Hamas-Israel: Der Bilderkrieg – warum es einen Digital Dome braucht

Szenen der Zerstörung im Kibbuz Bari, Foto vom 11. Oktober 2023. Bild: Kobi Gideon / Government Press Office / CC BY-SA 3.0 Deed

Mediensplitter (53): Das neueste Kapitel in der Bildgeschichte des Terrors. Schock-Propaganda der Hamas, die Relativierung und Israels Antwort. Über eine ARD-Sendung zum Schlachtfeld ohne Grenzen. Update.

Die Hamas-Mörder kamen am 7. Oktober 2023 mit Maschinengewehren, mit Granaten und mit Kameras – von Anfang an waren die Pogrome der Hamas und ihr Krieg gegen Israel auch ein Bilder-Krieg. Per Helmkamera oder Smartphone filmten sie sich selbst beim Morden und verbreiteten Bilder ihrer Massaker.

In den Anweisungen der Mordbanden befand sich die Aufforderung, sich auch die Mobiltelefone ihrer Opfer zu nehmen und diese Telefone zu benutzen, um damit ihre Verbrechen zu filmen. So sollte der Terrorangriff ins Netz getragen werden.

Die dabei entstandenen Bilder sind Waffen der Hamas im Bilderkrieg, visuelle Raketen und Sprengkörper, die vor allem die Menschenverachtung ihrer Urheber bezeugen und den Hass. Schuld wird in ihnen neu zugeschrieben, das Verhältnis von Opfern und Tätern wird umgedreht.

Mit Tweets und Bildern, die millionenfach geteilt werden, versucht die Hamas seit ihrem Pogrom das Narrativ der Berichterstattung zu beeinflussen und zu verändern.

Digitaler Schutzschirm

In zwei Beiträgen widmete sich das ARD-Kulturmagazin ttt - Titel, Thesen, Temperamente jetzt dem neuesten Kapitel in der Bildgeschichte des Terrors.

Ein herausragender Beitrag von Tim Evers berichtete über die Desinformation im Bilderkrieg, der leider auch hier bei uns viele erliegen, und über israelische Gegenpropaganda: die von Achiya Schatz gegründete Organisation FakeReporter, die auch auf Arabisch publiziert, und ihre Plattform digitaldome.

"So wie wir einen Iron Dome gegen Raketen haben, brauchen wir einen Digital Dome gegen Angriffe im Netz", sagt Schatz.

In ihrem Beitrag erwähnt sie dazu die Behauptung von einem israelischen Angriff auf ein Krankenhaus in Gaza mit rund 500 Toten und bezeichnet diese als "Fake News der Hamas", die selbst von der New York Times und anderen namhaften Medien übernommen wurde.

Später stellte sich nach ihrem Erkenntnisstand heraus, dass es eine Explosion auf dem Parkplatz neben dem Krankenhaus war, vermutlich durch die Rakete einer islamistischen Gruppe.

Zweifellos geklärt ist die Ursache der Explosion allerdings bislang nicht, wie auch die New York Times in einem späteren Recherche-Artikel nach der Kritik an ihrem ersten Bericht übermittelte. Die Bilder vom Ort des Geschehens seien aber, so Experten übereinstimmend, "nicht mit einem israelischen Luftangriff in Einklang zu bringen".

"Traditionelle Medien haben immer noch nicht verstanden, wie soziale Medien funktionieren", sagt Schatz im ttt-Beitrag. Die Lüge fliegt schneller als die Wahrheit, die Lüge ist einfach, die Wahrheit kompliziert. "Sie braucht Zeit, diese Zeit müssen wir uns nehmen."

Über Digitaldome kann jeder Nutzer mit einem einzigen Klick Inhalte melden und so die Bildpropaganda des Terrors bekämpfen, mit denen man Israels Verteidigungsmaßnahmen zu untergraben versucht.

Die Onlinewelt ist ein Schlachtfeld ohne Grenzen. Gerade soziale Medien sind wie gemacht für die Schockbilder der Hamas und derartige Propaganda. Seit vier Wochen sind die Bilder der Hamas nun in der Welt, schwer zu ertragende zur Schaustellung der Opfer.

Die Bilder, die von diesem Krieg in die Welt gehen, haben Auswirkungen auf die ganze Welt.

Biodeutsche Terrortoleranz

Ziel war Angst-Erzeugung. Es ging um Einschüchterung. Zugleich sind Bilder in gewisser Weise wertneutral. "Bilder steuern ihre Wirkungsweise nicht", sagt die Kunsthistorikerin Charlotte Klonk.

