Grenzzaun gegen den schweinischen Hybridkrieg
Auch Polen baut eine Mauer - offiziell gegen mit der Afrikanischen Schweinepest infizierte Wildschweine
Polen rüstet sich gegen eine Invasion aus dem Osten: Ein 1200 Kilometer langer Zaun soll die Grenze zu Russland, Weißrussland und der Ukraine absichern. Als offizieller Gefährder gilt das Wildschwein, Träger der Afrikanischen Schweinepest. Offen wird jedoch auch darüber spekuliert, dass es ebenso eine Maßnahme gegen einen russischen Hybridkrieg darstellt.
Das 238 Millionen Zloty (rund 60 Millionen Euro) teure Projekt wurde von dem Ministerium für Landwirtschaft in Warschau letzte Woche beschlossen, die Abzäunung soll 2020 fertig gestellt werden. Der Sejm muss darüber noch in diesem Monat abstimmen.
"Nicht höher als zwei Meter und vierzig Zentimeter unter der Erde wird der Zaun sein", sagte Robert Telus, stellvertretender Vorsitzender der Landwirtschaftskommission im Sejm. Die Wildschweine sollten dann nicht in der Lage sein, den Zaun zu untergraben. Nur so könnten die polnischen Hausschweine geschützt werden.
Die Afrikanische Schweinepest (ASP) wird als eine fieberhafte, hoch ansteckende Krankheit der Schweine (Haus- und Wildschweine) gefürchtet. Sie verläuft zumeist tödlich. Ein Impfstoff ist nach Angaben des Niedersächsischen Landesamts für Lebensmittelsicherheit nicht vorhanden und soll es in naher Zukunft auch nicht geben. Menschen sind allerdings nicht gefährdet.
Die aus Afrika stammende Krankheit trat 2007 im Kaukasus auf, breitete sich nach Westen aus und drang bis nach Polen und Tschechien vor. In Deutschland, Österreich und der Schweiz bereitet man sich nun auf die Seuche vor, deren Viren auch in Fleisch und Wurst noch ein halbes Jahr überdauern können. Die Ansteckung droht so nicht allein durch einsickernde fremdländische Wildschweine, sondern durch schlecht entsorgtes Fleisch, dem die allesfressenden Paarhufer nicht abgeneigt sind. Dennoch fordert der deutsche Bauernverband einen Abschuss von 70 bis 80 Prozent des heimischen Wildschweinbestandes.
Der Zaun mache nach Ansicht von Rafal Kowalczyk, ein auf Säugetiere spezialisierter polnischer Biologe, wenig Sinn, da die Seuche schon seit 2014 in Polen registriert wurde. Das Geld solle besser in "Biosicherheitsmaßnahmen" investiert werden. Bereits seit dem 28. Februar gelten in Polen strengere Auflagen für Schweinezüchter - so müssen diese ihre Anlagen besser sichern, strengen Hygienevorschriften nachkommen und die Transporte besonders kennzeichnen.
Nicht ohne Grund. Schon 1415 Fälle von ASP bei Wildschweinen und 108 bei Hausschweinen sollen in Polen festgestellt worden sein, auch bereits im zentralen Teil des Landes. Kritiker des Zauns weisen zudem darauf hin, dass das Ökosystem beeinträchtigt würde, da anderen größeren Tieren der Austausch über die grüne Grenze verwehrt werde, wie etwa Wisenten und Elchen.
Auch über einen massiven Abschuss unter Einsatz des Militärs und über Drohnenverfolgung kranker Tiere wurde in der nationalkonservativen Regierung schon laut nachgedacht.
Ob mit der Umzäunung auch ein möglicher Hybridkrieg, das gefürchtete Einsickern russischer Truppen, verhindert werden soll, bleibt in Polen eine laute Spekulation. Jaroslaw Sachajko, Chef der Landwirtschaftskommission des Sejms und Mitglied der populistischen Partei Kukiz'15, hält den Nutzen des Zauns zur Abdämmung der Seuche für gering. Doch gegenüber der polnischen Öffentlichkeit erklärte er, dass Landwirtschaftsminister Krzysztof Jurgiel mit dem Zaun "die grünen Männchen" von Polen abhalten will.
Eine Anspielung auf die Invasion russischer Soldaten ohne Hoheitszeichen, die 2014 die Krim okkupierten. Dass die Grenze zum EU-Land Litauen nicht abgezäunt wird und die Tiere dann von dort auf polnisches Gebiet dringen könnten, kann als Beleg für diese Theorie herhalten. Aber auch Vergleiche zu dem Mauer-Projekt an der mexikanischen Grenze von US-Präsident Donald Trump wurden gezogen.