Täter von Magdeburg: Kein Islamist, sondern Islamhasser?
Social-Media-Konten des Festgenommenen zeigen Unerwartetes. Aus Islamkritik wurde demnach Islamhass. Auch Sympathien für die AfD werden erwähnt.
Der mutmaßliche Attentäter, der am Freitagabend mit einem geliehenen Pkw durch die Menschenmenge auf dem Weihnachtsmarkt in Magdeburg raste, scheint nach ersten Recherchen verschiedener Medien kein Islamist, sondern seit mehreren Jahren als Islamkritiker aufgetreten sein, der sich zunehmend radikalisierte und zeitweise auch mit der AfD sympathisierte.
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Laut einem Bericht des Spiegel handelt es sich um den aus Saudi-Arabien stammenden Psychiater Taleb al-A., den die Frankfurter Rundschau 2019 über Fluchtmöglichkeiten von Frauen aus seinem Herkunftsland interviewte, weil er eine Internetseite betrieb, die unter anderem darüber informierte.
Das Asylsystem beschrieb er 2019 noch als Weg in die Freiheit
Er stand demnach Frauen beratend zur Seite, die in dem Scharia-Staat von ihrem männlichen Vormund vergewaltigt worden waren. Damals beschrieb er das Asylsystem noch als "Weg in die Freiheit" für ebensolche Frauen.
Inzwischen deuten Social-Media-Konten unter seinem Namen darauf hin, dass er in den letzten Jahren mit der AfD sympathisierte. Auf der Plattform X existiert ein Account unter seinem Namen, dessen Nutzer sich als Teil der "saudischen Militäroppostion" beschreibt und sich positiv auf die AfD bezieht.
Später warf er Deutschland vor, Europa islamisieren zu wollen
"Deutschland will Europa islamisieren" steht auf Englisch in seinem Profiltext. Deutschland "jage" asylsuchende Frauen aus Saudi-Arabien, "um ihr Leben zu zerstören".
Im Juni dieses Jahres war auf dem Account zu lesen: "Meiner Erfahrung nach, ist die deutsche Polizei der echte Treiber des Islamismus in Deutschland. Meine Erfahrung ist 7 Jahre lang in denen die Polizei, zuletzt im März 2024, schmutzige Taktiken gegen mich sowie andere Islamkritiker angewendet hat, um unseren anti-islamischen Aktivismus zu zerstören. Die Linken sind verrückt. Wir brauchen AfD, um die Polizei vor sich zu schützen."
Eine Nutzerin der Plattform, der Taleb al-A. schon vor Monaten negativ aufgefallen war, sagt laut einem Bericht der Welt, sie habe Beiträge von ihm schon damals gemeldet; daraufhin seien diese gelöscht worden. In einem Chat mit einem anderen Nutzer sei ein möglicher Anschlagsplan des Mannes Thema gewesen.
Zur Polizei sei sie nicht gegangen, allerdings sei es "eindeutig" gewesen, "dass er sich radikalisiert". Nun mache sie sich Vorwürfe, wird die Nutzerin von der Welt zitiert.
Erinnerungen an Berliner Weihnachtsmarkt-Anschlag
Bei dem Anschlag am Freitagabend waren mindestens zwei Menschen ums Leben gekommen, einige der mehr als 60 Verletzten schwebten über Nacht noch in Lebensgefahr.
Taleb al-A., der seit 2006 in Deutschland lebte und zuletzt in Bernburg (Saale) als Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie arbeitete, war am Freitagabend in Magdeburg direkt neben dem demolierten Tatfahrzeug festgenommen worden. Auf einem Video ist zu sehen, wie er sich nach Anweisung eines Polizeibeamten, der eine Waffe auf ihn richtet, auf den Boden legt.
Fast genau acht Jahre zuvor war am 19. Dezember 2016 in Berlin ein Lkw in die Menschenmenge auf dem Weihnachtsmarkt am Breitscheidplatz gerast. Als Täter wurde der Tunesier Anis Amri identifiziert, der behördlich als radikaler Islamist bekannt war.