Handelskrieg mit den USA: Sorge wegen der nächsten "existenziellen Krise der EU"

Bloße Foto-Freundschaft? Macron und Trump, 14. Juli 2017. Foto: Pentagon/ gemeinfrei

"Wenn der Westen sich gegen sich selbst wendet." Trumps EU-Bashing und die Drohung der EU-Kommission, falls es US-Zölle auf importierte Autos geben wird

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Auch in Frankreich gibt es selbstverständlich Transatlantiker. Einer davon heißt François Heisbourg, Chef des Verwaltungsrats des International Institute for Strategic Studies (IISS), Ritter der Ehrenlegion und Wahlkampf-Berater von Emmanuel Macron. Heisbourg ist derzeit besorgt.

Nach der Euro-Krise und der Migrations-Krise stehe der EU jetzt die dritte Krise bevor, lautet seine Sorge. Diese Krise sei eine wahrhaft existentielle, da sie die Zukunft des Westens betrifft und sich "der Westen" gerade gegen sich selbst wende. Gemeint ist Trump und sein Verhältnis zu Europa.

Panik vor der Auflösung von Allianzen

Trump flößt den Europäern Panik ein, beobachtet Jean-Dominique Merchet. Der in Frankreich geschätzte Analytiker der politischen Verhältnisse nimmt Heisbourg als Referenz dafür, dass es etwas schwer und ernsthaft in Unordnung geraten ist.

Befürchtet wird laut Merchets Beobachtungen, dass auch der Nato-Gipfel am 11. und 12. Juli ein ähnlicher Misserfolg werden könnte wie der G7-Gipfel, weil Trump die Allianz nicht mag und sich mehr Erfolg vom Zweier-Treffen mit Putin versprechen könnte, das dem Nato-Treffen folgt. Das würde dann die Parallele zum G7-Treffen vervollständigen.

Ausschließen kann diesen Verlauf im Moment wohl keiner, Trump eingerechnet, auch wenn es pure Spekulation ist. Eine interessante Pointe findet sich darin, dass Trump nun eine Rolle zugewiesen wird, die früher Putin inne hatte, die des Spalters von Allianzen des Westens, um den Wählern zu gefallen und die Macht zuhause zu konsolidieren.

"Warum treten Sie nicht aus der EU aus?"

Die Frage des US-Präsidenten an seinen französischen Freund Macron - "Warum treten Sie nicht aus der EU aus?" - zählt zu den spektakulärsten Äußerungen Trumps in der Rolle als Spalter. Sie gehört zu einem ganzen Block an Beschuldigungen, Sticheleien und Argumenten des US-Präsidenten, die die EU als eine den Interessen der US-Bürger feindliche Wirtschaftsmacht darstellen.

Das hatte es zuvor so noch nicht gegeben. Auch wenn manche Konkurrenzkämpfe knochenhart geführt wurden und unfair, wie etwa Erzählungen aus der IT-Branche über Ideenklau und Wirtschaftsspionage seit mehreren Jahren andeuteten, so hat noch kein US-Präsident den Ärger unter der Oberfläche der befreundeten kapitalistischen Partner so scharf angesprochen wie Trump.

"Die EU ist wahrscheinlich so schlimm wie China, nur kleiner. Es ist schrecklich, was sie uns antun", sagte Trump im Gespräch mit Maria Bartiromo auf Fox News, das am gestrigen Sonntag ausgestrahlt wurde und nun als jüngstes Beispiel für Trumps EU-Bashing herangezogen wird.

Interessant: Die Frage dazu lautete, ob nicht die Partner USA und EU besser gegen China zusammenhalten sollten. So gesehen ist Trumps Antwort kein Angriff auf den Zusammenhalt der EU, sondern eine Kritik an der Handelspolitik der EU. Dort wächst, wie etwa beim Guardian heute nachzulesen ist, anlässlich der aktuellen Trump-Bemerkung die Sorge allgemein vor einem Handelskrieg und besonders vor den nächsten US-Zöllen auf EU-Importe.