Habecks Hintertür
Was ist von den Wasserstoffversprechen zu halten? Grüne Energie aus der besetzten Westsahara?
Wasserstoff ist für viele inzwischen der Schlüssel für eine zukünftige Energieversorgung. Die Bundesregierung hat vor nicht allzu langer Zeit eine Strategie aufgelegt, um eine Wasserstoffwirtschaft in Gang zu bringen und rechtfertigt inzwischen den Bau neuer Flüssiggas-Terminals unter Ausschaltung von Bürgerrechten und dem Verzicht auf Umweltverträglichkeitsprüfungen unter anderem damit, dass diese schon bald auf Wasserstoff umgestellt werden sollen.
Doch letzteres ist zunächst nichts als ein vages Versprechen. Wasserstoff, so die Vorstellung, soll künftig im großen Umfang aus Ländern eingeführt werden, die reich an Sonnenschein und Wind sind.
Einer der Kandidaten wäre sicherlich Marokko, zumal sich hierzulande ja ohnehin keiner mehr daran stört, dass der Windstrom dort im Wesentlichen aus der völkerrechtswidrig besetzten Westsahara mit ihrem jüngst wieder aufgeflammten Krieg gegen die dortige Bevölkerung kommt. Ist halt nicht die Krim.
Auch ansonsten ist die von Berlin und Brüssel verfolgte Strategie, auf Wasserstoffimporte zu setzen, äußerst fragwürdig, wie einen neue Studie zeigt. Autor Michael Barnard kommt zum Ergebnis, dass hohe Kosten für Produktion und Transport es sehr fragwürdig machen, dass die Einfuhr von Wasserstoff aus Nordafrika jemals ökonomisch sinnvoll werden könnte.
Viel zu aufwendig
Der Autor führt unter anderem an, dass für die Verflüssigung des Wasserstoffes für den Transport in Spezialtankern dreimal so viel Energie aufgewendet werden muss, wie für flüssiges Erdgas. Außerdem könnten die Tanker nur 27 Prozent der Energie transportieren, als wenn sie Erdgas geladen hätten, und würden zudem auf der Überfahrt auch noch täglich 0,2 Prozent ihrer Ladung verlieren.
In Pipelines sei der Energieaufwand wegen der geringen Dichte des Wasserstoffs ebenfalls größer. Alles in allem sei der Transport von Wasserstoff sehr teuer, weshalb er bisher meist am Ort seiner Verwendung erzeugt wird.
Das könnte man eigentlich auch zukünftig machen, und zwar nicht mehr aus Erdgas, sondern mittels Elektrolyse. Voraussetzung wäre allerdings, dass genügend Strom aus erneuerbaren Quellen zur Verfügung steht.
Doch die EU-Pläne sehen anderes vor. Bis 2030 will man, um vom russischen Erdgas unabhängig zu werden, jährlich über zehn Millionen Tonnen grünen Wasserstoff importieren, etwas mehr als die Hälfte des vorgesehenen Verbrauchs.
Leere Versprechungen
Die Untersuchung wurde im Auftrag von Corporate Europe Observatory, einer eher linken Organisation, die sich darauf spezialisiert hat, in Brüssel den EU-Institutionen und den dortigen Lobbyaktivitäten großer Konzerne auf die Finger zu schauen, sowie dem Transnational Institut, erstellt.
Letzteres ist ein in den USA beheimatetes Institut, das in den letzten Jahrzehnten unter anderem den Widerstand gegen Freihandelsverträge, gegen die Welthandelsorganisation und gegen die sogenannten Strukturanpassungsprogramme des Internationalen Währungsfonds mit zahlreichen Publikationen unterstützt hat.
Was ist also von den EU-Plänen und den Versprechen des deutschen Wirtschaftsminister Robert Habeck (Bündnis 90/Die Grünen) zu halten? Werden die neuen LNG-Terminals tatsächlich schon bald grünen Wasserstoff importieren?
Der Autor der genannten Studie ist eher pessimistisch und befürchtet, dass die Öl- und Gaskonzerne den vermeintlich grünen Wasserstoff als Hintertür nutzen werden. Je nachdem, wie strikt die Definition "grün" ausgelegt wird, hätten sie die Möglichkeit Wasserstoff aus fossilen Quellen beizumischen und so ihre Gasförderung weiter am Leben zu erhalten.
Wasserstoff ist nämlich neben Kohlenstoff wesentlicher Bestandteil des Erdgases. Bisher deckt die chemische Industrie ihren Wasserstoffbedarf, indem es Methan, aus dem Erdgas im Wesentlichen besteht, aufspaltet.
Dabei werden große Mengen des Treibhausgases Kohlendioxid freigesetzt. Ein Methanmolekül besteht aus einem Kohlenstoff- und vier Wasserstoffatomen.