Hisbollah will die Drohne nach Israel geschickt haben
Offenbar hatte die israelische Luftwaffe Schwierigkeiten, die Drohne abzuschießen, nach den iranischen Revolutionsgarden hat sie den Dimona-Reaktor erreichen können
Am Samstag hatten israelische Kampfflugzeuge eine Drohne abgeschossen, die vom Meer aus bis in die Wüste Negev womöglich auf dem Weg Richtung des AKW Dimona vorgedrungen war. Man habe sie aus Sicherheitsgründen erst so spät abgeschossen, sie aber schon über dem Meer entdeckt. Vermutet wurde, dass die Drohne von den Hisbollah, die die Drohne nur über das Meer und dann nach Israel steuerten, um nicht gleich der Tat bezichtigt werden zu können oder um die Sicherheitsvorkehrungen des israelischen Militärs zu testen (Israelische Luftwaffe schoss Drohne über der Negev-Wüste ab).
Es war nicht die erste Drohne der Hisbollah, die über Israel flog - und die Hisbollah, die sich gestern dazu bekannte, hat sie primär als Warnung verstanden. Diese hat dieses Mal auch in Israel eingeschlagen. Unmittelbar darauf wurden an die nördliche Grenze zu Libanon Patriot-Luftabwehrsysteme verlegt. Um die Wehrhaftigkeit zu demonstrieren, stellt das israelische Militär ein Video ins Netz, auf dem der Abschuss der Drohne zu sehen ist.
Israel ist zusammen mit den USA wohl das Land, das in der Drohnentechnik am weitesten fortgeschritten ist. Womöglich aber hat die damit erlangte Überlegenheit überschätzt und zu wenig daran gedacht, dass die Gegner auch bald mit ähnlicher Technik zurückschlagen könnten, was das gesamte Kräftespiel verändern würde. Schon beim Libanonkrieg hat die Hisbollah gezeigt, dass sie den Funkverkehr des israelischen Militärs und deren Handygespräche abhören, aber sich selbst vor Lauschangriffen schützen konnte (Hisbollah konnte die Funkkommunikation des israelischen Militärs mithören). Zudem hatte die Hisbollah ein gut geschütztes Bunker- und Wegesystem angelegt. Nach dem Krieg begann die Hisbollah, unterstützt von Iran und Syrien, sich für einen nächsten Krieg vorzubereiten, u.a. mit Raketen, die ganz Israel erreichen können, oder auch, wie vermutet wird, mit Flugabwehrwaffen.
Im Hisbollah-Sender al-Manar verkündete Hisbollah-Chef Sayyed Nasrallah gestern, dass die Organisation eine moderne iranische Drohne vom Libanon aus in die "besetzten Gebiete Palästinas" geschickt habe: "Sie flog Hunderte von Kilometern über das Meer, bis sie in den feindlichen Luftraum eindrang und dort im südlichen Teil der besetzten Gebiete Dutzende von Kilometern über wichtige Einrichtungen und Stützpunkte flog, bevor sie über Dimona vom Feind abgeschossen wurde."
Nasrallah stellt dies so dar, als habe die israelische Luftwaffe erst spät die Drohne abschießen können, in Israel wird dies bestritten. Warum die Drohne aber erst so spät abgeschossen wurde, geht aus den Erklärungen nicht hervor. Nasrallah macht auch klar, wie er den Drohnenflug verstanden haben will: als Drohung vor einem nächsten Krieg, für den man weitere "Überraschungen" parat habe. Man werde weitere Drohnen nach Israel schicken und dort jeden Ort erreichen. Im August hatte er gewarnt, die Hisbollah habe Raketen, die jedes Ziel in Israel erreichen und das "Leben von Millionen von Israelis zur wirklichen Hölle" machen können.
Nicht ganz d'accord mit dem Hisbollah-Chef scheinen die iranischen Revolutionsgarden zu sein, die für sich beanspruchen, die Drohne gestartet und gelenkt zu haben, zumindest wenn man dem saudischen Sender al-Arabiya glauben will, der allerdings schon seit einiger Zeit zur puren Propaganda gegen Syrien, Iran, Russland und der Hisbollah übergegangen ist. In iranischen Medien hatten die Revolutionsgarden nur erklärt, dass das israelische Militär die Drohne aus Unvermögen erst kurz vor dem Reaktor abschießen konnte, und ansonsten wohl die Reaktion Israels und der Weltöffentlichkeit abgewartet.
Jetzt soll, wie auch israelische Medien weitergeben, die Revolutionsgarde behaupten, die Drohne habe ihre Mission vor dem Abschuss beendet und Bilder vom Dimona-Reaktor gemacht, wo Israel das Material für seine Atombomben herstellt. Ein israelischer Ex-Luftwaffenoffizier meinte allerdings, die Drohne habe nichts anderes aufnehmen können als das, was man auf Google Earth auch sehen könne.
Offenbar hat die erste Luft-zu-Luft-Rakete vom Typ Panther die Drohne nicht getroffen. Erst eine zweite, von einem anderen Kampfflugzeug abgeschossene Rakete konnte sie abschießen. Während in al-Manar dies natürlich als Scheitern dargestellt wird, da zudem auch der Flugverkehr auf dem Ben-Gurion-Flughafen eingestellt wurde, sagen israelische Offiziere, dass dies nicht verwunderlich sei, wenn man die Größe der Drohne berücksichtige. Sowieso hätte keine andere Armee der Welt das Eindringen einer solchen Drohne verhindern können.