Humanitäre Hilfe für Krankenhäuser in Lugansk aus Thüringen
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Thüringer Abgeordnete geben keine Unterstützung für die Hilfsorganisation, die Regierung von Thüringen schweigt, das Außenministerium vermeidet öffentliche Unterstützung
Ein langer Zwanzig-Tonnen-Laster mit grauer Plane rumpelte am 11. September auf den Hof der Hilfsorganisation "Bumerang des Guten" in Lugansk. Es ist die Hauptstadt der selbsternannten "Volksrepublik Lugansk". An der Demarkationslinie zur Ukraine wird immer noch geschossen.
Es war bereits der siebte Zwanzig-Tonner mit ausgemusterter medizinischer Ausrüstung aus Thüringer Krankenhäusern, den das Aktionsbündnis "Zukunft Donbass" in den letzten zwei Jahren in das Kriegsgebiet Donbass geschickt hat. Die meisten Transporte gingen an Krankenhäuser in der "Volksrepublik Lugansk". Partnerorganisation der Initiative aus Jena ist die Hilfsorganisation "Bumerang des Guten", welche von der Regierung in Lugansk zum Empfang der Hilfe und der Weiterverteilung bevollmächtigt wurde.
Nachdem der siebte Laster in Lugansk angekommen war, wurden multifunktionale Krankenhaus-Betten, Beistelltische und Verbandsmaterial ausgeladen. Die kostenlos von Thüringer Krankenhäusern abgegebene Ausrüstung wurde zunächst bei der Hilfsorganisation "Bumerang der Güte" eingelagert und dann auf Krankenhäuser in Lugansk, Perwomajsk und Stachanow verteilt.
Um nach Lugansk zu fahren, muss der Lastwagen aus Jena 3.000 Kilometer durch Weißrussland und Russland fahren. Der direkte Weg durch die Ukraine ist versperrt. Der Rechte Sektor und die ukrainischen Soldaten an der Demarkationslinie zu den "Volksrepubliken" hätten schon mehrmals humanitäre Transporte gestoppt und sogar Hilfsgüter beschlagnahmt, berichtet Raissa Steinigk vom Jenaer Aktionsbündnis. Dass dies so ist, sei auch vom Deutschen Roten Kreuz bestätigt worden. Auch das DRK-Deutschland, das selbst nicht in den "Volksrepubliken" tätig ist, halte es für angebracht, die Ukraine zu umfahren.
Das Aktionsbündnis aus Thüringen ist eine der wenigen Initiativen, die Hilfslieferungen aus Deutschland in die selbsternannten Volksrepubliken transportieren. Die großen deutschen Stiftungen und humanitären Organisationen leisten keine Hilfe in den "Volksrepubliken". Man hält sich an die Weisung der Regierung in Kiew: Keine Hilfe für die Separatisten.
Eine deutsch-ukrainische Familie packt an
Die Transporte aus Thüringen werden vom "Aktionsbündnis Zukunft Donbass" aus Jena organisiert (Spendenkonto ). Treibende Kraft der Initiative sind Raissa Steinigk und ihre Tochter Iwana. Auf zwei Reisen nach Lugansk haben sich die beiden Frauen vor Ort über die Lage in den Krankenhäusern von Lugansk informiert und mit den Ärzten besprochen, welche Hilfs-Lieferungen sinnvoll sind.
Raissa Steinigk ist in der Ukraine geboren. Sie ist mit einem Deutschen verheiratet und lebt seit 40 Jahren in Deutschland. Das Leiden der Menschen im Donbass hat ihr keine Ruhe gelassen. Raissa ist aber keine Frau, die still jammert. Sie ist eine Frau der Tat. Sie gründete das Aktionsbündnis und wacht nun persönlich darüber, dass mit den Transporten alles klappt. Sie macht die Papiere für den Zoll fertig und weil sie inzwischen schon so gut eingearbeitet ist, sind auch andere private Initiativen und Einzelpersonen aus Deutschland, wie der Verein Friedensbrücke aus Berlin auf Frau Steinigk aufmerksam geworden. Man organisiert jetzt gemeinsame Transporte oder lädt Spenden von Privatpersonen mit auf die Laster nach Lugansk.
Besonders benötigt: Beatmungs-Apparate und Defibrillatoren
In einem Gespräch schildert Wladimir Wolkow, Leiter der Intensiv-station im Multifunktionalen Krankenhaus von Stachanow, wie wichtig die multifunktionalen Betten aus Thüringen für sein Krankenhaus sind. Die aus Thüringer Krankenhäusern ausrangierten Betten erleichterten dem Pflegpersonal die Arbeit und sie seien auch angenehmer für die Patienten. Denn die normalen Betten im Krankenhaus von Stachanow sind uralt. Kopf- und Fußbereich können gar nicht oder nur schwer hochgestellt werden. Die neuen multifunktionalen Betten aus Thüringen sind im Gegensatz zu den alten Betten fahrbar. Auch das ist eine große Erleichterung für das medizinische Personal.
Weitere Hilfe sei sehr wünschenswert, sagt der Arzt. Besonders brauche man Apparate für die künstliche Beatmung der Lungen, Monitore und Defibrillatoren. Man habe diese Geräte. Die seien aber schon zehn Jahre alt und damit an der Grenze ihrer Nutzungsdauer.
Die Initiative aus Jena hat in den letzten zwei Jahren nicht nur gebrauchte Krankenhausbetten, sondern auch Nachttische, gynäkologische Stühle, Operationstische, Frühchen-Brutkästen, Verbandsmaterial, und Sanitär-Technik zu Krankenhäusern in Lugansk, Perwomajsk und Stachanow geschickt.
Das Außenministerium will die Hilfe nicht an die große Glocke hängen
Es sind die kleinen privaten Organisationen, die dafür sorgen, dass das Ansehen Deutschlands in Lugansk und Donezk etwas aufgebessert wird. Doch das deutsche Außenministerium hat keinen Mut die humanitäre Hilfe aus Thüringen öffentlich zu unterstützen.
Raissa Steinigk berichtet, sie sei vom deutschen Außenministerium angerufen worden. Man habe ihr gesagt, dass sich die ukrainische Botschaft beim deutschen Außenministerium beschwert hat. Bei dem Anruf aus dem deutschen Außenministerium habe man ihr gesagt, das, was die Initiative aus Jena tue, sei "illegal". Insgesamt sei das Telefon-Gespräch mit dem Außenministerium in Berlin aber gut gewesen, sagt Steinigk im Skype-Gespräch mit RT deutsch. Man habe ihr gesagt, dass sie "das Leben der medizinischen Geräte verlängern soll".