Hitze: Sommer der Rekorde
Eine erneute Hitzewelle verschafft Mitteleuropa einen Eindruck davon, wie sich die Klimakrise anfühlen kann
Es wird heiß, sehr heiß. Der heutige Donnerstag wird vermutlich einer der heißesten Tage des schon bisher an Hitzetagen nicht armen Jahres werden. Mancherorts könnte es neue lokale Temperaturrekorde geben.
Für fast ganz Deutschland gab es am Donnerstagmorgen Hitzewarnungen des Deutschen Wetterdienstes, DWD. Nur ein kleiner Streifen an den Küsten war ausgenommen, im äußersten Südwesten, am baden-württembergischen Rheinufer, wurde gar vor extremer Hitze gewarnt.
Bei den derzeitigen Temperaturen sollte unbedingt darauf geachtet werden, dass genug, das heißt, mehr als gewöhnlich getrunken wird. Besonders alte Menschen und Kinder sind gefährdet, weil sie das Trinken oft vergessen. Dehydrierung kann lebensbedrohlich werden.
Sommer der Hitzerekorde
Schon der Juni war viel zu warm gewesen und der Juli 2022 war "mehr mediterran als typisch mitteleuropäisch", wie der DWD in seiner Rückschau auf den vergangenen Monat schreibt. Den vorläufigen Höhepunkt des Hitzesommers hatte der 20. Juli gebracht, als vielerorts Tageshöchstwerte von etwas über 40 Grad Celsius gemessen wurden. Selbst in Rostock Warnemünde, unmittelbar an der Ostsee, kletterte das Thermometer auf unglaubliche 38,4 Grad Celsius. (Hier können die Stationsdaten der letzten 365 Tage aus aller Welt eingesehen werden.)
Mit der Hitze kommt die große Trockenheit, die die Wälder lichterloh brennen lässt. Manchmal reicht der Funkenschlag von Erntemaschinen, um einen Brand auszulösen, oder auch "mehrere große Explosionen" auf einem Sprengplatz der Polizei, über die der Sender RBB am Donnerstagmorgen berichtete.
Mindestens 1,5 Hektar des Berliner Grunewalds wurden in Brand gesetzt, der Regional- und S-Bahnverkehr in den Südwesten wurde unterbrochen. Gelöscht werden konnte vorerst nicht, denn auf dem Platz lagern „bis zu 50 Tonnen Kampfmittel“. Was man eben in der Hauptstadt so für Verkehrskontrollen und den Umgang mit Demonstranten braucht.
Die große Dürre
Die Hitze ist übrigens nicht die Ursache der Trockenheit, allerdings ein verstärkender Faktor. Je wärmer es ist, desto mehr Wasser kann verdunstet werden. Um also bei steigenden Temperaturen die gleiche Menge Wasser in Flüssen, Seen und im Boden für Mensch, Tier und Pflanzenwelt zur Verfügung zu haben, müsste es also mehr regnen.
Doch das Gegenteil ist der Fall. Der Dürremonitor des Umweltforschungszentrums in Leipzig zeigt zwischen Rhein und Oder sehr viel Rot, das für extreme und außergewöhnliche Dürre steht. Von Trockenheit gänzlich verschont ist nur der Westen Schleswig-Holsteins und ein paar vereinzelte Flecken an der niedersächsischen Nordseeküste.
In weiten Teilen des Landes regnet es aktuell seit Beginn des Frühjahrs, vereinzelt sogar bereits seit letztem Herbst zu wenig. Eine ähnliche, aber wegen der temperaturbedingt höheren Verdunstungsraten noch kritischere Situation herrscht unter anderem vielerorts in Spanien und Frankreich.
Besonders dramatisch ist die Lage in Norditalien, wo es seit über einem Jahr viel zu wenig regnet, die Behörden wegen bedrohter Wasserversorgung den Notstand ausgerufen haben, und der Po, der große Wasserspender der Region, nur noch ein dünnes Rinnsal ist.
Ansonsten kündigt sich für West- und Mitteleuropa die nächste Hitzewelle bereits für Mitte August in den Wettervorhersagen an. Allerdings sind die langfristigen Vorhersagen noch immer wenig verlässlich, sondern stellen eher Hinweise auf mögliche Entwicklungen als handfeste Aussagen über zu erwartende Ereignisse dar.
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