Griechenland: Aberwitzig postfaktisches Theater
Foto-Montage & angebliche Regie per Skype: Schauspielerin behauptet, sie habe Oscar-prämierten Regisseur für sich gewonnen - und kommt damit durch
Eine kuriose Meldung gibt es aus der griechischen Theaterwelt. Ohne Kenntnis und daraus resultierend wurden die Namen eines Oscar-nominierten Regisseurs aus Zypern und eines amerikanischen Star-Regisseurs darin verwickelt. Der gesamte Plot erscheint in Zeiten der weltweiten Vernetzung aberwitzig - ist jedoch real.
Nicht real ist hingegen, was die in Griechenland mehrfach ausgezeichnete Schauspielerin und Politikerin Pemi Zouni bislang standfest behauptete. Die frühere Abgeordnete der PASOK hatte gegenüber der Michalis Cacoyiannis Stiftung behauptet, sie habe den Oscar-prämierten Regisseur Ang Lee als Regisseur für ihr Theaterstück "….und Julietta" gewonnen. Auf den entsprechenden Plakaten liest sich die Beteiligung Ang Lees durch das Layout des Plakats als "Ang Lee …..und Julietta". Die Stiftung des 2011 verstorbenen, mehrfach für den Oscar nominierten zypriotischen Regisseurs Michalis Cacoyiannis nahm das Stück in den Spielplan auf.
Ang Lee: Angeblich Fern-Regie über Skype
Beworben wurde die Inszenierung zunächst seitens des Pressebüros der einundsechzigjährigen Schauspielerin mit Geschichten über Ang Lees Regie-Interventionen per Skype. Offenbar hatte - nach Ansicht Zounis - der weltberühmte Regisseur Zeit, Lust und Laune gehabt, trotz mehrstündiger Zeitverschiebung die Proben zum Stück live über das Internet zu verfolgen. Kurze Zeit später, im Januar 2017, kursierten dann Fotos, welche Ang Lee eng vereint mit der Schauspielerin zeigten.
Natürlich gab es auch die obligatorischen Aufnahmen, welche einen beeindruckten Ang Lee im Neuen Akropolis Museum zeigen. Nur, wann der Prominente das von Paparazzi aller Art belagerte Museum am Fuße der Akropolis besuchte, das wurde nicht bekanntgegeben. Wie denn auch? Der taiwanesisch-amerikanische Regisseur war nämlich überhaupt nicht nach Athen gekommen. Es ist mehr als wahrscheinlich, dass er Pemi Zouni überhaupt nicht kennt und nicht einmal weiß, womit er in Verbindung gebracht wird.
Bei den veröffentlichten Fotos stellte sich heraus, dass sie allesamt Fotomontagen waren. Sie waren noch nicht einmal schwer als solche zu identifizieren. Aus Fotos, die bei der Google-Bildersuche weit oben in den Ergebnislisten landen, wurde der Regisseur herausgeschnitten und in Fotos mit Zouni sowie in Aufnahmen des Akropolis Museums eingearbeitet.
Als die Affäre Ende Februar ruchbar wurde, versuchte die Cacoyiannis-Stiftung so weit wie möglich Schadensbegrenzung zu betreiben. Man habe, so verlautete die Pressemitteilung, angesichts der im Programm des Theaterstücks genannten prominenten Namen keinerlei Zweifel an der Seriosität des Unterfangens gehabt.
"Unerschütterlich im Inneren an Wahrheit geglaubt"
Die Stiftung gab zu, dass sie ihrerseits keinen Grund gesehen habe, den prominenten Regisseur zu kontaktieren, um dessen Beteiligung zu verifizieren. Pemi Zouni tauchte zunächst ab, meldete sich aber am vergangenen Dienstag mit einem offenen Brief gegenüber der Presse.
Als ich die Ankündigungen zu meiner Zusammenarbeit mit dem Regisseur Ang Lee machte, als ich offen über Verträge mit dem Ausland sprach, glaubte ich im Innern und unerschütterlich, dass dies alles der Wahrheit entsprach. Ein unverhofftes Geschenk, aber die absolute Wahrheit.
Pemi Zouni
"Ich stimmte der Veröffentlichung von bearbeiteten Fotos zu, weil ich ohne Zweifel glaubte, dass diese vom Regisseur gesandt wurden. Seine Ankunft, einige Tage später, hätte diesen kleinen Makel klein und unbedeutend gemacht", erklärt sie in einem weiteren Satz. Sie beteuert, dass sie selbst dann noch an das Projekt geglaubt habe, als Ang Lee nicht bei den Proben oder der Premiere des Stücks erschien.
Sie selbst habe erst vor wenigen Tagen die Wahrheit - und somit den Betrug - entdeckt, beteuert Zouni, die juristische Schritte angekündigte. Ohne dass sie ihre Produktionsfirma namentlich erwähnt, schiebt sie ihr mit dem Schreiben die Schuld zu. Sie bittet sämtliche Betrogenen um Entschuldigung und verweist auf ihre nunmehr fünfunddreißig Jahre anhaltende Theaterkarriere. Zouni beschwört, sie habe ohne böse Absicht oder Arglist ihrerseits gehandelt.