Han-Chinesen mit Opiuminteressen

In Myanmar sind Kämpfe zwischen der Armee und der MNDAA ausgebrochen - bis zu 10.000 Menschen sollen aus dem Kampfgebiet geflohen sein

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In Myanmar gehören etwa 30 Prozent der Einwohner nicht dem Staatsvolk der Bamar an. Das liegt auch daran, dass dem Land bei der Unabhängigkeit am 4. Januar 1948 ohne Rücksicht auf die ethnischen Gegebenheiten die von den Briten gesondert verwalteten Grenzgebiete zugeschlagen wurden, was bis heute andauernde Guerillakriege nach sich zog. In einer dieser Regionen - in Kokang - kam es in den letzten Tagen zu mindestens 13 schweren Zusammenstößen zwischen Regierungstruppen und der Myanmar National Democratic Alliance Army (MNDAA), die unter anderem Armeestützpunkte in der Nähe der Regionshauptstadt Laukai angriff.

Bei den Kämpfen sollen mindestens 47 Soldaten ums Leben gekommen und über 70 verletzt wurden sein. Nachdem die Regierung die MNDAA darauf hin mit Kampfjets bombardierte, flohen regionalen Medien zufolge bis zu 10.000 Menschen aus dem Kriegsgebiet. Die Regierung führt deshalb diplomatische Gespräche mit China, wo man befürchtet, dass die Flüchtlinge in die nahe gelegene Provinz Yúnnán drängen.

Die Auseinandersetzung kam für viele Beobachter unter anderem deshalb überraschend, weil sich der MNDAA-Anführer Peng Jiasheng und andere Kader nach einer militärischen Niederlage 2009 nach Südchina abgesetzt hatten. Danach herrschte fünf Jahre lang relativer Friede. Nun soll sich Peng wieder in Myanmar aufhalten.

Die MNDAA ist zwar ein wichtiger Akteur im Opiumgeschäft, sieht sich aber auch als Vertreterin der Kokang - ethnischer Han-Chinesen, deren Vorfahren im 18. Jahrhundert in die Bergregion einwanderten und dort einen Feudalstaat gründeten, der sich 1887 nach dem dritten britisch-birmanischen Krieg formell unter den Schutz der britischen Krone stellte. Von den 1960ern bis 1980er Jahre herrschte in Kokang faktisch eine damals von der Volksrepublik China unterstützte kommunistische Guerrilla. Aber auch nach deren Auflösung befand sich das Gebiet an der Grenze zu China bis 2009 nur bedingt unter der Kontrolle der Zentralregierung.

Das gilt auch für den gesamten Shan-Staat, in dem Kokang liegt und in dem nicht mehrheitlich Han-Chinesen, sondern Shan leben - eine Volksgruppe, die eng mit den Thai verwandt ist. Der Shan-Staat ist ein Patchwork aus Herrschaftsräumen der verschiedensten bewaffneten Banden wie beispielsweise der National Democratic Alliance Army Eastern Shan State (NDAA-ESS), der Shan State Army-North (SSA-N), der Shan State Army-South (SSA-S) und mehrerer Kachin- und Wa-Guerillagruppen.

In anderen Regionen fordern christliche Karen, die mit den Khmer verwandten Mon, Palaung, Kachin, Naga und Lisu mehr Autonomie oder vollständige Unabhängigkeit. Thein Sein, der Präsident von Myanmar, versucht seit seinem Amtsantritt 2011 immer wieder einen dauerhaften Frieden mit den verschiedenen Rebellengruppen auszuhandeln - bislang ohne dauerhaften Erfolg.

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