High-Tech-Flügel
Neues Gleitflugsystem für militärische Sondereinheiten
Die in München beheimatete Firma ESG entwickelte ein Gleitflugsystemschirmsystems, das im militärischen Fachjargon als Special High Altitude Parachute System“ (SHAPS) bezeichnet wird. Dieses Gleitschirmsystem existiert schon seit geraumer Zeit. Auf der Internationalen Luft- und Raumfahrtausstellung (ILA) in Berlin wurde ein neuartiges „fixed-wing“ System mit Deltaflügeln und Stealth-Effekten präsentiert, das Absprünge aus 10.000 Metern Höhen und mit einem Jetantrieb Distanzen von bis zu 200 km ermöglicht. GSG9 und KSK sollen damit ausgestattet werden. Die britische SAS scheint eher eher skeptisch zu sein.
Fallschirmspringen ist eine Leidenschaft für Zivilisten und Extremsportler, andererseits seit Anbeginn an eine militärische Disziplin. Galten früher die langsam herabschwebenden Truppen für gegnerisches Feuer als besonders gefährdet, so scheint sich nun dieser Trend mit neuen Gleitsystemen umzukehren. Das Militär schielt für seine Sondereinheiten zunehmend auf zivile Trends der Extremsportarten B.A.S.E. Jump und Skydiving, adaptiert deren jüngste Sprungtechniken und Systeme. Mit dem Effekt, dass man sich nahezu unverwundbare und vor allem nicht aufspürbare Krieger vorstellt, die in einem langen lautlosen Gleit- und Sinkflug hinter feindliche Linien vordringen können und somit als Sondereinsatzkräfte im „Globalen Krieg gegen den Terror“ reüssieren sollen.
Beim B.A.S.E. Jump, eingedeutscht mit Objektsprung, im Englischen steht es für B (building) A (antenna) S (span = Brücke) und E (earth), wurden die futuristischen Fluggeräte angedacht. Der Australier Glenn Singleman sprang in den frühen 1990er Jahren von den Trango-Towers in Pakistan in über 6.200 m Höhe im freien Fall ab und öffnete erst kurz vor dem Boden seinen Schirm. Seitdem haben sich die Sprünge von ganz hohen Bergen in gleitende Sturzflüge verwandelt. Ein russisches B.A.S.E. Jump Team sprang im Juli 2004 vom Amin Brakk im Karakorum in Pakistan aus über 5.500 m Höhe bereits mit einem Flügelanzug.
Glenn Singleman wiederum sprang Anfang Juni 2006 vom 6.604 m hohen Meru im indischen Himalaya, wobei die bei diesen Sportarten entwickelten Fluggeräte offenbar bereits an die militärischen Versionen erinnern.
Die Elektroniksystem- und Logistik-GmbH (ESG) entwickelt nun gemeinsam mit dem Special Parachute Equipment and Logistics Consortium (SPELCO) - beide in München ansässig - ein neues System mit dem Namen GRYPHON. In der Presseerklärung heißt es dazu:
Das Gleitfallschirmsystem soll zukünftig durch ein besonderes Subsystem, das im Augenblick in der Entwicklungsphase ist, ergänzt werden: einen modularen Flügel mit dem Namen GRYPHON, der mit dem Fallschirm verbunden wird. Die Soldaten sollen damit in Zukunft mit bis zu 200 km/h durch die Luft gleiten. Die Flugdauer bis zum Boden verringert sich dabei von rund 45 Minuten auf etwa 15 Minuten.
GRYPHON soll 2007 einsatzreif und ideal geeignet sein für „total covert action.“ Der Deltaflügel aus Kohlefaser soll überdies eine extrem geringe Radarsignatur haben und somit nicht detektierbar sein.
Georg Schöfbänker ist Politikwissenschafter und betreibt das Österreichische Informationsbüro für Sicherheitspolitik und Rüstungskontrolle in Linz.