt.

Man kann nur hoffen, dass eine Totalüberwachung im Corona-App-Gewand mit angeschlossenem Sozialkreditsystem (China) oder weitgehender Gesetzlosigkeit bezüglich des Datenschutzes sowie einer Totalüberwachung durch Geheimdienste (USA), Phänomene blieben, denen man sich entziehen können.

Vorsichtig optimistisch stimmt da die Europäische Datenschutzgrundverordnung (DSGVO), die aufgrund zivilgesellschaftlicher Proteste gegen Verletzungen der Persönlichkeitsrechte seit 2018 in Kraft ist und in der es heißt:

Personenbezogene Daten müssen (…) auf rechtmäßige Weise, nach Treu und Glauben und in einer für die betroffene Person nachvollziehbaren Weise verarbeitet werden. (…) Der Verantwortliche ist für die Einhaltung des Absatzes 1 verantwortlich und muss dessen Einhaltung nachweisen können.

Europäische Datenschutzgrundverordnung

Das Problem für Konzerne wie Google ist nun, dass ihr Geschäftsmodell auch auf dem in Europa nun illegal gewordenen Abschöpfen persönlicher Daten und Inhalten basiert, mit der Werbung maximal personalisiert geschaltet werden kann.

Google hat längst die damit zusammenhängenden PR-Herausforderungen erkannt und hat so just 2019 in München ein "Datenschutz-Zentrum" eröffnet; in Berlin hatte es zuvor mehr Widerstand gegeben.

Im Netz finden sich zwar Informationen zu dieser ominösen Organisation, auch wenn nur wenig zur konkreten Arbeit oder zu Ergebnissen der Arbeit gesagt wird.

Auf der Selbstdarstellungsseite heißt es dort, wichtig für das Zentrum sei das "Engagement" für den "Datenschutz" und die "Privatsphäre". Das wirkt angesichts des Geschäftsmodells des Konzerns widersprüchlich. Bei Google hat man viele Erfahrungen damit gesammelt, die Öffentlichkeit zu verwirren, etwa indem man sich ein Motto gab, dass da hieß "Don't be evil" oder ab 2019 etwas modifiziert "Do the right thing".

Wer auf solche Slogans reinfällt, der glaubt auch, dass man mit Elektro-Sportwagen und SUVs die Erde vor dem ökologischen Kollaps bewahren kann - aber das ist ein anderes Thema.