Herzmuskelentzündung bei jungen Männern: sehr seltene Nebenwirkung nach mRNA-Impfungen
Seite 2: Myokarditis bei Kindern und Jugendlichen
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Die beiden zitierten Artikel des JAMA (Literaturangaben siehe Artikel im Arzneimittelbrief) werden von zwei Editorials begleitet, und es wird im Hinblick auf die Impfung von Kindern und Jugendlichen auf eine weitere Online-Vorabveröffentlichung in der Zeitschrift Pediatrics hingewiesen: eine Fallbeschreibung von 7 männlichen US-amerikanischen Jugendlichen im Alter von 14 bis 19 Jahren mit einer Myokarditis nach Impfung mit Comirnaty. Auch hier bestand ein Zeitfenster von 4 bis 5 Tagen von der Impfung bis zum Beginn der Symptome.
Comirnaty ist seit Anfang Mai in den USA und seit Ende Mai durch die Europäische Kommission (EMA) als einziger Impfstoff für Minderjährige über 12 Jahre zugelassen. Moderna (Spikevax) hat für seinen Impfstoff ebenfalls eine Zulassung für Kinder und Jugendliche beantragt. Bei Jugendlichen ist eine höhere systemische Reaktogenität (unmittelbare kurzfristige Reaktionen des Körpers auf den Impfstoff) und Immunogenität von Comirnaty bekannt. Ob dies vermehrt zu Myokarditiden führt, ist unklar.
Wie bei den Sinusvenen-Thrombosen nach SARS-CoV-2-Vektorimpfstoffen (siehe "Neue Erkenntnisse zur Sicherheit der Covid-19-Impfstoffe") ist es auch bei den Fällen von Myokarditis: Seltene Komplikationen fallen in den Zulassungsstudien nicht auf. Umso wichtiger sind daher Systeme, die solche Meldungen jederzeit entgegennehmen, kontinuierlich auswerten und transparent veröffentlichen. Die Autoren des Arzneimittelbriefs raten daher weiterhin, alle Verdachtsfälle auf Nebenwirkungen im Zusammenhang mit einer Impfung gegen SARS-CoV-2 an die zuständigen Stellen zu melden, einschließlich Fällen von Covid-19 nach Impfungen.1
Fazit der Autoren des Arzneimittelbriefs
Eine Hypersensitivitäts-Myokarditis nach Impfung mit SARS-CoV-2-mRNA-Impfstoffen ist eine seltene, aber schwerwiegende Komplikation. Sie tritt vermehrt bei jungen Männern auf und nach der zweiten Impfdosis. Die Symptome beginnen meist innerhalb weniger Tage nach der Impfung. Der Verlauf scheint in den allermeisten Fällen mild zu sein. Ob Personen, die nach einem mRNA-Impfstoff gegen SARS-CoV-2 eine Myokarditis entwickelt haben, Auffrischimpfungen erhalten sollen - und wenn ja, mit welchem Impfstoff - ist noch völlig ungeklärt.
Schlussbemerkungen:
1. Es sei noch einmal darauf hingewiesen, dass neben dem Thrombose-mit-Thrombopenie-Syndrom (TTS) nach Vektorimpfstoffen das Auftreten einer Myokarditis und/oder Perikarditis nach mRNA-Impfstoffen sehr seltene, aber schwerwiegende Impfkomplikationen sind2, die in den Phase-III-Zulassungsstudien aus Gründen der geringen Anzahl nicht aufgefallen sind.
2. Trotzdem schätze ich das individuelle Nutzen-Risiko-Verhältnis einer Impfung bei Erwachsenen, insbesondere älteren Personen (50 Jahre und älter), und solchen mit gesundheitlichen Risikofaktoren wie z. B. einer ausgeprägten Adipositas, einem Diabetes und chronischen Herz- und Lungenerkrankungen eindeutig als positiv ein. Diese Personengruppen dürften zweifellos von einer Impfung profitieren und sollten sich deshalb für eine Impfung entscheiden, falls sie zu den bisher noch Ungeimpften gehören.
3. Anders ist die Situation bei Kindern und Jugendlichen, bei denen eine Covid-19-Ansteckung von vielen Experten als harmloser als eine Impfung eingeschätzt wird.3 Auch wenn für die Vakzination dieser Altersgruppe der mRNA-Impfstoff Comirnaty von der EMA zugelassen worden ist, hat die Ständige Impfkommission (STIKO) für diese Personengruppe bisher aus guten Gründen keine generelle Impfempfehlung abgegeben, es sei denn, es liegen Risikofaktoren für einen schweren Krankheitsverlauf von Covid-19 (siehe oben) vor.4
4. Das mögliche Auftreten einer akuten Myokarditis und/oder Perikarditis als Impfnebenwirkung bei jungen Erwachsenen, insbesondere bei Kindern und Jugendlichen, ist für mich ein weiterer Grund dafür, die Covid-19-Impfung dieser Personengruppe infrage zu stellen, zumal eine durch die Impfung möglicherweise verursachte Langzeit-Nebenwirkung wie z. B. eine chronische Herzmuskelschädigung (dilatative Kardiomyopathie) in späteren Jahren beim derzeitigen Wissensstand nicht ausgeschlossen werden kann.
Klaus-Dieter Kolenda, Prof. Dr. med., Facharzt für Innere Medizin - Gastroenterologie, Facharzt für Physikalische und Rehabilitative Medizin- Sozialmedizin, war von 1985 bis 2006 Chefarzt einer Rehabilitationsklinik für Erkrankungen des Herz-Kreislaufsystems, der Atemwege, des Stoffwechsels und der Bewegungsorgane. Seit 1978 ist er als medizinischer Sachverständiger bei der Sozialgerichtsbarkeit in Schleswig-Holstein tätig. Zudem arbeitet er in der Kieler Gruppe der IPPNW e.V. (Internationale Ärztinnen und Ärzte für die Verhinderung des Atomkriegs und für soziale Verantwortung) mit. E-Mail: klaus-dieter.kolenda@gmx.de
Der Autor erklärt, dass kein Interessenkonflikt besteht.
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