Hindu-Nationalisten versuchen auch die Deutsche Welle zu instrumentalisieren
Seite 2: Es wird hammerhart kommen
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Die Hitze hat schon jetzt in vielen Städten Indiens die 40-Grad-Celsius Marke erreicht - in der 5,5-Millionen-Einwohnerstadt Ahmedabad im Bundesstaat Gujarat sind es sogar 44 Grad Celsius.
Da bedeuten 12 Stunden Arbeit am Tag eine ganz andere Nummer. In vielen anderen Städten werden die Temperaturen bald an die 50-Grad-Marke heranreichen: Denn im Juni 2019 hatte das Thermometer sogar in der indischen Hauptstadt Delhi bis auf 48 Grad Celsius angezeigt.
Dazu stellt sich die Zentralregierung nach eigener Aussage auf einen Zwei-Fronten-Kampf ein: Neben Covid-19 und den aktuellen Anstrengungen gegen Hunger prognostiziert sie eine riesige Heuschreckenplage.
Doch es wird mehr als ein Kampf an zwei Fronten werden. Oder hat die Regierung die Wasserkrise vergessen, über die auch auf Telepolis schon mehrfach berichtet wurd? Die Wasserkrise ist ein ebenso hingenommener Preis fürs Wirtschaftswachstum, damit die Stadtverdichtung ungehindert weitergehen konnte; der Immobilienmarkt ist ein wichtiger Wirtschaftszweig.
Nur kann der Regen wegen der Bodenversiegelung nicht mehr ins Grundwasser sickern - die 10-Millionen-Einwohnerstadt Chennai stand so im letzten Sommer ohne Trinkwasser da und musste aus dem benachbarten Bundesstaat Kerala per Zug mit Wasser versorgt werden. Dazu geht in 20 anderen indischen Großstädten das Grundwasser aus.
Da 70 Prozent des Oberflächenwassers in Indien verdreckt sind, scheiden die Flüsse in der Regel als Trinkwasserquelle aus. Auch in der 20-Millionen-Einwohnermetropole Delhi ist der Hausfluss Yamuna eine Kloake. Genauso der Mithi River in Mumbai oder der Adyar in Chennai. Anschließend kommt der Monsun, der sich mit dem Klimawandel verändert hat.
Während des Südwest-Monsuns zwischen Juni und September gehen in der Regel 2100 mm Niederschläge auf Mumbai nieder. Im letzten Jahr hatte die Metropole schon innerhalb dreier Tage 1000 mm Regen. Da das zugebaute Mumbai den Regen nicht aufnehmen konnte, kam es zu schweren Überschwemmungen.
Das Offensichtliche sprach dann im letzten Jahr auch Shoko Noda aus, Vertreterin der UNDP (United Nations Development Programme) in Indien: "Ob Luftverschmutzung oder Wassermangel: Die Ärmsten trifft es am härtesten", sagte sie gegenüber dem Indien Express.
Damit hier kein Missverständnis entsteht: Covid-19 ist auch für Indien eine gefährliche Krankheit, gegen die es noch keine Impfung gibt. Welchen Schaden der Virus in Indien schon angerichtet hat oder noch anrichten wird, ist nicht wirklich abzusehen, weil in Indien einfach zu wenig getestet wurde und wird.
Dafür macht Indien jetzt auch eine chinesische Firma verantwortlich bei der 650.000 Testkits bestellt worden sind - laut des Council of Medical Research sind die Tests aus China einfach zu ungenau. Die chinesische Botschaft in Delhi wehrte sich am 27. April offiziell durch ihren Pressesprecher Ji Rong gegen die Beschuldigung, Produkte aus China seien fehlerhaft.
Luftverschmutzung, vermeidbare Krankheiten und die Folgen eines miserablen staatlichen Gesundheitssystems spielen mindestens in der gleichen Gefahrenliga wie Covid-19.
Was die knallharte Ausgangssperre in Indien wirtschaftlich anrichtet, wird dagegen mit jedem Tag klarer: In Assam und Darjeeling blieb die Frühlingsernte des sogenannten first flush nahezu ungepflückt stehen: Die Verluste werden auf 110 Millionen Kilogramm Tee geschätzt.
Dass auch das Geschäft mit dem Tee in Indien ein dreckiges ist, zeigte im letzten Jahr die Rosa-Luxemburg-Stiftung mit einer Studie auf: In Darjeeling bekommen die Teepflücker 1,4 bis 2,8 Prozent des Verkaufspreises, der in Deutschland erzielt wird. Mit 177 Rupien beträgt der Mindestlohn in Darjeeling nicht einmal zwei Euro am Tag (Ausbeutung von Indien bis nach Deutschland).
Auch das nächste Virus ist mit Hilfe von Billigproduktion "schon in Arbeit", die ersten "Superbugs" sind schon da. Gemeint ist die Antibiotika-Herstellung in Indien. In einer der Hochburgen in Hyderabad werden die Abwasser der Pharmaindustrie nahezu ungefiltert in die Flüsse geleitet. In Gewässerproben rund um die Pharmafabriken in Hyderabad wurden die Grenzwerte von Antibiotika sowie Pilzmedikamenten zum Teil um das Tausendfache überschritten.
Auch multiresistente Superkeime wurden gefunden. Was "wir" damit zu tun haben? Fast alle großen deutschen Generikahersteller - wie Ratiopharm, Hexal oder Stada - lassen ihre Wirkstoffe auch in Indien produzieren. Dazu bringen 20 bis 70 Prozent der Indien-Touristen resistente Erreger angeblich mit nach Hause.
Bis jetzt waren das auch in unseren Medien nur Randthemen. Umso erfreulicher, wenn in der jetzigen Corona-Krise, in der auch bei uns vielen alternativen Medien die Werbegelder wegbrechen, sich ein "alternatives" Medium in Indien zur Wehr setzt: WION TV hat die Ankündigung von der angeblichen Partnerschaft mit der Deutschen Welle mittlerweile von ihrer Webseite genommen.