Große Dinge werfen ihren Schatten voraus

Im November findet die dritte Nigerianische Email-Konferenz statt

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Emails, die so oder so ähnlich anfangen: "I am Mr. Laurent Mpeti Kabila, a senior assistant leader of the Revolutionary United Front of Sierra Leone..." kennt wohl jeder. Und hoffentlich weiß auch jeder inzwischen, dass es sich bei dem dann stets folgenden Millionenversprechen um einen Betrugsversuch der Nigeria-Connection handelt (15 Jahre Nigeria-Connection). Doch in unserem konkreten Fall geht es mal nicht um ein Erbe, das heimlich und mit unserer Hilfe ins Ausland verbracht werden soll, sondern die Nachricht geht wie folgt weiter: "I present to you an urgent and confidential request: I request your attendance at The 3rd Annual Nigerian EMail Conference."

Nachzulesen ist diese Ankündigung zur dritten "Nigerianischen Email-Konferenz" hier. Und wer es nicht glaubt, der wird angesichts eines ausgeklügelten Katalogs aus Vorträgen und konkreten Veranstaltungshinweisen wohl viel zu schnell vom Nicht-Glauben abfallen.

Los geht die Konferenz jedenfalls am 7. November. Nach einem zünftigen und typisch afrikanischen Frühstück ("A hard boiled egg, or two slices of white bread and a cricket") erwartet die Teilnehmer eine Grußadresse von Dr. Hamza Kalu, der einen historisch-dialektischen Rückblick auf die Entwicklung der Nigeria-Connection werfen wird. Danach wird diskutiert beispielsweise über die auch uns betreffende Frage, ob zehn Millionen täglich versandte Emails nicht vielleicht doch ein wenig zu viel seien. In einem Workshop werden im Lauf des Tages sogar Fragen der struktural-semantischen Grammatik des Handelns - was das ist, kann man hier nachlesen - erörtert. Am Ende findet dann noch ein Round-Table-Gespräch statt zum Thema "Is email now Nigeria's top export?" Und wer Lust hat, kann sich anschließend von Experten beraten lassen, die Anfängern genaue Tipps für das richtige Verfassen von Emails geben werden.

Kurzum: Die tun wenigstens was im heißen Nigeria, während wir Deutsche in unserem oft viel zu kühlen Land nur jammern und zetern oder uns in Arbeits- und Perspektivlosigkeit frustriert einrichten. Und wie erfolgreich sie bei ihrer Arbeit sind, beweisen nicht nur die auf der Netzseite veröffentlichen Danksagungen:

"It was a genuine pleasure to meet other honorable business persons such as myself." - Isa Ahmed
"I am pleased. I got many new email addresses as a direct result of this most valuable conference." - Aku Chukwu
"Now I know how to respond when someone refers to my business as a scam." - Franklin Dimmoh

Sondern das beweist eben auch ein Blick in unser elektronisches Postfach, in dem beinahe täglich Mails von Vertretern dieses florierenden modernen Wirtschaftszweiges liegen. Nur sind die leider nicht satirisch gemeint wie diese Konferenz-Netzseite.