Was bei den einen Schrecken und Angst und großes Mitleid erzeugt – das hat den anderen Kreisen Jubel und Triumph Gefühle bewirkt.

Charlotte Klonk

In der westlichen Welt, gerade auch in Deutschland, haben sie großen Erfolg. Die linksliberale Öffentlichkeit, nicht zuletzt große Teile der Kunst- und Wissenschaftsszene, reagieren mit Relativierungs-Geschwurbel und Täter-Opfer-Umkehrung. Man nennt die Hamas eine "Befreiungsbewegung".

Der modische Postkolonialismus und seine Theorien liefert dafür die Stichworte: "Imperialismus", "Besatzung", "Rassismus", "Apartheid", "Genozid" – womit man die Opfer der Shoah nebenbei zu den Tätern eines neuen Holocaust erklärt.

Das sollte man auf strafrechtliche Konsequenzen hin überprüfen – nicht nur für die arabischen Judenhasser, die auf deutschen Straßen gegen Israel demonstrieren, sondern auch für ihre biodeutschen Helfershelfer.

Bei vielen, die so sprechen, könnte man zum Ergebnis kommen, dass hier die Straftat eines israelbezogenen Antisemitismus vorliegt, wenn man Israel böswillig einen Genozid unterstellt, obwohl gemäß Völkermord-Konvention eher die Hamas genozidale Tendenzen praktiziert.

Diese Fakten sind eindeutig und unter anderem gerade in einem Artikel der taz kurz und prägnant beschrieben: "Gaza im Völkerrecht"

"Es ist völlig egal, ob man Israel mag oder nicht mag"

Dass die Hamas im Westen trotzdem immer noch als antikolonialistische Freiheitsbewegung verteidigt wird, lässt einen an Vernunft und Moral zweifeln. Denn das eigentliche Ziel der Hamas ist offensichtlich: Annäherungen zwischen Arabern und Israelis sollen verhindert werden.

Dagegen kämpft eine zweite Gruppe von Filmemachern. Eliran Peled hat für das Projekt "#BringThemHomeNow" mit Angehörigen der von der Hamas verschleppten Geiseln gesprochen und diese in kurzen Web-Clips porträtiert. Peled will der sadistischen Gewalt in den Videos der Hamas das Leben entgegensetzen.

Wir wollten das Gegenteil dieser Videos, nicht den Horror zeigen, sondern die Menschen. Das zeigen was einen Menschen und seine Menschlichkeit ausmacht. Wir wollen allen zeigen: Es könnten wir sein, es könnte deine Großmutter sein, dein Kind.

Eliran Peled

"Es ist völlig egal, ob man Israel mag oder nicht mag", sagt Pereed.

"Wenn man das Ermorden eines Neun-Monate alten Babys für normal hält, dann haben wir ein ganz anderes Problem. Dies ist keine antijüdische oder antisemitische Aktion, sondern eine antimenschliche."

Denis Yücel und eine Lehre aus Auschwitz und Buchenwald

Wie geht man aber mit den Schockbildern der Hamas um? Was soll man zeigen und was nicht? Bilder sind immer Aufklärung und Dokument, sie sind aber auch immer eine Art Verewigung der Täter und ihrer Taten.

In einem zweiten ttt-Beitrag sagt Denis Yücel:

Wie wäre es heute um unser Wissen um den Holocaust bestellt, wenn die Alliierten nach der Befreiung von Auschwitz, Bergen-Belsen, Buchenwald diese Aufnahmen nicht gemacht hätten, die wir alle kennen und die uns sofort durch den Kopf gehen, wenn wir "Shoah" hören. Ich habe mich auch in diesem Fall (7.Oktober) dafür ausgesprochen, diese Bilder zu verbreiten, damit die Welt sieht, was für eine Mörderbande das ist.

Denis Yücel

Yücel spricht von "Barbarei" und "Pogrom Stimmung".

So funktioniert Terror. Terror ist eine Strategie, Angst zu verbreiten und eigene Horrorszenarien in die Öffentlichkeit zu tragen. Die Hamas wollte in der realen Welt angreifen, um Bilder in der virtuellen Welt zu produzieren. Sie wollten so viel zerstören wie möglich, um Angst und Schrecken zu verbreiten.

Um diesen Schrecken wieder aus der Welt zu tilgen, muss man die Bilder bekämpfen.

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Anmerkung der Redaktion: Der ursprüngliche Text des Beitrags wurde an zwei Stellen geändert, wo es um die Bezeichnungen "Straftat" und "Straftatbestand" ging.