Handy-Weitwurf wird immer populärer
Eine neue Sportart nicht nur für Techno-Phobiker
Tule purkamaan kännykkäturhaumasi! - Das ist bekanntlich der Schlachtruf der Handy-Weitwurf-Athleten, die sich auch dieses Jahr wieder zu ihrer Weltmeisterschaft treffen werden: im August im Land, wo die Handys an den Bäumen wachsen und die Firma Nokia riesige Mobile-Phone-Plantagen unterhält. Austragungsort dieser bereits vierten WM ist am 23. August die finnische Insel Riihisaari. Und das notwendige Wettkampf-Equipment (inklusive der Batterien) stellt der Veranstalter Fennolingua.
Diesmal müssen sich die Teilnehmer, die in Einzel- und Gruppenwettbewerben antreten, allerdings mächtig ins Zeug legen. Handy-Weitwurf ist nämlich dabei, zum Volkssport zu werden, selbst in der Ukraine, wo kürzlich ein gewisser Oleg Schwez mit 93 Meter einen neuen Weltrekord aufgestellt hat. Eine zwar sensationelle Leistung, weil die bisherige Bestleistung von Petri Valta bei "nur" 66,72 Meter lag. Dennoch ist es fraglich, ob dieser Rekord von den strengen Herren und Damen der "Mobile Phone Throwing Association" (MPTA) anerkannt wird. Bisher, so war zu erfahren, liegen der MPTA jedenfalls noch keine Angaben vor über die Art des dabei verwendeten Handys und über die Wetterbedingungen am Wettkampftag.
Dass sich jetzt der Handy-Weitwurf weltweit schlagartig so großer Beliebtheit erfreut, erklären amerikanische Wissenschaftler gern mit dem "Tropfen, der das Glas Wasser zum Überlaufen bringt"-Effekt. Demnach hat sich besonders unter den modernen Großstadtmenschen über die Jahre soviel Zorn und Frust im Umgang oder in der ungewollten Konfrontation mit dem Handy aufgebaut, dass inzwischen oft schon eine Kleinigkeit genügt, um das sprichwörtliche Glas Wasser eben zum Überlaufen zu bringen.
So leiden laut einer ersten großen repräsentativen Umfrage acht Prozent aller italienischen Handy-Besitzer mittlerweile an einer Mobile-Phone-Phobie, während 68 Prozent der Befragten zugegeben haben, dass sie "das Scheißteil am liebsten schon mal vor Wut an die Wand geklatscht hätten". Zorn und Frust, die nun also durch Handy-Weitwurf-Wettbewerbe in sportlich-friedliche Bahnen gelenkt werden sollen.
Ein Tatbestand, den übrigens auch die finnischen WM-Ausrichter auf ihrer Netzseite ausdrücklich erwähnen. Aber sogar bei Computer-Besitzern, deren PC mit einem Betriebssystem der Firma Microsoft ausgerüstet ist, macht sich dieser "Tropfen, der das Glas Wasser zum Überlaufen bringt"-Effekt langsam breit. Schon vor einem Jahr gab es in den Niederlanden nämlich den ersten DOSen-Weitwurf-Wettkampf, und vor einigen Tagen fand in Belgien die erste nationale Meisterschaft statt. Sieger wurde ein 26-Jähriger, der seinen Rechner 14 Meter weit schleuderte.
Gratulation! Und: ein dreifach donnerndes: Tule purkamaan kännykkäturhaumasi!!!!