Hollywood-Streik: Happy End, aber noch lange kein Ende in Sicht
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USA: Fünf Monate streikten die Autoren. Es geht nicht nur um Geld und KI, sondern um wichtige Weichen für die Zukunft. Warum das auch uns Normalsterbliche betrifft.
Der sogenannte Hollywood-Streik zwischen Autoren und Produzenten ist Anfang dieser Woche zu Ende gegangen. Endlich, dachten sich viele und na ja, was soll’s, wohl die meisten. Was in all den Monaten des Streiks auffiel: Egal, mit wem man gesprochen hat, es hat niemanden wirklich interessiert.
Klar, das mit der KI ist ein Problem, ist zu hören. Nie ausgesprochen dagegen, aber selbst bei Leuten aus der Branche oft mitschwingend: Autoren und Schauspieler in Hollywood, echt jetzt, ausgerechnet Leute, die sich sowieso immer zu wichtig nehmen und Millionen verdienen? Was geht mich das an? Vielleicht ist das zu kurz gedacht?
Was ist dran an der Einschätzung von Brancheninsidern, dass diese Streiks weltweit die Weichen für die Wirtschafts- und Arbeitswelt der nächsten Jahre stellen werden?
Die erste Schlacht gewonnen
Als am späten Sonntagabend WGA und AMPTP eine Einigung zur Beendigung des fast fünfmonatigen Autorenstreiks erwirkt haben, klang das nach einem der üblichen Hollywood-Happy-Ends. Aber es ist nur eine erste Schlacht gewonnen.
Die Verhandlungsführer der Writers Guild of America (WGA) hatten zusammen mit den großen Studios und Streaming-Anbietern, Mitgliedern der Alliance of Motion Picture and Television Producers (AMPTP), am Sonntag nach fünf zähen Monaten und schließlich fünf aufeinanderfolgenden Verhandlungstagen endlich eine Einigung erzielt.
Vorausgegangen war, dass die AMPTP bis zum Ablauf der vertraglichen Fristen im April keinerlei Entgegenkommen gezeigt hatte, mit dem klaren Kalkül, dass den Studios das Aussitzen des dann unausweichlichen Streiks unterm Strich billiger kommen würde.
Warum die Parteien sich jetzt Ende September scheinbar so plötzlich am Verhandlungstisch zusammenfinden konnten, wo vorher monatelang überhaupt nichts gegangen war, ist vor allem dem "Oktober-Gespenst" zu verdanken: Die wichtigsten Vertragsverhandlungen müssen vor dem 1. Oktober festgezurrt werden, um damit die nächste Saison, 2024, abzusichern. Für die Studios, versteht sich.
KI-Einsatz bei Drehbüchern
Das Kleingedruckte der Formulierungen rund um den Einsatz generativer KI bei der Produktion von Inhalten war einer der letzten Punkte, an denen die Parteien vor Abschluss des Pakts arbeiteten. Derzeit ist die rechtliche Lage zwischen Text-KIs und urheberrechtlich geschütztem Material unklar.
Die Vereinbarung sieht vor, dass KI nicht zum Schreiben oder Umschreiben von Drehbüchern verwendet werden darf und dass KI-generierte Texte nicht als Ausgangsmaterial gelten können, damit Autoren aufgrund von KI keine Credits verlieren.
Ich mache mir keine Sorgen um die Technologie, ich mache mir Sorgen um die Unternehmen, die etwas, das ehrlich gesagt nicht besonders gut ist, benutzen, um unsere Arbeitsbedingungen zu untergraben.
Comedy-Autor Adam Conover
Der letzte Autorenstreik 2007 bis 2008 dauerte vier Monate und betraf hauptsächlich die "neuen Medien". Eine weitsichtige Forderung damals, als "neue Medien" lediglich als Inhalte definiert wurden, die mithilfe neuer digitaler Technologien erstellt oder verbreitet werden. Pipifax also. Bis dann Streaming kam.
Streik der Schauspieler
Nach der Einigung zwischen den Hollywood-Autoren und den Filmstudios richten sich nun alle Augen auf den Streik der Schauspieler. Am 17. Juli hatte sich auch die SAG-AFTRA (The Screen Actors Guild - American Federation of Television and Radio Artists) dem Streik angeschlossen. Ein Novum, dass sowohl die WGA als auch die SAG gleichzeitig gegen die AMPTP streiken.
Ich kann nicht glauben, wie die Studios sich auf Armut berufen, während sie gleichzeitig ihren CEOs Hunderte von Millionen Dollar nachwerfen. Das ist widerwärtig. Schande über sie.
SAG-Präsidentin Fran Drescher
In ihrer Rede gab Drescher einen Einblick in den Stand der vorherigen Verhandlungen: "Ich bin in die Besprechungen gegangen im ernsthaften Glauben, einen Streik abwenden zu können. Aber sie blieben hinter verschlossenen Türen, sagten unsere Treffen immer wieder ab. Sie ließen uns keine Chance. Was wir letztendlich von ihnen bekamen, war, was meine Mutter ‘a leck and a schmeck’ nennen würde."
Bei der Ankündigung ihres Streiks Anfang Mai hatte auch die WGA erklärt, dass die vorausgegangenen mehrwöchigen Verhandlungen mit Studios wie Netflix, Amazon, Apple, Disney, Warner Bros, NBC, Paramount und Sony erschreckend ergebnislos verlaufen waren:
Die Reaktionen der Studios angesichts der existenziellen Krise, in der sich die Autoren befinden, waren völlig unzureichend.
WAG
Reiche Streikende?
Etwa 95 Prozent der Autoren und SAG-AFTRA-Mitglieder können nicht von dem Einkommen aus ihrem Beruf leben.
Dementsprechend hoch war die Prozentzahl der Autoren, die für einen Streik stimmten.
Mit der erfolgreichen Beendigung der Verhandlung war der Autorenstreik noch nicht aufgehoben, bevor die Vereinbarung von den Mitgliedern der WGA vollständig ratifiziert wurde.
"Die Gewerkschaftsführer haben einstimmig beschlossen, die einstweilige Verfügung aufzuheben und den Streik am Mittwoch, dem 27. September, zu beenden", erklärte die WGA am Dienstag.
Der 148-tägige Autorenstreik, der zweitlängste in der Geschichte der Writers Guild of America, hatte rund 11.500 Mitgliedern jedwede berufliche Aktivität untersagt, egal ob Pitching, Verkauf von Drehbüchern, Teilnahme an Meetings oder auch nur schriftliche Korrespondenz.
Seit Streikbeginn sind etliche Filme verschoben worden, darunter Deadpool 3 und Avatar 3 (okay, da waren wir das Warten ja gewöhnt) und natürlich viele Serien, von denen manche möglicherweise gar nicht mehr realisiert werden.